Eucharistiefeier 

Die urchristliche Eucharistiefeier

Didache (100-120) 14, 9 und 10

Am Tage des Herrn kommet zusammen, brechet das Brot und feiert die Eucharistie. Zuvor aber bekennet euere Sünden, damit euer Opfer rein sei. Und wenn einer mit seinem Nächsten einen Streit hat, soll er sich nicht bei euch einfinden, bis sie versöhnt sind, damit euer Opfer nicht entweiht werde. So lautet ja der Ausspruch des Herrn: „An jedem Ort und zu jeder Zeit soll man mir ein reines Opfer darbringen; denn ich bin ein großer König, spricht der Herr, und mein Name ist wunderbar bei den Völkern.“ (Mal 1,11-14)

Hinsichtlich der Eucharistie haltet es so: Zuerst sprechet über den Kelch:

„Wir danken dir, unser Vater, für den heiligen Weinstock Davids, deines Knechtes, den du uns zu erkennen gabst durch Jesus, deinen Knecht. Dir sei Ehre in Ewigkeit.“ Und über das zu brechende Brot: „Wir danken dir, unser Vater, für das Leben und die Erkenntnis, die du uns kundgetan hast durch Jesus, deinen Knecht. Dir sei Ehre in Ewigkeit! Wie dieses Brot zuvor auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht zu einem wurde, so möge deine Kirche von den Enden der Erde zusammengebracht werden in dein Reich. Denn dein ist die Ehre und die Macht durch Jesus Christus in Ewigkeit.“

Aber niemand soll essen oder trinken von euerer Eucharistie außer denen, die auf den Namen des Herrn getauft sind; denn hierüber hat der Herr gesagt: „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben.“ (Matth 7,6) Nachdem ihr gesättigt seid, sollt ihr also Dank sagen:

„Wir danken dir, heiliger Vater, für deinen heiligen Namen, dem du in unseren Herzen eine Wohnung bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die du uns kundgetan hast durch Jesus deinen Knecht. Dir sei Ehre in Ewigkeit! Du, Herr, Allherrscher, hast alles erschaffen um deines Namens willen. Du hast den Menschen Speise und Trank zum Genuß gegeben, damit sie dir danken; uns aber hast du eine geistige Speise, einen geistigen Trank und ewiges Leben geschenkt durch deinen Knecht. Vor allem danken wir dir, weil du mächtig bist. Dir sei Ehre in Ewigkeit! Gedenke, Herr, deiner Kirche, daß du sie erlösest von allem Bösen und sie vollkommen machest in deiner Liebe. Führe sie, die du geheiligt hast, zusammen von den vier Winden in dein Reich, das du ihr bereitet hast. Denn dein ist die Macht und die Ehre in Ewigkeit. Es komme die Gnade und es vergehe diese Welt! Hosanna dem Gott Davids. Wer heilig ist, trete herzu! Wer es nicht ist, tue Buße! Maranatha!“

 

Die Heilmittel für die Unsterblichkeit

Ignatius von Antiochien (+110), Brief an die Epheser 20,2

Kommt ihr nun alle, Mann für Mann, jeder einzelne gemeinsam in Gnaden zusammen in einem Glauben und in Jesus Christus, der dem Fleische nach aus Davids Geschlecht stammt, dem Menschensohn und Gottessohn, um dem Bischof und dem Presbyterium zu gehorchen mit ungeteiltem Herzen, ein Brot brechend, das ist die Arznei zur Unsterblichkeit, die Medizin, die den Tod verhindert, vielmehr ermöglicht, fort und fort in Jesus Christus zu leben.

 

Der eucharistische Gottesdienst der frühchristlichen Gemeinden

Justin (+ 165) Apologie 65-67

Nach dem Bad [der Taufe] führen wir den, der gläubig geworden und uns beigetreten ist, zu jenen, die wir Brüder nennen, dorthin, wo sie versammelt sind, um gemeinschaftlich für uns selbst, für den, der erleuchtet worden ist, und für alle anderen auf der ganzen Welt inbrünstig zu beten, damit wir, nachdem wir die Wahrheit erkannt haben, gewürdigt werden, auch in Werken als tüchtige Mitglieder der Gemeinde und als Beobachter der Gebote erfunden zu werden und so die ewige Seligkeit zu erlangen. Haben wir das Gebet beendet, so begrüßen wir einander mit dem Friedenskuß. Dann wird dem Vorsteher der Brüder Brot und ein Becher mit Wasser und Wein gebracht. Er nimmt das und sendet Lob und Preis zum Vater aller Dinge durch den Namen des Sohnes und des Heiligen Geistes empor und spricht eine lange Danksagung dafür, daß wir dieser Gaben von ihm gewürdigt worden sind. Hat er die Fürbitten und das feierliche Dankgebet beendet, so stimmt das ganze Volk ein mit dem Worte „Amen“. Dieses Amen bedeutet in der hebräischen Sprache: Es geschehe! Nach der Danksagung des Vorstehers und der Zustimmung des ganzen Volkes reichen die, welche bei uns Diakonen heißen, jedem Anwesenden von dem unter Danksagung geweihten Brot, Wein und Wasser und bringen davon auch den Abwesenden.

Diese Nahrung heißt für uns Eucharistie. Daran darf nur teilnehmen, wer unsere Lehren für wahr hält, das Bad zur Nachlassung der Sünden und zur Wiedergeburt empfangen hat und nach den Weisungen Christi lebt. Denn nicht als gewöhnliches Brot und als gewöhnlichen Trank nehmen wir das; sondern wie Jesus Christus, unser durch Gottes Wort fleischgewordener Erlöser, um unseres Heiles willen Fleisch und Blut angenommen hat, so ist - wie wir belehrt worden sind - die durch ein von ihm selbst stammendes Gebet unter Danksagung geweihte Nahrung, mit der unser Fleisch und Blut durch Umwandlung genährt wird, Fleisch und Blut jenes fleischgewordenen Jesus. Denn die Apostel haben in den von ihnen geschriebenen Denkwürdigkeiten, welche Evangelien genannt werden, überliefert, es sei der ihnen erteilte Auftrag so überkommen: Jesus habe Brot genommen, Dank gesagt und gesprochen: „Tut das zu meinem Gedächtnis, das ist mein Leib“; gleicherweise habe er den Kelch genommen, Dank gesagt und gesprochen: „Dieses ist mein Blut“, und er habe nur ihnen davon ausgeteilt.

Wir erinnern uns deshalb immer wieder gegenseitig daran. Und sind wir wohlhabend, so helfen wir allen Bedürftigen, und wir halten immer einträchtig zusammen. Bei allem aber, was wir opfern, preisen wir den Schöpfer des Alls durch seinen Sohn Jesus Christus und durch den Heiligen Geist. Am Tag, den man Sonntag nennt, findet eine Zusammenkunft aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen. Dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es üblich ist. Hat der Vorleser aufgehört, so hält der Vorsteher eine Ansprache, worin er zur Nachahmung all dieses Guten ermahnt und auffordert. Dann stehen wir alle auf und senden Gebete empor. Und wenn das Beten beendet ist, wird Brot, Wein und Wasser herbeigebracht. Der Vorsteher spricht mit aller Kraft Gebete und Danksagungen, und das Volk stimmt ein, indem es „Amen“ sagt. Darauf findet die Ausspendung und Entgegennahme [der Eucharistie] statt: jeder erhält seinen Teil von dem Geweihten; den Abwesenden aber wird es durch die Diakonen gebracht.

Die Wohlhabenden aber, die guten Willens sind, geben nach eigenem Ermessen, was jeder will, und was da zusammenkommt, wird bei dem Vorsteher hinterlegt; dieser hilft damit Waisen und Witwen und solchen, die wegen Krankheit oder aus einem anderen Grund bedürftig sind, den Gefangenen und den Fremdlingen, die in der Gemeinde anwesend sind, kurz, er ist allen, die in der Stadt sind, ein Fürsorger. Am Sonntag halten wir alle gemeinsam die Zusammenkunft, weil es der erste Tag ist, an dem Gott die Finsternis und den Urstoff umwandelte und die Welt erschuf, und weil an diesem Tag Jesus Christus, unser Erlöser, von den Toten wieder auferstanden ist.

 

Auferstehung durch Christi Fleisch und Blut

Irnenäus (+ 202?) Adv. Haer. V,2,2-3.

In jeder Hinsicht töricht sind Menschen, welche die gesamte Anordnung Gottes verachten, die Heilung des Fleisches leugnen und seine Wiedergeburt verwerfen, indem sie behaupten, es sei der Unvergänglichkeit nicht fähig. Wird aber dieses nicht erlöst, dann hat uns der Herr auch nicht mit seinem Blut erlöst, noch ist der eucharistische Kelch die Teilnahme an seinem Blut, und das Brot, das wir brechen, die Teilnahme an seinem Leib. Blut stammt nämlich nur von Fleisch und Adern und der übrigen menschlichen Substanz, die das Wort Gottes in Wahrheit angenommen hat. Mit seinem Blut erlöste er uns, wie der Apostel sagt: „In ihm haben wir die Erlösung, durch sein Blut Nachlaß der Sünden.“ (Kor 1,14) Und da wir seine Glieder sind, werden wir durch seine Schöpfung ernährt, und er selbst gewährt uns seine Schöpfung: er läßt seine Sonne aufgehen und regnen, er sagt, daß er uns von seiner Schöpfung den Kelch als sein eigenes Blut reiche, mit dem er unser Blut erquickt, und er versichert, daß das Brot seiner Schöpfung sein eigener Leib ist, mit dem er unsere Leiber erhebt.

Wenn nun aber der gemischte Kelch und das zubereitete Brot das Wort Gottes aufnimmt und die Eucharistie zum Leibe Christi wird, woraus die Substanz unseres Fleisches Erhebung und Bestand erhält, wie können sie dann sagen, das Fleisch könne die Gabe Gottes nicht aufnehmen, die im ewigen Leben besteht, da es doch vom Blut und Fleisch des Herrn genährt wird und sein Glied ist? So sagt der selige Apostel Paulus im Brief an die Epheser: „Wir sind Glieder seines Leibes, aus seinem Fleisch und aus seinem Gebein.“ (Eph 5,30) Das sagt er nicht von einem geistigen und unsichtbaren Leib - denn „ein Geist hat weder Bein noch Knochen“ (Luk 24,3) -, sondern von einem wahrhaft menschlichen Organismus, der aus Fleisch, Nerven und Knochen besteht, der vom Kelch seines Blutes ernährt und vom Brot seines Leibes erhoben wird. Das Holz der Weinrebe, in der Erde wurzelnd, bringt zu seiner Zeit Frucht hervor, und das Weizenkorn fällt in die Erde, löst sich auf und ersteht wieder vielfältig durch den Geist Gottes, der alles umfaßt, und dann kommt dieses weisheitsvoll in den Gebrauch der Menschen, nimmt das Wort Gottes auf und wird zur Eucharistie, die der Leib und das Blut Christi ist.

