Der Wert des Leidens und des Gebetes als Waffen zur Befreiung der Welt von der Sünde

Gottes Schöpfung ist unaufhörlich in einen Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen verwickelt. Das Böse findet seinen Ursprung bei den aufsässigen Engeln (den Engeln, die sich gegen Gott aufgelehnt haben und die aus dem Grunde aus dem Himmel vertrieben worden sind. Seitdem werden sie „Teufel” genannt.)

Gott hat den Menschen heilig erschaffen. Heiligkeit bedeutet: leben in vollkommener Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes (totale Liebe zu Gott und zu dem Nächsten und Anstreben der Reinheit im Geist, im Herzen und im Körper). Ein heiliger Mensch gewährt den Bedürfnissen der Seele den absoluten Vorrang über den Bedürfnissen des Körpers. Die Bedürfnisse der Seelen (spirituelle Bedürfnisse) sind ausschließlich an der Erfüllung von Gottes Gesetzen orientiert. Aus dem Grunde sehnt sich die Seele nach Heiligkeit, nach der Erfahrung und der Äußerung der wahren Liebe (das heißt: der Liebe von Seele zu Seele), Gebet, Buße aus Liebe zum Nächsten, usw. Die Bedürfnisse des Körpers (materielle Bedürfnisse) sind an materiellen Interessen orientiert: Ernährung, Kleidung, Wohngelegenheit usw. In unserer Gesellschaft können diese Bedürfnisse praktisch nur durch Austausch von Geld (Kaufen und Verkaufen) befriedigt werden. Deshalb verfällt der Mensch so leicht der Versuchung des Geldes. Die Befriedigung unserer materiellen Bedürfnisse ist insofern unumgänglich, dass unser Körper in der Lage sein muss zu leben: der Körper ist Träger der Seele. Unsere Seele (der wahre Kern unseres Wesens) kann in dieser Welt nur leben, wenn unser Körper über Mittel verfügt, um am Leben zu bleiben. ABER... Gott erwartet vom Menschen, dass er ein heiliges Leben führt, DAS HEISST, dass er die Bedürfnisse des Körpers nur in dem Maß befriedigt, dass er am Leben bleiben kann und dass er im Übrigen alle seine Anstrengungen an den Bedürfnissen der Seele orientiert.

Hier liegt die Ursache aller Sündhaftigkeit. Sünde ist jede Abweichung oder Unzulänglichkeit gegenüber dem Gesetz Gottes. Der Mensch lässt sich sehr leicht zur Sünde verführen, weil er sich in die vermeintliche Notwendigkeit mitreißen lässt, er solle immer mehr körperliche Bedürfnisse befriedigen: allerhand Einflüsse (insbesondere von Seiten der Werbung, aber auch wegen des Sehnens nach Anerkennung durch den Mitmenschen) regen den Menschen dazu an, sich immer mehr Geld und Güter zu wünschen.

Der Mensch ist so beschaffen, dass er nur die Welt um sich herum sieht, nicht die übernatürlichen Dinge, die unserem Auge entzogen bleiben. Aus diesem Grunde neigt er vielmehr dazu, die Bedürfnisse des Körpers zu befriedigen (die mit dem Wahrnehmbaren zu tun haben), als die Bedürfnisse der Seele (die mit nicht wahrnehmbaren Dingen im Zusammenhang stehen). Die Kräfte des Bösen missbrauchen diese Neigung und verführen unzählige Menschen dazu, materiellen Bedürfnissen nachzujagen und die Seele zu vernachlässigen. Die Bedürfnisse der Seele (ebenso wie Gott, die Engel und Heiligen) sind mit unseren Sinnen nicht wahrnehmbar. Darin liegt die wichtigste Ursache des rasch anwachsenden Unglaubens und der zügellosen Sündhaftigkeit in der Welt.