So werden auch unsere Körper aus ihr genährt, und wenn sie in der Erde geborgen und dort aufgelöst sind, auferstehen sie zu ihrer Zeit, indem das Wort Gottes ihnen verleiht, wiederzuerstehen zur Herrlichkeit Gottes des Vaters. Er umgibt dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, schenkt dem Verweslichen aus Gnade seine Unverweslichkeit, da die Kraft Gottes in der Schwäche vollkommen wird, damit wir nicht in Undankbarkeit gegen Gott uns jemals hochmütig aufblasen, als hätten wir das Leben aus uns selbst. So sollte die Erfahrung uns lehren, daß wir aus seiner Größe, nicht kraft unserer Natur ewig fortdauern. So sollten wir Gottes Herrlichkeit, wie sie ist, uns vor Augen halten und unsere eigene Schwäche nicht verkennen; sollten wissen, was Gott vermag und was der Mensch Gutes empfängt; sollten niemals irregehen in der wahren Erkenntnis der Wirklichkeit, das heißt des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen. Ja freilich, deshalb hat Gott zugelassen, daß wir uns in Erde auflösen, damit wir allseitig erzogen, in Zukunft in allem gewissenhaft seien und unsere Stellung zu Gott nicht verkennen.

 

Gesegnete Speise und gnadenvoller Trank

Irnenäus (+ 202?) Adv. Haer. III,11,5.

Gut war der Wein, wie er in der Schöpfung von Gott im Weinberg erschaffen war und zuerst getrunken wurde. Denn niemand von denen, die ihn tranken, tadelte ihn, und auch der Herr nahm davon. Noch besser war der Wein, den das Wort kurzerhand aus Wasser zum Gebrauch der Hochzeitsgäste bereitete. Freilich hätte der Herr auch ohne Benutzung eines geschaffenen Dinges den Gästen Wein reichen, auch mit Speise Hungrige sättigen können. Er tat es aber nicht, sondern nahm vielmehr irdisches Brot, sagte Dank und speiste die, welche sich niedergelassen hatten; ebenso machte er aus Wasser Wein und gab den zur Hochzeit Geladenen zu trinken. Dadurch zeigte er an, daß derselbe Gott, der die Erde erschaffen und ihr befohlen hat, Früchte hervorzubringen, und dem Wasser seine Grenzen gegeben und die Quellen hervorgebracht hat, hier auch die gesegnete Speise und den gnadenvollen Trunk in den letzten Zeiten durch seinen Sohn dem Menschengeschlecht schenkt, der Unfaßbare durch den Faßbaren und der Unsichtbare durch den Sichtbaren, da er nicht außer ihm ist, sondern nur im Schoße des Vaters besteht.

 

Frühchristliche Abendmahlsliturgie

Kirchenordnung Hippolyts (+235) 31,3-4 und 46,8-11

Die Diakone bringen die Opfergabe, auf die der Bischof mit der Priesterschaft die Hände legt. Hierauf Danksagung, zuerst wechselweise mit der Gemeinde:

„Der Herr sei mit euch!“

„Und mit deinem Geiste!“

„Empor die Herzen!"

„Wir haben sie zum Herrn erhoben.“

„Lasset uns danksagen dem Herrn!“

„Das ist würdig und recht.“

 

Wir danken dir, Gott, durch deinen geliebten Knecht Jesus Christus, den du in den letzten Zeiten uns als Heiland und Erlöser und Boten deines Willens gesandt hast, das von dir untrennbare göttliche Wort (Christus), durch den du alles gemacht und Wohlgefallen daran gefunden hast. Du hast ihn vom Himmel in einer Jungfrau Schoß gesandt, der im Leibe getragen Fleisch annahm und als dein Sohn erwiesen wurde durch die Geburt aus dem Heiligen Geist und der Jungfrau. Deinen Willen erfüllend und ein heiliges Volk dir bereitend, breitete er die Hände aus, da er litt, um vom Leiden zu befreien, die auf dich vertraut haben. Freiwillig überantwortete er sich dem Leiden, um den Tod aufzuheben, die Bande des Teufels zu zerbrechen, den Hades (die Unterwelt) niederzutreten, die Gerechten zu erleuchten. Um die Auferstehung kundzutun, nahm er das Brot, dankte dir und sprach: „Nehmet und esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird!“ Desgleichen auch den Kelch mit den Worten: „Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird. Sooft ihr dies tut, begeht ihr mein Gedächtnis.“ Eingedenk also seines Todes und seiner Auferstehung bringen wir dir das Brot und den Kelch dar, indem wir dir danken, daß du uns gewürdigt hast, vor dir zu stehen und dir priesterlich zu dienen. Und wir bitten, daß du deinen Heiligen Geist auf die Opfergabe der heiligen Kirche herabsendest. Indem du sie vereinigst, gib allen an deinem Heiligen Teilnehmenden, daß es ihnen zur Erfüllung mit Heiligem Geist gereiche, zur Stärkung des Glaubens in Wahrheit, damit wir dich loben und preisen durch deinen Knecht Jesus Christus, durch den dir Ruhm und Ehre sei dem Vater und dem Sohn mit dem Heiligen Geiste in deiner heiligen Kirche jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Nun mögen mit allem Volk auch die Neugetauften beten, die zuvor nicht mit den Gläubigen zusammen beten durften, bevor sie nicht all das erfaßt hatten. Und nachdem sie gebetet haben, mögen sie mit dem Munde den Friedenskuß darbieten. Dann soll von den Diakonen dem Bischof die Opfergabe hergebracht werden, und er sage Dank über dem Brot als Abbild - wie die Griechen vergleichsweise sagen - des Leibes Christi und über den Kelch mit Wein und Wasser als Abbild - wie die Griechen wegen der äußeren Ähnlichkeit sagen - des Blutes, das vergossen wurde für alle, die an ihn geglaubt haben; auch über Milch mit Honig gemischt zur Erfüllung der Verheißung, die an die Väter erging, da er vom Lande sprach, wo Milch und Honig fließt, das Christus gab als sein Fleisch, mit dem die Gläubigen wie Kinder ernährt werden, indem er durch die Lieblichkeit des Werkes die Bitternisse des Herzens versüßt. Das Wasser bei der Opfergabe soll als Sinnbild der Taufe anzeigen, daß der innere Mensch als beseeltes Wesen das Gleiche empfange wie der Körper. Über all das soll der Bischof die Empfangenden unterweisen.

Indem er dann das Brot bricht, reiche er die einzelnen Stücke mit den Worten: „Himmlisches Brot in Christus Jesus“. Der Empfangende aber antworte: „Amen.“ Wenn nicht genügend Priester anwesend sind, mögen auch Diakone die Kelche halten und mit Ehrerbietung und heiliger Scheu mithelfen, indem der erste das Wasser, der zweite die Milch, der dritte den Wein hält. Und die Empfangenden mögen von den einzelnen Gaben kosten, wobei der Spendende dreimal spricht: „In Gott dem allmächtigen Vater“ - der Empfangende aber sage: „Amen“ - „und dem Herrn Jesus Christus und dem Heiligen Geiste und der heiligen Kirche.“ Und der Empfangende sage: „Amen.“

 

Die Eucharistie auf dem Sterbebett

Dionysius von Alexandrien (+264/5): Brief an Bischof Fabius von Antiochien bei Eusebius, Kirchengeschichte 6,44,2-6-6

Es lebte bei uns ein gläubiger alter Mann, namens Serapion. Lange Zeit hatte er ein tadelloses Leben geführt, doch in der Versuchung. [Verfolgung] fiel er. Obwohl er oft [um Verzeihung] flehte, achtete niemand auf ihn, weil er geopfert hatte. Da fiel er in eine Krankheit und war drei volle Tage ohne Sprache und bewußtlos. Er erholte sich aber am vierten Tag ein wenig, so daß er den Sohn seiner Tochter kommen ließ und an ihn die Worte richtete: „Wie lange, mein Kind, haltet ihr mich noch hin? Ich bitte: beeilet euch gewähret mir rasch Lossprechung. Rufe mir einen der Priester!“ Nach diesen Worten verlor er von neuem die Sprache. Der Knabe eilte zum Priester. Doch es war Nacht, und der Priester war krank und konnte so nicht kommen. Da ich aber verordnet hatte, man solle die Sterbenden, wenn sie darum bäten und vor allem wenn sie schon früher darum gefleht hätten, lossprechen, damit sie hoffnungsfreudig sterben könnten, übergab er dem Knaben ein Stückchen von der Eucharistie mit der Weisung, es anzufeuchten und so dem Greis in den Mund zu träufeln. Der Knabe kehrte damit zurück. Als er nahe gekommen und bevor er noch eintrat, hatte Serapion sich wieder erholt. Er sagte zu ihm: „Da bist ja, mein Kind! Der Priester konnte nicht kommen. Tu schnell, was dir befohlen wurde, und laß mich sterben!“ Der Knabe feuchtete [die Eucharistie] an und goß sie ihm in den Mund. Kaum hatte dieser sie hinuntergeschluckt, gab er seinen Geist auf. Ist er also nicht deutlich so lange am Leben erhalten worden, bis er ausgesöhnt wurde und dies nach Tilgung der Sünde um seiner vielen Verdienste willen bekannt werden konnte?

 

Geistige Deutung von Fleisch und Blut Christi

Origines (+253/4) Homilien zu Leviticus 7,5

Unser Herr und Heiland sagt: „Wenn ihr nicht mein Fleisch esset und mein Blut trinket, werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.“ (Joh 6, f4 f.) Weil Jesus als Ganzer im Ganzen rein ist, darum ist sein ganzes Fleisch eine Speise und sein ganzes Blut ein Trank. Denn jedes seiner Werke ist heilig und jedes seiner Worte ist wahr. Darum ist also sein Fleisch eine wahre Speise und sein Blut ein wahrer Trank. Mit dem Fleisch und Blut seines Wortes tränkt und erquickt er als mit einer reinen Speise und einem reinen Trank das ganze Menschengeschlecht. Und so vermag jeder, je nach der Menge seiner Verdienste oder der Reinheit seines Sinnes seinem Nächsten eine reine Speise zu werden...

Jeder Mensch hat eine gewisse Speise in sich: wenn sie gut ist und einer daraus schöpft, und er „aus dem guten Schatz seines Herzens Gutes vorbringt“ (Matth 12,35), so bietet er seinem Nächsten eine reine Speise; ist er aber schlecht und „bringt er Schlechtes hervor“, so bietet er seinem Nächsten eine unreine Speise.

 

Ermunterung zum Empfang der Eucharistie

Firmicus Maternus (geschrieben 346/348): Vom Irrtum der heidnischen Religionen 18

Eine andere Speise [als bei den heidnischen Mysterien] ist es, die Heil und Leben spendet, eine andere Speise ist es, die den Menschen dem höchsten Gott empfiehlt und versöhnt, eine andere Speise ist es, die die Ermattenden erquickt, die Irrenden zurückruft, die Gefallenen aufrichtet, die den Sterbenden die Wahrzeichen ewiger Unsterblichkeit schenkt. Suche Christi Brot, Christi Kelch, damit das Wesen des Menschen unter Verachtung irdischer Vergänglichkeit durch unsterbliche Nahrung gesättigt werde. Welches Brot aber und welchen Kelch verkündet die Weisheit in den Büchern Salomons mit lauter Stimme? Sie sagt: „Kommet und esset von meinem Brot und trinket den Wein, den ich gemischt habe!“ (Pred 9, 7) Und Melchisedech, der König von Salem und Priester des höchsten Gottes, hat dem heimkehrenden Abraham mit Brot und Wein des Segens Gnade dargeboten. (Gen I4, I8)

Damit aber klarer erkannt werde, was das für ein Brot ist, wodurch das Verderben eines elenden Todes überwunden wird, hat der Herr selbst mit heiligem und verehrungswürdigem Mund es gekennzeichnet, damit die Hoffnungen der Menschen nicht durch andersgeartete Erörterungen in verkehrter Auslegung getäuscht würden. Er sagt im Evangelium nach Johannes: „Ich bin das Brot des Lebens: wer zu mir kommt, wird nicht hungern; wer an mich glaubt, wird nie dürsten.“ (Joh 6, 35) Das gleiche bezeichnet er in ähnlicher Weise in Folgendem, indem er sagt: „Wenn einer dürstet, so komme er und trinke, wer an mich glaubt.“ (Joh 7, 37) Und wieder sagt er selbst, um den Gläubigen die Wesenheit seiner Majestät kundzutun: „Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes essen und sein Blut nicht trinken werdet, werdet ihr das Leben nicht in euch haben.“ (Joh 6, 53)

Darum suchet die Gnade der heilsamen Speise und trinket den unsterblichen Kelch. Christus ruft euch mit seinem Mahl zum Licht zurück und belebt die durch das schwere Gift brandig gewordenen Teile und steif gewordenen Glieder. Mit der Himmelsspeise erneuert den verdorbenen Menschen, damit durch göttliche Wohltaten neu auflebe, was in euch erstorben ist! Ihr habt erfahren, was ihr tun sollt: wählet, was ihr wollt! Dort wird der Tod erzeugt, hier unsterbliches Leben geschenkt.

 

Unterweisung über die Eucharistiefeier

Cyrill von Jerusalem (+386): Mystagogische Katechesen 5,2-11;19-23

Zuerst reicht der Diakon dem Zelebranten und den Gottes Altar im Kreis umgebenden Priestern das Wasser zum Waschen. Er reicht es aber keineswegs zu Abwaschung körperlichen Schmutzes; dazu dient es nicht. Denn körperlich beschmutzt traten wir nicht einmal ehedem in die Kirche. Die Handwaschung ist ein Symbol, daß ihr von allen Sünden und Ungerechtigkeiten rein sein sollt. Da nämlich durch die Hand das Handeln versinnbildet wird, so deuten wir selbstverständlich durch die Handwaschung an, daß unser Handeln rein und unbefleckt ist. Hast du nicht das Wort des seligen David gehört, worin er auf eben dieses Geheimnis hinweist: „Unter den Unschuldigen will ich meine Hände waschen und deinen Altar umgeben, Herr.“ Die Handwaschung ist also ein Symbol der Sündenreinheit.

Hierauf ruft der Diakon: „Nahet euch und reicht einander den Kuß!“ Du darfst nicht glauben, dieser Kuß sei von der Art, wie ihn gewöhnliche Freunde auf dem Marktplatz zu geben pflegen. Solcher Art ist er nicht. Dieser Kuß verbindet die Seelen miteinander und gelobt, alles Unrecht zu vergessen. Der Kuß ist ein Zeichen der Seelenvereinigung und der Verzeihung jeglichen Unrechts. Daher sagte Christus: „Wenn du deine Gabe an den Altar bringst und dich daselbst erinnerst, daß dein Bruder etwas wider dich hat, so laß deine Gabe am Altar, geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder! Dann komm und opfere deine Gabe!“ (Matth 5, 23 f.) Der Kuß ist also Versöhnung und deshalb heilig. Der Apostel Paulus rief einmal: „Grüßet einander mit heiligem Kuß!“ (1 Kor I6, 20) Und Petrus schreibt: „Grüßet einander mit dem Kuß der Liebe!“ (1 Petr 5, 14)

Dann ruft der Zelebrant: „Himmelwärts die Herzen!“ Wahrlich, in jener schauererregenden Stunde soll das Herzaufwärts zu Gott gerichtet sein und nicht abwärts zur Erde und zu den irdischen Geschäften. Eindringlich befiehlt also der Priester in jener Stunde, alle sollen die Kümmernisse des Lebens und die häuslichen Sorgen beiseite lassen und ihre Herzen bei dem barmherzigen Gott im Himmel haben. Euere Antwort hierauf lautet: „Wir erheben sie zum Herrn.“ Durch dieses Bekenntnis gebt ihr dem Priester euere Zusage. Keiner der Beteiligten spreche aber mit dem Munde: „Wir erheben sie zum Herrn“, während seine Gedanken bei den Sorgen des Lebens weilen. Zwar sollte man immer an Gott denken; doch wenn dies wegen der menschlichen Schwäche unmöglich ist, muß man sich wenigstens zu dieser Stunde darum bemühen.

Hierauf sagt der Priester: „Lasset uns dem Herrn Dank sagen!“ Fürwahr, wir müssen Dank sagen, da er uns, obwohl wir unwürdig waren, zu solcher Gnade berufen, da er uns, die wir Feinde waren, versöhnt, da er uns des Geistes der Kindschaft gewürdigt hat. Ihr entgegnet: „Es ist würdig und recht.“ Wenn wir nämlich Dank sagen, tun wir etwas, was würdig und gerecht ist. Wenn aber Gott uns Gutes tat und uns solcher Wohltaten würdigte, so erfüllte er nicht eine Forderung der Gerechtigkeit, sondern handelte darüber hinaus.

Dann denken wir an Himmel und Erde und Meer, an Sonne, Mond und Sterne, an die ganze vernünftige und unvernünftige, sichtbare und unsichtbare Schöpfung, an Engel, Erzengel, Kräfte, Mächte, Herrschaften, Gewalten, Throne und an die vieläugigen Cherubim und sprechen mit Nachdruck das Wort Davids: „Preiset den Herrn mit mir!“ (Ps 33, 4) Wir denken auch an die Seraphim, die Isaias im Heiligen Geist den Thron Gottes umstehen sah, die mit zwei Flügeln das Angesicht, mit zwei Flügeln die Füße verhüllen und mit zwei Flügeln fliegen und sprechen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Sabaoth!“ (Is 6, 2 f.) Wir sprechen diese von den Seraphim her uns überlieferte göttliche Lobpreisung, um am Lobgesang der überirdischen Heerscharen teilzunehmen.

Nachdem wir uns durch diese geistigen Lobgesänge geheiligt haben, rufen wir die Barmherzigkeit Gottes an, daß er den Heiligen Geist auf die Opfergaben herabsende, um das Brot zum Leib Christi, den Wein zum Blut Christi zu machen. Denn was der Heilige Geist berührt, ist völlig geheiligt und verwandelt.

Nach Vollendung des geistigen Opfers, des unblutigen Gottesdienstes, rufen wir über jenes Opfer der Versöhnung Gott an um allgemeinen Frieden der Kirche, um Ruhe und Ordnung im politischen Leben, für die Kaiser, für das Heer und die Bundesgenossen, für die Kranken und die Bedrückten. Kurz, wir alle beten überhaupt für alle, die der Hilfe bedürfen, und bringen für sie dieses Opfer dar. Alsdann gedenken wir derer, die bereits entschlafen sind, vor allem der Patriarchen, Propheten, Apostel, Märtyrer, damit Gott durch deren Gebete und Fürbitten unser Flehen erhöre. Dann beten wir für die bereits entschlafenen heiligen Väter und Bischöfe und überhaupt für alle unsere Verstorbenen. Wir glauben ja, daß die Seelen, für die während des heiligen, erhabensten Opfers gebetet wird, sehr großen Nutzen davon haben. Um euch davon zu überzeugen, will ich euch ein Beispiel geben. Gewiß erklären viele: „Was soll es einer Seele, die mit Sünden aus dieser Welt geschieden ist oder ohne Sünden, nützen, wenn ihrer während des Opfers gedacht wird?“ Nehmen wir an: es haben sich einige gegen ihren König vergangen und wurden deshalb von ihm in die Verbannung geschickt; deren Angehörige aber flechten nun einen Kranz und bringen ihn dem König, um Fürbitte für die Bestraften einzulegen. Wird der König ihnen nicht die Strafe nachlassen? Ebenso ist es bei uns. Wir bringen Gott für die Verstorbenen, obwohl sie Sünder waren, unsere Gebete dar. Wir winden keinen Kranz, sondern bringen den für unsere Sünden hingeopferten Christus dar. Dadurch versöhnen wir den barmherzigen Gott mit ihnen und mit uns.