Wie bereits erwähnt, wünscht Sich Gott, dass der Mensch heilig sei, damit Seine Schöpfung rein und heilig bleibe. Die Schöpfung bleibt nur dann gesund, wenn sie vollkommen nach dem Gesetz Gottes lebt. Alles, was von diesem Gesetz abweicht oder gegen dieses Gesetz verstößt (die Sünde!), versetzt die Schöpfung in Unordnung.

Gott ist allmächtig. Er könnte Seine Schöpfung zu jeder Zeit wieder gesund machen. Er tut das jedoch nicht ungebeten. Wieso? Gott hat den Menschen mit einem freien Willen geschaffen. Das heißt, dass Gott es dem Menschen ermöglicht, sein Leben frei zu führen, und dass er die Organisation der Welt der Menschheit überlässt. Da die Mehrheit der Menschen ein Leben führt, das in einem wichtigen Ausmaß, in vielen Hinsichten und sehr häufig von Gottes Gesetz abweicht, entfernt sich die Welt immer weiter vom Ideal der Heiligkeit, wonach Sich Gott so inständig sehnt.

Der Verfall der Welt ist also NICHT darauf zurückzuführen, dass Gott gleichgültig wäre, und NOCH WENIGER darauf, dass es keinen Gott gäbe! Die Kräfte der Finsternis strengen sich grenzenlos an, damit wir das alles glauben mögen. DAS ALLES SCHEINT NUR SO! Es kommt vielen undenkbar vor, aber der Verfall der Welt ist gerade auf Gottes Liebe zu dem Menschen zurückzuführen; denn Er respektiert unseren freien Willen und mischt Sich nicht in die Art und Weise ein, wie der Mensch die Welt verwaltet.

Heißt das, dass die Minderheit der Menschen, die durchaus ein heiliges Leben anstreben, zulassen soll, dass die Welt zerstört wird? IM GEGENTEIL. ES IST IHRE PFLICHT, DIE WELT UND SÄMTLICHE IRRENDEN SEELEN ZU GOTT ZURÜCKZUBRINGEN. Gott hat den Menschen eine mächtige Waffe geschenkt, die aber zu wenig und vor allem zu oft falsch benutzt wird: das Gebet. Gebet heißt: mit Gott sprechen. Durch das Gebet sagen wir Gott, dass wir Ihn aus freien Stücken darum bitten, Sich durchaus „in die Sachen der Welt einzumischen“. Alle Gebete zusammen, die auf dieser Welt mit Liebe ausgesprochen werden, nähren den gewaltigen Strom der Gnaden, der bereits durch die Leiden Jesu und die Leiden von Menschen (zum Beispiel der heiligen Märtyrer!) gebildet wurde. Aus dieser Quelle der Gnaden wird geschöpft, um die Seelen zu reinigen und die Welt zu retten. Dazu gilt noch, dass die Kraft eines Gebetes in dem Maß zunimmt, wie die Seele, die es ausspricht, heiliger ist (es ist dann reiner, ja, eine „schönere Blume”). Wir sollten auch aus diesem Grunde dafür sorgen, dass wir immer im Stand der Gnade leben (durch eine regelmäßige, gründliche Beichte mit aufrichtiger Reue und durch ein heiliges Leben). Unsere Reinheit und unser liebevolles Gebet machen für viele Seelen einen Unterschied, d. h. sind ihnen nicht einerlei! Bedenken wir, dass es dem Gebet der frommen Seelen durch alle Zeiten hindurch zu verdanken ist, dass unsere Welt nicht bereits vor Jahrhunderten völlig verloren gegangen ist! Ohne sie wäre Gott davon ausgegangen, dass die Menschheit Seine Vermittlung nicht wünscht.