Nach jener Fürbitte sprechen wir das Gebet, das der Heiland seine eigenen Jünger gelehrt hat: das Vaterunser. Hierauf spricht der Priester: „Das Heilige den Heiligen!“ Heilig ist das aufliegende Opfer, weil der Heilige Geist darauf herabgekommen ist. Heilig seid andererseits ihr, weil ihr des Heiligen Geistes gewürdigt wurdet. Das Heilige gehört also den Heiligen. Ihr erwidert: „Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus Christus.“ In der Tat ist nur einer heilig, seinem Wesen nach heilig. Zwar sind auch wir heilig, jedoch nicht unserem Wesen nach, sondern infolge Teilnahme, durch Abtötung und Gebet.

Dann hört ihr, wie der Psalmensänger euch mit göttlicher Melodie zur Teilnahme an den heiligen Geheimnissen einlädt und spricht: „Kostet und sehet, daß süß der Herr ist!“ (Ps 33, 9) Urteilet nicht nach dem Gaumen, sondern nach dem festen Glauben! Denn wer zum Mahle kommt, wird nicht eingeladen, Brot und Wein zu kosten, sondern das Abbild des Leibes und Blutes Christi.

Trittst du vor, dann darfst du nicht die Hände flach ausstrecken und nicht die Finger spreizen. Da die rechte Hand den König in Empfang nehmen soll, so mache die linke Hand zum Thron für ihn! Nimm den Leib Christi mit hohler Hand entgegen und erwidere: „Amen“. Berühre behutsam mit dem heiligen Leib deine Augen, um sie zu heiligen. Dann genieße ihn! Doch habe acht, daß dir nichts davon auf den Boden falle. Was du davon fallen ließest, wäre natürlich so viel als Verlust eines deiner eigenen Glieder. Sage mir doch: Würdest du nicht, wenn dir jemand Goldstaub gäbe, diesen recht sorgfältig aufheben, damit ja nichts verloren gehe und du keinen Schaden erleidest? Solltest du also nicht viel mehr darauf bedacht sein, daß dir kein Brosämlein von dem verloren gehe, was kostbarer ist als Gold und Edelstein?

Nach der Kommunion des Leibes Christi gehe auch zum Kelch des Blutes, doch nicht mit ausgestreckten Händen. Verbeuge dich, sprich zur Anbetung und Verehrung das Amen und genieße, um dich zu heiligen, auch vom Blute Christi. So lange noch Feuchtigkeit auf deinen Lippen ist, berühre sie mit den Fingern und heilige (mit jener Feuchtigkeit) die Augen, die Stirne und die übrigen Sinne. Dann warte das Gebet ab, um Gott zu danken, da er dich solcher Geheimnisse gewürdigt hat!

Bewahret diese Überlieferungen unversehrt und haltet euch rein! Verzichtet nicht auf die Kommunion! Beraubet euch nicht durch Sündenschmutz dieser heiligen, geistigen Geheimnisse! „Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar! Und möge euer Leib, euere Seele und euer Geist vollkommen bleiben bis zur Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“ (1Thess 5, 23) Ihm sei Ehre, Ruhm und Macht mit dem Vater und dem Heiligen Geist jetzt und immer und in alle Ewigkeit!

 

Selbstprüfung

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum 1. Korintherbrief 28,1

„Es prüfe sich der Mensch selbst“, spricht Paulus, „und dann erst esse er von diesem Brote und trinke aus diesem Kelch.“ (1 Kor 11, 28) Nicht so, wie wir es jetzt machen, indem wir uns mehr durch die Zeit als durch frommen Sinn bestimmen lassen, die heilige Kommunion zu empfangen. Denn wir sind nicht darauf bedacht, wohlvorbereitet, von unseren Sünden gereinigt und mit zerknirschtem Herzen zu nahen, sondern wir begnügen uns, es nur an Festtagen zu tun, wenn alle hingehen. So lautet nicht des Paulus Befehl; er kennt nur eine gelegene Zeit, zur Kommunion hinzutreten: wenn man ein reines Gewissen hat. Wenn wir mit Fieber und bösen Säften behaftet sind, nehmen wir an keinem Gastmahl teil, um nicht eine Beute des Todes zu werden. Ein um so größerer Frevel ist es, dieses heilige Mahl zu berühren, wenn wir voll böser Gelüste sind, die gefährlicher sind als Fieber. Wenn ich von bösen Gelüsten rede, so meine ich Fleischeslust, Geldsucht, Zornwut, Rachsucht, kurz alles Schlechte. Wer das heilige Opfer zu berühren gedenkt, muß all das abgetan haben; er darf nicht nachlässig und elend sich durch einen Festtag bestimmen lassen, hinzutreten, doch auch, wenn er reumütig und vorbereitet ist, sich nicht fernhalten, mag auch kein Festtag sein. Denn das Fest besteht in der Ausübung guter Werke, in der Frömmigkeit der Seele, in der Reinheit des Wandelns. Besitzest du dies, so kannst du immer Festtag haben und hinzutreten. Darum heißt es: Jeder prüfe sich selbst und dann erst trete er hinzu. Paulus will nicht, daß einer den andern, sondern daß jeder sich selbst prüfe und insgeheim sich richte und ohne Zeugen erforsche.

 

Aufforderung zum Empfang

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien über den Verrat des Judas 6

Es ist Zeit, daß wir zu diesem Gastmahl hinzutreten, einem Gastmahl, das uns mit Furcht und Zittern erfüllen muß. So laßt uns alle mit reinem Gewissen hinzutreten! Möge kein Judas hier sein, der gegen seinen Nächsten auf Ränke sinnt, kein Boshafter, keiner, der in seinem Herzen heimliches Gift birgt! Auch jetzt ist wieder Christus gegenwärtig und bereitet das Mahl. Denn nicht durch eines Menschen Macht wird das, was vor uns auf dem Altare liegt, der Leib und das Blut Christi. Der Priester, wenn er dort steht und sein Flehen darbringt, ist nur Darsteller und Vertreter des Heilandes; die Gnade und die Macht, die alles wirkt, ist des Herrn. „Das ist mein Leib“, spricht er; durch dieses Wort wird, was vor uns liegt, verwandelt. Wie jenes Wort „Wachset und mehret euch und erfüllet die Erde!“ zunächst nur ein Wort war, aber zur Tat wurde, indem es die menschliche Natur zur Erzeugung von Kindern befähigte, so wird jenes Wort Christi immerdar die Gnade vermehren in jenen, die würdig am heiligen Mahle teilnehmen.

Möge also kein Heuchler unter uns sein, kein Boshafter, kein Dieb, kein Schmähsüchtiger, keiner, der seinen Bruder haßt, kein Geiziger, kein Trunkenbold, kein Habsüchtiger, kein Mißgünstiger, kein Knecht der Unzucht, kein Betrüger, keiner, der auf Nachstellungen sinnt, damit niemand hier sich das Gericht und die Verdammung hole! Auch Judas hat damals am geheimnisvollen Mahle teilgenommen, aber unwürdig, und dann ist er hinausgegangen und hat den Herrn verraten. Daraus sollt ihr lernen, daß jene, die unwürdig an den Geheimnissen teilnehmen, am allermeisten und fortwährend vom Teufel angefochten werden und sich in noch schwerere Strafen stürzen. Das sage ich nicht, um euch abzuschrecken, sondern um euch vorsichtiger zu machen. Wie die leibliche Nahrung, wenn sie in einen Magen voll böser Säfte aufgenommen wird, die Krankheit verschlimmert, so muß auch diese Seelenspeise, wenn sie unwürdig genossen wird, das Verdammungsurteil noch verschärfen.

Daß also niemand - ich bitte euch - in seinem Innern boshafte Gedanken hege! Laßt uns vielmehr unsere Herzen reinigen. Denn wenn wir rein sind, sind wir Tempel Gottes. Laßt uns unsere Seelen heiligen, denn das können wir an einem einzigen Tag zustande bringen. Wie und auf welche Weise? Wenn du etwas gegen deinen Feind hast, dann entsage deinem Groll, mache der Feindschaft ein Ende, damit du am heiligen Tisch Heilung und Vergebung findest. Zu einem heiligen, wahrhaft furchtbaren Opfer trittst du hinzu. Als Opferlamm geschlachtet liegt vor uns Christus selbst. Doch bedenke wohl, zu welchem Zwecke er sich hinschlachten ließ. O was sind das für erhabene Geheimnisse! Christus hat freiwillig gelitten, um die Scheidewand niederzureißen und die Erde mit dem Himmel zu verbinden, um dich, seinen Feind und Widersacher, zum Genossen der Engel zu machen. So hat Christus für dich sein Leben hingeopfert, und du verharrst im Haß gegen deinen Mitknecht? Wie kannst du dich so diesem Tische des Friedens nahen? Der Herr hat sich nicht geweigert, um deinetwillen alles zu leiden, und du willst nicht einmal dem Zorn entsagen?

 

Die richtige Zeit, zum Mahl des Herrn zu gehen

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum 1. Timotheusbrief 5,2

Das ist das Schlimme, daß du deine Würdigkeit zur Teilnahme des Herrn nicht nach der Reinheit des Herzens, sondern nach der Länge der Zeit bemissest, die dazwischen liegt, und daß du es für einen Beweis besonderer Ehrfurcht hältst; nicht oft zum Tisch des Herrn zu gehen. Du weißt nicht, daß das unwürdige Hinzutreten, auch wenn es nur einmal vorkommt, die Seele befleckt, das häufige würdige Hinzutreten aber ihr das Heil bringt. Nicht das oftmalige Hinzutreten ist eine gewagte Sache, sondern das unwürdige, auch wenn man im ganzen Jahr nur einmal hinzutritt. Wir aber sind so unvernünftig und erbärmlich, daß wir, obwohl das ganze Jahr über mit einer Unzahl von Sünden behaftet, gar nicht daran denken, uns davon zu reinigen, dagegen der Meinung sind, es sei genug, wenn man nur nicht fortwährend an den Tisch des Herrn hinläuft und sich nicht in übermütiger Weise hindrängt. Warum nehmen wir bei dieser Sache die Zeit zum Maßstab?

Die richtige Zeit, an den Tisch des Herrn zu treten, ist dann, wenn wir ein reines Gewissen haben. Die heilige Kommunion zur Osterzeit hat nichts voraus vor der, die man jetzt empfängt: es ist ein und dasselbe. Es ist immer dieselbe Gnade des Heiligen Geistes. Es ist immer Pascha. Ihr Eingeweihten versteht, was ich sage! Am Freitag, am Samstag, am Sonntag, am Tag der heiligen Märtyrer - immer wird dasselbe Opfer vollbracht. „So oft ihr dieses Brot esset“, heißt es, „und diesen Kelch trinket, verkündet ihr den Tod des Herrn.“ (1 Kor 11, 26) Der Apostel bindet das Opfer nicht an eine bestimmte Zeit. Wie ist es nun zu erklären, fragt man, daß es zu jener Zeit Pascha heißt? Weil Christus zu dieser Zeit für uns gelitten hat. Deshalb soll niemand zu dieser Zeit mit einer solchen und zu einer andern Zeit mit einer andern Gesinnung hinzutreten. Es ist ein und dieselbe Kraft, ein und dasselbe erhabene Geheimnis, eine und dieselbe Gnade, ein und derselbe Leib Christi: das eine Mal nicht heiliger und das andere Mal nicht geringer. Das wißt auch ihr: ihr seht zur Osterzeit nichts Außergewöhnliches, mit Ausnahme der Kirchenzier hier und der festlich geschmückten Versammlung der Gläubigen. Etwas haben jene Tage allerdings dadurch voraus, daß sie den Anfangstermin unseres Heiles bilden, den Zeitpunkt, da Christus geopfert wurde; sonst aber, in bezug auf diese Geheimnisse, besitzen sie keinen Vorrang.

 

Verhalten nach dem Empfang

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum 1. Korintherbrief 27,5

Hast du eine köstliche Speise genossen, dann hütest du dich, ihren Geschmack durch eine schlechtere zu verderben; aber nach diesem geistigen Mahl belustigst du dich mit schwelgerischen Ergötzungen. Vor der Kommunion fastest du, um einigermaßen würdig zu erscheinen; darnach aber, da du noch größere Mäßigkeit beobachten solltest, verdirbst du alles. Es ist übrigens nicht das Gleiche: vor oder nach der Kommunion mäßig sein. In jedem Falle sollst du nüchtern sein, besonders aber nachdem du den Bräutigam empfangen hast. Vorher sollst du es sein, um ihn würdig empfangen zu können; nachher aber, um des Empfangenen nicht unwürdig zu erscheinen. Soll man also fasten, nachdem man kommuniziert hat? Das sage ich nicht und ich zwinge dich nicht dazu. Zwar ist auch das etwas Gutes, doch ich nötige dich nicht, sondern ich ermahne dich nur, nicht zu schwelgen. Wenn ein solches Leben zu jeder andern Zeit verderblich ist, so gilt das in noch höherem Grad von der Zeit nach dem Empfang der heiligen Geheimnisse. Du aber begehst, nachdem du das Brot des Lebens empfangen, eine Handlung des Todes und erschauderst nicht? Weißt du nicht, wie viele Übel aus einem üppigen Leben entstehen? Unzeitiges Gelächter, ungeziemende Reden, verderbliche Scherze, närrische Possen und andere Dinge, die der Anstand zu nennen verbietet. Und das tust du, nachdem du das Mahl Christi genossen, am Tag, da du gewürdigt wurdest, sein Fleisch mit deiner Zunge zu berühren! Reinige also, damit du keinen solchen Frevel begehest, mit aller Sorgfalt deine Hand, die Zunge, die Lippen, durch die Christus seinen Eingang genommen hat. Und wenn du körperliche Nahrung genießest, so denke an jenen andern Tisch, an jenes Abendmahl des Herrn und daran, wie die Jünger jene heilige Nacht durchwachten. Laßt uns also wachen mit dem Herrn und gerührt sein mit den Jüngern! Jeder Tag, besonders aber der Festtag ist ein Tag des Gebetes, nicht der Trunkenheit; denn der Festtag ist eingesetzt, nicht daß wir Unanständiges tun, nicht daß wir Sünden anhäufen, sondern daß wir die begangenen abtun.

 

Vorbereitung auf den Empfang

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum Epheserbrief 3,4-5

Viele, sehe ich, empfangen den Leib Christi ohne weiteres und wie es sich gerade trifft, mehr nach Gewohnheit und Herkommen als mit Bedacht und Überlegung. Wenn die heilige vierzigtägige Fastenzeit kommt, sagt man, oder das Fest Epiphanie, dann empfängt man die Geheimnisse, in welcher Verfassung einer auch sein mag. Und doch ist nicht die Zeit, wann wir zum Tische des Herrn hinzutreten, maßgebend; denn weder Epiphanie noch die vierzigtägige Fastenzeit macht dazu würdig, sondern Reinheit und Unbeflecktheit der Seele. Mit dieser tritt jederzeit hinzu, ohne diese niemals! Denn die Schrift sagt: „So oft ihr dies tut, sollt ihr den Tod des Herrn verkündigen“ (1 Kor 11,26), d. h. euch erinnern an das Heil, das ich für euch gewirkt, an die Wohltat, die ich euch erwiesen habe. Erwäge, welch strenge Enthaltsamkeit jene übten, die am Opfer des Alten Bundes teilnahmen! Was taten sie nicht alles! Welche Vorbereitungen trafen sie! Immerfort reinigten sie sich; und du läßt dich, wenn du zum Opfer hinzutrittst, das selbst die Engel mit Ehrfurcht durchschauert, einzig durch die Wiederkehr der Zeiten bestimmen? Wie wirst du vor dem Richterstuhl Christi stehen, wenn du dich erdreistest, mit sündenbefleckten Händen und Lippen seinen Leib zu berühren?

Sage mir, möchtest du mit ungewaschenen Händen zum Opfer hingehen? Ich glaube nicht. Du würdest lieber gar nicht hingehen als mit schmutzigen Händen. Also, in Geringfügigkeiten bist du so behutsam; aber mit schmutziger Seele hinzutreten und zu empfangen, dazu hast du die Verwegenheit? Und doch wird der Leib des Herrn von den Händen nur kurze Zeit gehalten, während er in die Seele vollständig sich auflöst. Siehst du nicht, wie die heiligen Gefäße so blank geputzt, so sauber sind? Noch reiner als sie, noch lauterer und glänzender müssen unsere Seelen sein.

Warum? Weil die heiligen Gefäße nur unseretwegen so hergerichtet werden. Sie haben nicht Teil an dem, was in ihnen aufbewahrt wird; sie empfinden nichts davon, wohl aber wir. Nun, du möchtest wohl nicht aus einem schmutzigen Gefäß kommunizieren; aber mit schmutziger Seele gehst du hinzu? Das ist in meinen Augen eine große Ungereimtheit. Zu anderen Zeiten geht ihr nicht zur Kommunion, häufig selbst dann nicht, wenn ihr rein seid; zu Ostern aber tretet ihr hinzu. O der Gewohnheit! O des Vorurteils! Umsonst wird das heilige Opfer tagtäglich dargebracht, umsonst stehen wir täglich am Altar: niemand kommuniziert.

Sage mir, wenn einer, der zu einem Gastmahl geladen worden ist, die Hände wüsche, Platz nähme und sich für das Mahl bereitmachte, dann aber nichts genießen wollte: würde er dadurch den Gastgeber nicht gröblich beleidigen? Würde ein solcher nicht besser tun, lieber gar nicht zu erscheinen? So hast nun auch du dich eingefunden, hast den Lobgesang [das dreimal Heilig vor der Konsekration] mitgesungen, hast, indem du dich nicht mit den Unwürdigen entferntest, bekundet, daß du dich zu den Würdigen rechnest. Warum bist du geblieben, wenn du nun doch am Mahle nicht teilnimmst? Ich bin dessen nicht würdig, sagst du? Dann bist du auch nicht würdig jener Teilnahme, die in den Gebeten liegt. Denn nicht allein durch die vorgesetzte Speise, sondern auch durch jene Gesänge kommt der Geist allseits herab. - Siehst du nicht, daß unsere Diener mit dem Schwamm den Tisch abwaschen und das Haus reinigen und alsdann die Schüsseln auftragen? Das geschieht hier durch die Gebete, durch den Ruf des Diakons. Wie mit einem Schwamm waschen wir die Kirche rein, damit vor einer reinen Kirche alles aufgetragen werde, damit keine Makel oder Runzel vorhanden sei (Eph 5, 27).

Unwürdig sind die Augen, das, was hier vorgeht, zu schauen, unwürdig die Ohren, es zu hören. Die Israeliten waren nicht einmal würdig, den Berg zu betreten [solange Gott dort weilte]; erst nachher durften sie hingehen und die Stelle sehen, an der Gott gestanden war. Auch du kannst nachher in die Kirche kommen und sie besehen; aber fort mit dir, wenn er [Christus] zugegen ist! Da ist es dir ebensowenig erlaubt wie einem Katechumen [noch Ungetauften]. Denn es ist nicht einerlei, ob man der heiligen Geheimnisse noch nicht teilhaftig geworden ist oder ob man nach deren Empfang sich mit Schuld belädt, sie geringschätzt und sich ihrer unwürdig macht.

Wir ermahnen euch, nicht daß ihr der Kirche fernbleibt, sondern daß ihr euch würdig machet, dem Opfer beizuwohnen und zum Tisch hinzutreten. Sage mir, wenn ein König den Befehl erließe: „Wofern jemand das und das tut, soll er teilhaben an meinem Tische!“, würdet ihr dafür nicht alles tun? In den Himmel hat er uns berufen, an den Tisch des großen und wunderbaren Königs: und wir zaudern und zögern, statt schleunigst hinzueilen? Wie können wir da noch auf Seligkeit hoffen? Wir können uns nicht mit unserer Schwachheit entschuldigen, nicht entschuldigen mit unserer Natur; unser Leichtsinn allein ist es, der uns unwürdig macht. Damit schließen wir. Er aber, der die Herzen rührt und den Geist der Zerknirschung gibt, möge euere Herzen rühren und seinen Samen tief in sie einsenken, auf daß seine Furcht in euch den Geist des Heils erzeuge und ihr mit Zuversicht seinem Tische nahen könnt. Sagt ja die Schrift: „Deine Kinder sind wie Sprossen vom Ölbaum rings um deinen Tisch.“ (Ps I27, 39) Da darf nichts Altes, nichts Wildes, nichts Unveredeltes, nichts Rohes sein. Denn nur solche jungen Pflanzen sind geeignet, Frucht zu bringen, die köstliche Olivenfrucht. Und sie gedeihen kräftig, so daß alle den Tisch umringen und doch nicht unbesonnen und aufs Geratewohl hier zusammenkommen, sondern mit Ehrfurcht und heiliger Scheu.