Außer dem Gebet gibt es noch ein zweites Mittel, um das Gleichgewicht in Gottes Schöpfung wiederherzustellen: das Leiden. Leiden ist eine Abbüßung von Sünden, indem man freiwillig Unbequemlichkeiten im Körper (Krankheit, Schmerz, Ermüdung) und/oder in den Gefühlen trägt (Herzeleid, Sorgen, seelische Qualen und eine unangenehme Lage nicht ändern können, usw.). Achten wir auf den Ausdruck „freiwillig tragen”: Leiden hat nur einen Wert zur Abbüßung von Sünden, wenn es in dieser Absicht Gott geweiht wird. Wir müssen schon zu Gott sagen: „Ich trage diese Leiden für Dich zwecks Reinigung der Welt / der Seelen / zwecks Bekehrung meines Nächsten, usw.“. Durch diese Aufopferung sagen wir Gott, dass wir einverstanden sind, dieses Leid zu tragen. Wir leisten keinen Widerstand dagegen. Leiden besitzt einen nicht abschätzbaren Wert zur Befriedigung der Bedürfnisse unserer eigenen Seele und der Seele unseres Nächsten und somit für die Heiligung von Gottes Schöpfung.

Der Glaubensmangel und die Sündhaftigkeit unter der Menschheit waren vor zweitausend Jahren so schlimm geworden, dass Gott beschloss, Seinen eigenen Sohn JESUS CHRISTUS in die Welt zu schicken, um durch Sein Leiden die Welt von der zerstörenden Macht der Sünde zu befreien. Die Welt hatte sich so weit von Gottes Gesetzen getrennt, dass Gott Sich nicht mehr mit der Menschheit versöhnen konnte und die Aussicht auf das himmlische Leben nach diesem irdischen Leben gesperrt hatte. Nur das aufgeopferte Leiden Seines eigenen Sohnes im Namen der ganzen Menschheit konnte Gott wieder mit der sündhaften Menschheit versöhnen. Aus diesem Grunde kam Jesus in die Welt als Mensch: nur ALS MENSCH konnte Er wahrhaftig leiden in Leib und Seele. Er hat das in einem unübertrefflichen Ausmaß getan, durch ein Leben voller Unbequemlichkeiten, Qualen und Betrübnissen. In schrecklichen Qualen von Gethsemani bis Golgatha erfolgte die Krönung der Leiden. Durch Sein Leiden und Seinen Tod hat Jesus die Sünden der Welt abgebüßt und die Menschheit in Gottes Augen wieder geheiligt. Genau das ist die Bedeutung des Ausdrucks „Jesus hat die Menschheit erlöst“: der Himmel ist für den Menschen nach Ablauf seines Lebens auf Erden nicht mehr verschlossen. Jesu Leiden verursachten einen solchen Ausgleich der Sündhaftigkeit in der Welt, dass die Welt nicht soweit herabsinken konnte, dass die Heiligkeit in ihr ganz verloschen ist. Wäre das Leiden Jesu nicht vollbracht gewesen, so wäre die Welt total und unwiderruflich dem Bösen verfallen. Einem solchem Risiko ist die Welt auch heute wieder ausgesetzt. In der Zeit nach Christus hat die Sünde der Menschen noch heftiger als zuvor gewütet, wodurch die heilende Wirkung der Leiden Christi erheblich beeinträchtigt worden ist.

Darum: Gott kann nicht dulden, dass der Mensch jegliche Verantwortung für die Wiederherstellung der Heiligkeit der Schöpfung auf Jesus, den Erlöser, abwälzt.

Um tatsächlich die Frucht des Erlösungsleiden Christi pflücken zu können, muss jeder einzelne Mensch „sein eigenes Kreuz auf die Schulter nehmen“: das heißt: er muss dazu bereit sein, das eigene Leiden in diesem Leben aufzuopfern (freiwillig zu tragen). In einem gewissen Ausmaß ist die Aufopferung von Leiden für die Heiligung unserer eigenen Seele notwendig (das heißt: um die eigene Seele für das ewige Leben im Himmel bereit zu machen, der nur heiligen Seelen zugänglich ist; denn in den Himmel kann nur dasjenige kommen, was mit Gott im Einklang ist). All dasjenige, was über dieses Maß hinaus aufgeopfert wird, wird für die Heiligung anderer Seelen benutzt, die nicht oder zu wenig aufopfern und beten.