 

Speise und Trank zum ewigen Leben

Gregor von Nyssa (+394): Große Katechese 37

Menschen, die auf hinterlistige Weise Gift bekommen haben, tilgen dessen todbringende Macht durch ein Gegengift; sie müssen dieses ähnlich dem verderblichen Trank in die menschlichen Eingeweide einführen, damit die Kraft des Heilmittels auf diesem Wege in den ganzen Körper übergehe. So bedurften auch wir, nachdem wir von einer Speise gekostet hatten, welche die Auflösung unseres Körpers zu bringen drohte, einer anderen, welche die Auflösung hemmt, damit sie, als Gegenmittel von uns genommen, den Schaden wieder verdränge, den die erwartete schlimme Nahrung in unseren Körper getragen hat. Was ist nun diese Speise? Keine andere als jener Leib, der den Tod überwunden und uns das Leben gebracht hat. Denn wie nach den Worten des Apostels (1 Kor 5, 5) ein wenig Sauerteig die ganze Teigmasse sich ähnlich macht, so bildet jener von Gott mit Unsterblichkeit ausgestattete Leib den unserigen nach sich selbst um und verwandelt ihn. Denn wie, wenn Verdorbenes mit Gesundem gemischt wird, unfehlbar die ganze Mischung verdorben wird, so formt umgekehrt der unsterbliche Leib jeden, der ihn aufnimmt, ganz nach seiner Natur um.

Nun kann nichts auf andere Weise in unsern Leib gelangen als dadurch, daß es in der Form von Speise und Trank in unsere Eingeweide eingeht; daher müssen wir auch die Leben spendende Kraft in den Körper aufnehmen, die unserer Natur entspricht. Nun besitzt jener Leib, den Gott in sich getragen, allein die Gnade, unsterblich zu machen; unser Körper aber gelangt nur dadurch zur Unsterblichkeit, wenn er durch die Vereinigung mit jenem unsterblichen Leib die Gabe der Unvergänglichkeit empfängt. Wie ist es aber möglich, daß jener Leib, obgleich er an so viele Tausende von Gläubigen auf dem ganzen Erdenrund immerfort verteilt wird, jedem in der großen Reihe der Teilnehmenden ganz zuteil wird und daß er für sich selbst dennoch ganz bleibt?

Wer weiß nicht, daß unser Leib seiner ganzen Natur nach nicht durch und aus sich selbst zu leben vermag, sondern durch eine Kraft, die ihm von außen zufließt und die ihn sowohl in seiner Existenz wie in seinem Bestand dadurch erhält, daß in ununterbrochener Tätigkeit das Mangelnde aufgenommen und das Überflüssige ausgeschieden wird? Unser Leib ist nicht so ausgestattet, daß er selbst seinen Bestand sichern könnte, sondern eine Kraft, die ihm von außen zufließt, erhält ihn in seiner Existenz, und diese Kraft ist und heißt Nahrung. Doch ist diese nicht für alle Körper, die ihrer bedürfen, gleich, sondern jedem Leib ist die ihm entsprechende Nahrung vom Schöpfer der Natur zugewiesen. Manche Tiere nähren sich von Wurzeln, die sie ausgraben, andere von Gras, wieder andere von Fleisch; für den Menschen aber ist die Hauptnahrung das Brot, und sein Trank zur Erhaltung und Bewahrung der Flüssigkeit ist nicht lediglich Wasser, sondern häufig mit Wein verbessert, um die Wärme in uns zu fördern. Wer demnach diese Dinge sieht, sieht unseren ganzen Körper, weil dieser in ihnen der Möglichkeit nach enthalten ist; denn wenn ich dieselben in mich aufgenommen habe, wird daraus Blut und Leib, indem der Körper durch eine anpassende Kraft sie entsprechend in seine Substanz überführt.

Was von allen menschlichen Leibern gilt, wird auch bei jenem Leib zugestanden: auch er wird durch Brot erhalten; aber derselbe Leib wird auch durch das Einwohnen des Wortes Gottes zur göttlichen Würde erhoben. Mit Recht also glauben wir, daß auch jetzt das durch das Wort Gottes geheiligte Brot in den Leib des Wortes Gottes verwandelt wird; denn auch jener Leib war der Möglichkeit nach Brot, geheiligt aber wurde er durch das Einwohnen des Wortes Gottes, das im Fleische sein Gezelt aufschlug. Wie sonach das Brot, das in jenen Leib umgewandelt wurde, in die göttliche Macht überging, so wird auch jetzt noch auf dieselbe Weise Brot zum nämlichen Leib. Denn damals machte die Gnade des Wortes den Leib heilig, der durch Brot in seinem Bestand erhalten wurde und in gewissem Sinne also selbst Brot war; und so wird jetzt in gleicher Weise das Brot, wie der Apostel (1 Tim 4, 5) sagt, durch das Wort Gottes und durch Gebet geheiligt, jedoch nicht so, daß es erst allmählich durch Essen in den Leib des Wortes überging, sondern so, daß es sofort durch das Wort in den Leib verwandelt wird, gemäß der Aussage des Wortes Gottes selbst: „Das ist mein Leib.“

Da aber jeder Mensch auch durch Flüssigkeit genährt wird - denn ohne derartige Zufuhr würde das Erdhafte in uns kaum am Leben bleiben -, so gewähren wir, gleich wie wir den festen Bestandteil unseres Körpers durch feste und harte Speise aufrechterhalten, auch unserem flüssigen Bestandteil eine Nachhilfe aus der nämlichen Natur. Dieses Flüssige wird dann, wenn es in uns eingeführt wird, durch die Kraft der Assimilation zu Blut, und zwar zumal dann, wenn es durch Wein die Fähigkeit erhalten hat, in Wärme umgesetzt zu werden. Da nun jenes Gott in sich bergende Fleisch auch den flüssigen Bestandteil des menschlichen Körpers zu seiner Wesenheit und Erhaltung aufnahm, Gott aber sich deshalb mit unserer hinfälligen Natur vereinigte, um den Menschen zur Verbindung mit der Gottheit emporzuheben, so will er mittels des Fleisches, das aus Brot und Wein bereitet wird, allen, die gläubig der Gnadenordnung angehören, sich selbst gleichsam einsäen, indem er sich mit ihren Leibern vereinigt, damit auch der Mensch durch sein Einswerden mit dem Unsterblichen der Unsterblichkeit teilhaftig werde. Diese Gaben spendet er durch die Kraft der Segnung, indem er die Natur des Sinnenfälligen in jenes umwandelt.

 

Satyrus wird durch die Eucharistie vom Schiffbruch gerettet

Ambrosius (339-397) Über den Tod seines Bruders Satyrus

Was soll ich von seiner Treue in der Verehrung Gottes sagen? Eines wird genügen. Er kam in die Gefahr des Schiffbruchs, bevor er der erhabenen Geheimnisse teilhaft geworden war. Als nun das Schiff, mit dem er fuhr, auf einer klippenreichen Untiefe festfuhr und sich unter dem Andrang der Fluten löste, fürchtete er nicht den Tod, sondern nur das Eine, ohne das Geheimnis [der heiligen Eucharistie] aus dem Leben scheiden zu müssen. Deshalb erbat er von jenen, die ihm als bereits zugelassen bekannt waren, das göttliche Geheimnis der Gläubigen, gewiß nicht, um einen neugierigen Blick auf das Geheimnis zu werfen, sondern um die Gnadenhilfe des Glaubens zu erlangen. Dann barg er das Geheimnis in ein Leinentuch, schlang dieses um seinen Hals, und so warf er sich ins Meer, ohne daran zu denken, wie er ein vom Schiffskörper losgerissenes Brett erhaschen könnte, um sich schwimmend darauf zu retten. Er suchte einzig die Hilfe des Glaubens: damit hielt er sich hinreichend gedeckt und geschützt und verlangte deshalb andere Hilfe nicht.

Man wird dabei wohl die Tapferkeit dessen betrachten dürfen, der bei ermattendem Ruder nicht wie ein Schffbrüchiger nach einem Rettungsbrett greift, sondern wie ein Starker aus sich die Stütze seines Mutes nimmt. Die Hoffnung hat ihn nicht irren lassen, seine Überzeugung hat ihn nicht getäuscht. Aus den Fluten gerettet und glücklich im Hafen gelandet, erkannte er zuerst seinen Führer, dem er sich anvertraut hatte. Als er dann auch die Diener teils durch sich selbst, teils durch andere gerettet wußte, kümmerte er sich nicht mehr um das verlorene irdische Gut, sondern eilte alsbald zur Kirche Gottes, um dort für seine Rettung zu danken und die ewigen Geheimnisse zu schauen, unter der lauten Versicherung, daß es keinen erhabeneren Gottesdienst gebe als die Darbietung des Dankes...

Wer so den Schutz des himmlischen Geheimnisses, das in das Leinentuch eingeschlossen war, erfahren hatte: wie sehr glaubte der wohl, wenn er das Geheimnis mit dem Munde empfing und in die Tiefe seines Herzens aufnahm! Wie viel erhabener mußte er es erkennen, wenn er es in seiner Brust trug, da es ihm schon in der Umhüllung des Tuches solchen Schutz gewährt hatte!

 

Über den täglichen Empfang der Eucharistie

Hiernoymus (347-419): Brief an Lucinius 71,6

Ob man die Eucharistie gemäß der Praxis der römischen und der spanischen Kirche täglich empfangen soll? Darüber hat ausführlich Hippolytus, ein sehr gelehrter Mann, geschrieben, während andere Schriftsteller bei Gelegenheit die Auffassungen verschiedener Autoren erwähnen. Ich persönlich halte es für richtig, kurz darauf aufmerksam zu machen, daß man die kirchlichen Überlieferungen, solange sie den Glauben nicht gefährden, so innehalten soll, wie sie von unseren Vorfahren auf uns gekommen sind. Die Übung der einen Kirche soll nicht durch die entgegengesetzte Praxis einer andern umgestoßen werden...