Um diese Welt zu reinigen und zu retten, müssen wir also beten und unsere Prüfungen und Leiden akzeptieren.

Manchmal werden Gebete nicht erhört. In bestimmten Fällen ist das angebracht: Die Menschenseele weiß nicht, was ihr die Zukunft bringen wird. Sie hat keinen Überblick über all dasjenige, was in ihrer Lage eine Rolle spielt, usw. Gott weiß es durchaus. Darüber hinaus müssen wir Folgendes berücksichtigen: die Änderung einer Lage benötigt ein gewisse Menge an Gebeten. Manche Sachen benötigen recht viele Gebete, weil in vielen Fällen vieles beeinflusst werden muss, damit eine Lage völlig geändert werden kann. Halten wir uns das nachfolgende Bild vor Augen: ein Gebet, das in einer gehörigen Weise gebetet wird (aufmerksam, ehrfürchtig und liebevoll), ist wie eine Blume, und die abzuändernde Lage ist wie ein leerer Korb. Erst dann, wenn der Korb sich ganz mit Gebetsblumen gefüllt hat, kann die Absicht erhört werden, vorausgesetzt, Gott ist mit der Absicht einverstanden (das heißt: unter der Bedingung, dass die Absicht zu Gottes Gesetz passt). Darum gilt es, nicht aufzugeben, wenn man für die Dinge betet, an die man wirklich glaubt; denn kein einziges Gebet geht verloren. Lassen wir uns durch die Sündhaftigkeit der Welt nicht entmutigen. Lassen wir uns von niemandem davon überzeugen, dass Gebet sinnlos wäre; denn nur der Teufel will uns diesen Glauben einflüstern!

Den größten Wert in Befreiung der Welt von der Sünde erhalten unsere Gebete und unsere Leiden, wenn wir uns Maria hingeben, der Mutter Jesu, unserer Miterlöserin unter dem Kreuze, unserer Vermittlerin aller Gnaden und Fürsprecherin bei Gott. Maria führt Seelen, die Ihr ganz hingegeben sind, zur Heiligkeit. Eine beträchtliche Zahl großer Heiliger in der Geschichte hatte sich Maria geweiht. In dieser Weihe verzichten wir auf den eigenen Willen. Durch totale Weihe wird unser ganzes Leben zum ununterbrochenen Opfer. Maria verwendet Opfer ihr hingegebener Seelen zur Heiligung der Welt; denn Ihr ist die Führung von Gottes Plan anvertraut worden, Befreiung der Seelen vom Bösen. Deshalb ist gesagt worden, dass die Allerheiligste Jungfrau Maria, die Unbefleckte Empfängnis, der höllischen Schlange den Kopf zertritt. Sie wird den Satan endgültig besiegen. In Marias Macht über ihn will Gott die Stärke einer heiligen Seele aufzeigen. Weil Gott den freien Willen jedes Menschen achtet, bittet die Muttergottes uns, sich Ihr hinzugeben, um frei über unsere Gebete, Prüfungen, Buße usw. zur Rettung der Welt verfügen zu können. Deshalb:

- Weihen wir uns Maria (geben wir uns Ihr ganz hin, betrachten wir uns als Ihr Eigentum) und streben wir nach Heiligkeit.

- Lassen wir das Kreuz Jesu Christi in unser Herz und in unsere Seele strahlen. Verraten wir Jesus nie.

- Seien wir vorsichtig bei jeder Versuchung, bei der es um Geld oder materielle Dinge geht.

- Lassen wir uns durch nichts und niemanden entmutigen; denn der Geruch des Bösen vergeht im Duft der Blumen unserer Gebete und aufgeopferten Prüfungen.

Gelobt sei Jesus Christus, der Erlöser, verherrlicht sei Maria, der Schrecken der Dämonen; denn das Kreuz Jesu und der Fuß Marias werden die Welt retten mit unserem Gebet und aufgeopfertem Leiden als Lösegeld