Die Eucharistie aber dürfen wir, falls wir uns nichts vorzuwerfen haben und frei von Gewissensbissen sind, immer empfangen; sagt ja doch der Psalmist: „Kostet und sehet, wie süß der Herr ist!“ (Ps 33, 9)

 

Vom Leib und Blut Christi

Augustinus (354-430): Über die Dreieinigkeit 3,10

Leib und Blut Christi nennen wir nicht ein Wort oder ein Pergament oder Tinte oder die sinnvollen, ausgesprochenen Klanglaute, nicht auf Felle geschriebene Buchstaben, sondern nur jene Wirklichkeit, die aus den Früchten der Erde genommen, durch geheimnisvolles Gebet geheiligt, von uns nach heiligem Brauch zum geistlichen Heil im Gedächtnis an das für uns ertragene Leiden des Herrn genossen wird. Da ihre sichtbare Erscheinung durch Menschenhände geschaffen wird, kann sie nicht geheiligt werden, auf daß sie ein so großes Sakrament werde, es sei denn durch die unsichtbare Wirksamkeit des Heiligen Geistes, weil ja alles, was in diesem Werk durch körperliche Bewegungen geschieht, Gott wirkt, indem er zuerst die unsichtbaren Kräfte seiner Diener in Bewegung setzt, sei es die Seelen der Menschen, sei es die ihm unterworfenen Dienste verborgener Geister.

 

Beziehung des Brotes und Weines zur Gemeinde

Augustinus (354-430): Predigt 272

Willst du den Leib Christi verstehen, so höre den Apostel zu den Gläubigen sagen: „Ihr seid der Leib Christi und seine Glieder.“ (1 Kor 12,27) Wenn ihr also Christi Leib und seine Glieder seid, so ist euer Mysterium auf den Tisch des Herrn gelegt: ihr empfangt euer Mysterium. Zu dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen, und antwortend unterschreibt ihr es. Du hörst ja: „Der Leib Christi“ und antwortest: „Amen“. Sei also [wirklich] Glied Christi, daß das „Amen“ wahr sei! Warum also im Brot? Den Apostel selber wollen wir mehrfach hören: „Ein Brot, ein Leib seid ihr, die Vielen!“ (1 Kor10, I7) Sehet es ein und freuet euch: Einheit, Wahrheit, Treue, Liebe: „Ein Brot“: wer ist dieses eine Brot? „Ein Leib die vielen.“ Bedenket: das Brot wird nicht aus einem Korn, sondern aus vielen. Als man über euch die [Tauf-] Beschwörungen sprach, wurdet ihr gleichsam gemahlen. Als ihr getauft wurdet, hat man euch gleichsam durchfeuchtet. Als ihr das Feuer des Heiligen Geistes empfinget, wurdet ihr gleichsam gekocht. Seid, was ihr seht, und empfanget, was ihr seid! Das sagte der Apostel vom Brot.

Auch was wir über den Kelch verstehen sollen, hat er zwar nicht ausgesprochen, aber uns genügend gewiesen. Wie er bezüglich der sichtbaren Gestalt des Brotes sagte, daß viele Körner zu einem Ganzen durchfeuchtet werden, wie als ob das geschehe, was von den Gläubigen in der Heiligen Schrift steht: „Es war ihnen eine Seele und ein Herz im Herrn“, so bedenket auch in bezug auf den Wein, Brüder, woher Wein wird. Viele Körner hängen in der Beere, aber der Saft der Körner wird zu einer Einheit zusammengegossen. So hat auch der Herr Christus uns bezeichnet, da er uns gehören wollte, und hat das Mysterium unseres Friedens und unserer Einheit auf seinem Tische konsekriert.

 

Vollzug und Deutung der Eucharistie

Pseudo-Dionysius Areopagita (Endes des 5. Jahrhundert): Kirchliche Hierarchie 2,3,12-14

Hat der Bischof [Hierarch] das heilige Gebet vor dem göttlichen Altar vollendet, so beginnt er dort die Räucherung und wandelt durch den ganzen Umkreis des heiligen Raumes. An den Altar Gottes wieder zurückgekehrt, stimmt er den heiligen Psalmengesang an, und die ganze Versammlung in ihren gegliederten Rangstufen singt die heiligen Psalmenworte mit. Daran schließt sich der Reihe nach das Vorlesen der heiligen Schriften durch die Liturgen an. Hernach werden die Katechumenen und die im Stand der Buße Befindlichen aus dem heiligen Raum entfernt; jene aber, die der Betrachtung und Gemeinschaft der göttlichen Geheimnisse würdig sind, bleiben zurück. Einige der Liturgen stehen an den verschlossenen Türen des Tempels, andere verrichten irgendeinen andern Dienst, der zu ihrem Stand gehört. Die bevorzugten Glieder aus der Klasse der Liturgen aber stellen im Verein mit den Priestern das heilige Brot und den Trank der Segnung auf den Altar Gottes, nachdem vorher von der ganzen, vollversammelten Gemeinde das Bekenntnis des allgemeinen Lobgebetes abgelegt worden ist. Dabei vollendet der gotterfüllte Bischof ein heiliges Gebet und kündet allen den heiligen Frieden an. Alle geben einander den Friedenskuß. Die auf den Friedenskuß folgende Verlesung der heiligen Gedenktafeln [Diptychen] verkündet die Namen der Männer, die heilig gelebt haben und zur Vollendung eines tugendhaften Lebens ohne die Möglichkeit eines Rückfalls gelangt sind. Uns ist diese Verlesung eine Aufforderung, ihnen ähnlich zu werden und auf demselben Wege nach ihrem glückseligen Zustand und göttlichen Ruheort zu streben, und sie bietet uns dafür eine hilfreiche Hand. Jene aber ruft die Verlesung der Diptychen als Lebende aus, als Menschen, die nach dem Worte der Gottesoffenbarungen nicht gestorben, sondern vom Tod zu einem ganz göttlichen Leben übergegangen sind.

Bischof und Priester waschen nun die Hände mit Wasser. Der Bischof tritt dann in die Mitte des göttlichen Altares, um ihn her stehen die Priester und aus den Liturgen die besonders bevorzugten. Jetzt preist der Bischof die heiligen Gottes­taten, vollzieht heilig das Göttlichste und zeigt den Gegenstand des Lobpreises unter den heilig emporgehaltenen Symbolen [Gestalten] den Augen des Volkes. Nachdem er dann die Gaben der Gottes­taten vorgezeigt hat, wendet er sich selbst ihrem Genosse zu und lädt die anderen dazu ein. Nach der urgöttlichen Kommunion, die er selbst empfangen und den anderen mitgeteilt hat, schließt er mit einem heiligen Dankgebet. Während die große Menge nur auf die göttlichen Symbole in gebeugter Haltung zu blicken weiß, erhebt er sich selbst im urgöttlichen Geiste immerdar in seligen und geistigen Betrachtungsbildern, wie es seiner hierarchischen Würde in der Reinheit des gottähnlichen Zustandes entspricht, zu den heiligen Urquellen der Sakramente.

Wie sollte uns das Abbild Gottes anders eingeprägt werden als durch die erneute Erinnerung an die heiligsten Gottes­taten, die durch die heiligen Worte und Handlungen der Kirche immerdar wieder geweckt wird? Wir tun es also, wie die Schrift sagt, zum Andenken an sie. (Luk 22, 19) Der göttliche Hierarch [Bischof] preist vor dem Altar Gottes stehend die heiligen Gottes­taten der göttlichsten Fürsorge Jesu um uns, die er zur Rettung unseres Geschlechtes nach dem Wohlgefallen seines allerheiligsten Vaters im Heiligen Geiste vollbracht hat. Hat der Bischof das Preisgebet [auf die Werke Gottes] vollendet und sich in ihren hehren, geistigen Anblick mit den Augen des Geistes versenkt, so geht er zur mystischen Opferhandlung über, und zwar auf Grund der göttlichen Einsetzung. Deshalb entschuldigt er sich, nachdem er die Großtaten Gottes gepriesen hat, voll Ehrfurcht und im Geiste der Kirche wegen des für ihn zu erhabenen Konsekrationsaktes, indem er vorher zu Christus den frommen Ruf erhebt: Du hast gesagt: „Tut dies zu meinem Andenken!“ (Luk 22, 19) Dann bittet er, dieses sakramentalen Opfers, in dem Gott nachgeahmt wird, würdig zu werden, in der Verähnlichung mit Christus die göttlichen Geheimnisse zu feiern und in heiligster Art auszuteilen, und daß auch die Teilnehmer an der Feier in geziemender Andacht davon genießen.

Hierauf vollzieht er den göttlichsten Akt [der Konsekration] und zeigt den Gegenstand seiner Lobpreisung unter den sinnbildlichen Gestalten, die er vor sich hat, nach heiligem Ritus zum Anblick. Er enthüllt das zugedeckte und ungeteilte Brot und zerbricht es in viele Stücke; desgleichen verteilt er den einen Inhalt des Kelches an alle. Sinnbildlich erweitert er die Einheit zur Vielheit und verteilt sie und vollzieht in diesen Handlungen ein allerheiligstes Mysterium. Denn die eine, einfache und verborgene Natur Jesu, des urgöttlichsten Christus, ist bei ihrem Eintritt in unser Menschengeschlecht, ohne eine Veränderung zu erleiden, aus Güte und Menschenfreundlichkeit in das Zusammengesetzte und Sichtbare hervorgetreten und hat wohltätigerweise unsere Einigung und Gemeinschaft mit sich hergestellt, indem sie unsere Niedrigkeit mit den göttlichsten Vorzügen des Christus im erhabensten Grad vereinte, wenn anders auch wir mit ihm, gleich wie Glieder mit dem Leibe, in ein und demselben unbefleckten, göttlichen Leben harmonisch zusammengefügt werden, nicht aber, durch unheilvolle Leidenschaften ertötet, zu mißgestalteten, unverbundenen und unbelebten Gliedern entarten. Denn wir müssen, wenn wir Gemeinschaft mit ihm begehren, auf sein göttlichstes Leben im Fleische hinblicken und uns durch Verähnlichung mit diesem zum göttlichen und makellosen Zustand der Sündelosigkeit emporschwingen. Auf diesem Wege wird er uns die Gemeinschaft mit dem Gleichartigen in harmonischem Verhältnis schenken.

Das sind die heiligen Geheimnisse, die der Bischof durch die heiligen Akte der Liturgie andeutet, wenn er die verhüllten Gaben sichtbar macht, ihr einheitliches Ganzes an viele zerteilt und durch die innigste Vereinigung der verteilten Gaben mit dem Wesen der Empfänger diese zu vollendeten Teilnehmern an ihnen heiligt. Denn er zeichnet uns in den erwähnten Zeremonien, da er uns Jesus Christus vor Augen hält, auf sinnlich wahrnehmbare Weise gleichsam ein Bild des geistigen Lebens unserer Seelen, wie Christus aus dem Dunkel der Gottheit dadurch, daß er vollständig und unvermischt ein Mensch gleich uns geworden, aus Liebe zu den Menschen eine Gestalt unserer Natur angenommen hat und, ohne eine Veränderung zu erleiden, aus dem, was der [göttlichen] Natur nach Eines ist, in das geteilte Wesen unserer Natur hervorgetreten ist und durch diese werktätige Liebe zu den Menschen unser Geschlecht zur Gemeinschaft mit sich selbst und seinen Gütern berufen hat. Voraussetzung ist, daß wir durch eine möglichst treue Verähnlichung mit ihm mit seinem göttlichsten Leben eins werden und dadurch in Wahrheit zur vollkommenen Anteilnahme an Gott und dem Göttlichen gelangen.

Wenn der Bischof die urgöttliche Kommunion empfangen und anderen zum Empfang gereicht hat, wendet er sich zum Schluß mit der ganzen heiligen Gemeinde, die in der Kirche versammelt ist, zur heiligen Danksagung. Denn das Teilnehmen geht dem Teilnehmen lassen und der Genuß der sakramentalen Ausspendung voraus. Das ist die allgemeine, schöne Ordnung und Reihenfolge in den Werken Gottes, daß zuerst das heilige Oberhaupt in aller Fülle an den Gnaden teilnehme, die durch ihn von Gott als ihrer Quelle den anderen geschenkt werden sollen, und daß er dann erst den übrigen davon mitteile. Deshalb sind auch jene, die das gotterfüllte Lehramt ausüben, bevor sie ihren eigenen Lebenswandel und Zustand damit in Einklang gebracht haben, unrein und unbedingt von der heiligen Amtstätigkeit auszuschließen. Die Sonnenstrahlen bieten ein Gleichnis: wie die feineren und durchsichtigeren Substanzen sich zuerst mit dem einströmenden Licht der Sonne erfüllen und dann nach Art neuer Sonnen das sie ganz überflutende Licht den Dingen der nächstfolgenden Ordnung vermitteln, so darf es keiner wagen, anderen ein Führer zum göttlichen Licht zu sein, wenn er nicht in seinem ganzen Verhalten ganz und gar gottähnlich gestaltet und durch Gottes Inspiration und Urteil zum Vorstand bestellt worden ist.

 

Die Opfer des Alten und des Neuen Bundes

Fulgentius von Ruspe (467-533) Regel des wahren Glaubens 19

Mit felsenfestem, unerschütterlichem Glauben halte daran fest, daß das menschgewordene, eingeborene Wort Gottes sich für uns als Opfer und Opfergabe Gott zum lieblichen Wohlgeruch dargebracht hat! (Eph 5, 5) Ihm wurden in der Zeit des Alten Bundes zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist von den Patriarchen, Propheten und Priestern Tiere geopfert; jetzt, in der Zeit des Neuen Testamentes, bringt die katholische Kirche ihm zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist, mit denen er dieselbe göttliche Natur besitzt, in Glaube und Liebe unaufhörlich auf dem gesamten Erdkreis das Opfer des Brotes und Weines dar. Jene fleischlichen Opfer waren ja ein Sinnbild des Fleisches Christi, das er selbst ohne Sünden für uns Sünder darzubringen bestimmt war, und des Blutes, das er zur Verzeihung unserer Sünden vergießen wollte.

Dieses Opfer ist eine Danksagung und Erinnerung an den Leib Christi, den er für uns dargebracht, und an das Blut, das derselbe Gott für uns vergossen hat. Von ihm sagt der heilige Paulus in der Apostelgeschichte: „Habt acht auf euch und die gesamte Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat als Bischöfe, um die Kirche Gottes zu regieren, die er mit seinem Blut erworben hat!“ (Apg 20,28) In jenen Opfern wurde symbolisch angezeigt, was uns geschenkt werden sollte; in diesem Opfer aber wird uns klar dargestellt, was uns bereits geschenkt worden ist. In jenen Opfern wurde der Gottessohn für uns vorausverkündet, der für die Sünder getötet werden wollte; in diesem Opfer aber wird er als der für die Sünder Getötete verkündet nach dem Zeugnis des Apostels, daß „Christus, als wir schwach waren, zur rechten Zeit für die Sünder gestorben ist“ (Röm 5, 6), und daß wir, „als wir Feinde waren, Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden sind“.

 

Schiffbrüchige empfangen den Leib und das Blut des Erlösers

Papst (590-606) Gregor der Große: Dialoge 3,36

Ich meine, ich darf das Wunder nicht übergehen, das der allmächtige Gott an seinem Diener Maximianus, jetzt Bischof von Syrakus, damals aber Abt meines Klosters, zu erweisen sich gewürdigt hat. Während ich auf Befehl meines Papstes als Apokrisiar am Hofe zu Konstantinopel weilte, reiste dieser ehrwürdige Maximian, weil die Liebe es forderte, mit Brüdern zu mir. Als er sich wieder auf der Rückreise in mein Kloster nach Rom befand, wurde er im Adriatischen Meer von einem furchtbaren Sturm überrascht und erfuhr auf außerordentliche Weise und durch ein ungewöhnliches Wunder an sich und an allen seinen Reisegefährten sowohl den Zorn als auch die Huld des allmächtigen Gottes. Das von heftigem Sturm aufgepeitschte Meer raste zu ihrem tödlichen Verderben: das Schiff verlor das Steuerruder, der Mastbaum brach, die Segel wurden in die Flut geweht, der ganze Rumpf des Schiffes wurde durch den fürchterlichen Anprall der Wogen erschüttert und ging aus den Fugen. Das Wasser drang durch die offenen Spalten ein und füllte das Schiff bis zum oberen Deck, so daß nicht so sehr das Schiff in den Wellen als vielmehr die Wellen im Schiff zu sein schienen.

Da wurden alle, die sich auf dem Schiff befanden, durch den Tod, der nicht mehr bloß nahe, sondern schon da war und ihnen vor Augen stand, in Schrecken versetzt. Sie gaben einander den Friedenskuß und empfingen den Leib und das Blut des Erlösers. Alle empfahlen sich Gott und baten, er möge ihre Seelen gnädig aufnehmen, nachdem er ihre Leiber einem so schrecklichen Tod überantwortete. Aber der allmächtige Gott, der ihre Seelen wunderbar in Angst versetzte, erhielt sie noch wunderbarer am Leben. Denn acht Tage lang hielt sich das bis zum Oberdeck mit Wasser angefüllte Schiff über den Wellen, behielt seinen Weg bei und lief am neunten Tag in den Hafen der Stadt Kroton ein.

Alle Reisegenossen des genannten ehrwürdigen Mannes stiegen wohlbehalten ans Land, und nachdem er selbst als letzter ausgestiegen, versank das Schiff in die Tiefe des Hafens, als ob ihm durch das Aussteigen jener Männer nicht eine Last, sondern eine Erleichterung benommen worden wäre. Und so geschah es, daß das Schiff, das voll Menschen gewesen war und dazu auf dem Meer das Wasser getragen hatte und geschwommen war, jetzt, nachdem Maximian und seine Brüder es verlassen, das Wasser ohne die Menschen im Hafen nicht mehr tragen konnte. Dadurch wollte der allmächtige Gott zeigen, daß er mit seiner Hand das beladene Schiff gehalten hat, das von Menschen leer und verlassen sich nicht mehr auf dem Wasser halten konnte.


 

Inhaltsverzeichnis

Die urchristliche Eucharistiefeier

Die Heilmittel für die Unsterblichkeit  

Ignatius von Antiochien (+110), Brief an die Epheser 20,2 

Der eucharistische Gottesdienst der frühchristlichen Gemeinden  

Justin (+ 165) Apologie 65-67

Auferstehung durch Christi Fleisch und Blut   

Irnenäus (+ 202?) Adv. Haer. V,2,2-3.   

Gesegnete Speise und gnadenvoller Trank 

Irnenäus (+ 202?) Adv. Haer. III,11,5.  

Frühchristliche Abendmahlsliturgie

Kirchenordnung Hippolyts (+235) 31,3-4 und 46,8-11  

Die Eucharistie auf dem Sterbebett

Dionysius von Alexandrien (+264/5): Brief an Bischof Fabius von Antiochien bei Eusebius, Kirchengeschichte 6,44,2-6-6

Geistige Deutung von Fleisch und Blut Christi 

Origines (+253/4) Homilien zu Leviticus 7,5   

Ermunterung zum Empfang der Eucharistie 

Firmicus Maternus (geschrieben 346/348): Vom Irrtum der heidnischen Religionen 18

Unterweisung über die Eucharistiefeier  

Cyrill von Jerusalem (+386): Mystagogische Katechesen 5,2-11;19-23    

Selbstprüfung    

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum 1. Korintherbrief 28,1    

Aufforderung zum Empfang    

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien über den Verrat des Judas 6   

Die richtige Zeit, zum Mahl des Herrn zu gehen

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum 1. Timotheusbrief 5,2

Verhalten nach dem Empfang  

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum 1. Korintherbrief 27,5    

Vorbereitung auf den Empfang

Johannes Chrysostomus (344/54-407): Homilien zum Epheserbrief 3,4-5   

Speise und Trank zum ewigen Leben 

Gregor von Nyssa (+394): Große Katechese 37   

Satyrus wird durch die Eucharistie vom Schiffbruch gerettet     

Ambrosius (339-397) Über den Tod seines Bruders Satyrus   

Über den täglichen Empfang der Eucharistie    

Hiernoymus (347-419): Brief an Lucinius 71,6  

Vom Leib und Blut Christi   

Augustinus (354-430): Über die Dreieinigkeit 3,10   

Beziehung des Brotes und Weines zur Gemeinde  

Augustinus (354-430): Predigt 272 

Vollzug und Deutung der Eucharistie

Pseudo-Dionysius Areopagita (Endes des 5. Jahrhundert): Kirchliche Hierarchie 2,3,12-14

Die Opfer des Alten und des Neuen Bundes

Fulgentius von Ruspe (467-533) Regel des wahren Glaubens 19     

Schiffbrüchige empfangen den Leib und das Blut des Erlösers     

Papst (590-606) Gregor der Große: Dialoge 3,36