Pius XII.

 

Enzyklika „Haurietis aquas“
über die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu
vom 15. Mai 1956

 

 

An die ehrwürdigen Brüder,
die Patriarchen, Primaten,
Erzbischöfe, Bischöfe und die anderen Oberhirten,
die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle leben

 

Papst Pius XII.

Ehrwürdige Brüder,

Gruß und Apostolischen Segen!

 

 

„In Freude werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Erlösers.“[1] Diese Worte, in denen der Prophet Isaias unter be­deutungsvollen Bildern jene vielfachen und reichen Gaben Gottes vorausverkündete, die das christliche Zeitalter bringen sollte, diese Worte, sagen Wir, kommen Uns unwillkürlich in den Sinn, während Wir des zu Ende gehenden Jahrhunderts gedenken, seitdem Unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens Pius IX., den aus dem katholischen Erdkreis vorgebrachten Bitten gerne willfahrend, das Fest des heiligsten Herzens Jesu in der gesamten Kirche zu feiern gebot.

 

Unmöglich können die Gnadengaben aufgezählt werden, welche die dem heiligsten Herzen Jesu erwiesene Verehrung in die Seelen der Gläubigen ergießt, sie reinigend, mit himmlischem Trost erquickend und zu allen Tugenden anregend. Eingedenk daher des weisen Satzes des Apostels Jakobus: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichtwelt“[2], sehen Wir mit vollem Recht in dieser Andacht, die allenthalben auf Erden sich immer glutvoller durchsetzt, ein unschätzbares Geschenk, welches das menschgewordene Wort, unser göttlicher Heiland, der eine Mittler der Gnade und Wahrheit zwischen dem himmlischen Vater und dem Menschengeschlecht, der Kirche, seiner mystischen Braut, im Verlauf der letzten Jahrhunderte gewährt hat, in denen sie so viel Hartes zu bestehen und so viele Schwierigkeiten durchzukämpfen hatte. Im Besitz dieses unschätzbaren Geschenkes kann die Kirche eine glühendere Liebe zu ihrem göttlichen Stifter bekunden und auf umfassendere Weise den Ruf verwirklichen, den, wie der Evangelist Johannes bezeugt, Jesus Christus selbst aussprach: „Am letzten Tage, dem Höhepunkt des Festes, stand Jesus da und rief laut: Wen dürstet, komme zu mir und trinke, wer an mich glaubt. Aus seinem Inneren werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Er sagte dies von dem Geist, den jene empfangen sollten, die an ihn glaubten.[3] Für die Zuhörer Jesu war es in der Tat nicht schwer, diese Worte, mit denen Er selbst eine aus seinem Schoße entspringende Quelle „lebendigen Wassers“ versprach, auf die Aussprüche der das Messianische Reich vorausverkündenden heiligen Propheten Isaias, Ezechiel und Zacha­rias und ebenso auf jenen vorbildhaften Felsen zu beziehen, aus dem, von Moses angeschlagen, auf wunderbare Weise Wasser her­vorquoll.[4]

Die göttliche Liebe hat ihren ersten Ursprung aus dem Heiligen Geist, der die persönliche Liebe des Vaters wie des Sohnes im Schoße der anbetungswürdigen Dreieinigkeit ist. Ganz zu Recht schreibt also der Völkerapostel, gleich einem Echo auf die Worte Jesu Christi, die Ausgießung der Liebe in die Seelen der Gläubigen diesem Geist der Liebe zu: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ward.“[5]

 

Dieser enge Zusammenhang, der, wie die Heiligen Schriften betonen, zwischen der göttlichen Liebe, die in den Herzen der Christen entbrennen soll, und dem Heiligen Geist – der aus sich Liebe ist – besteht, kennzeichnet uns allen, Ehrwürdige Brüder, lichtvoll das innerste Wesen jener Verehrung, die dem heiligsten Herzen Jesu Christi zu erweisen ist. Denn wie bekanntlich diese Andacht, wenn wir ihre besondere Natur betrachten, eine hochwertige Betätigung der Gottesverehrung ist, insofern sie von uns einen vollen und ganz unbedingten Willen der Hingabe und Weihe an die Liebe des göttlichen Erlösers fordert, an die Liebe, für die das verwundete Herz ein lebendiger Hinweis und ein lebensvolles Zeichen ist, so steht in gleichem, ja noch tieferem Sinne fest, daß derselben Andacht vor allem dieses Merkmal zukomme: Wir sollen die göttliche Liebe durch unsere Liebe vergelten. Nur durch die Kraft der Liebe wird ja er­reicht, daß die Menschenherzen sich ganz und vollkommen der Herrschaft des Allerhöchsten fügen, da nämlich unser Liebesdrang so dem göttlichen Willen anhängt, daß er wie eine Art Einheit mit ihm wird, gemäß dem Wort: „Wer dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm.“[6]

 

I.

EINWENDUNGEN – GLIEDERUNG DES RUNDSCHREIBENS

 

 

ANKLÄNGE IM ALTEN TESTAMENT

 

Wiewohl nun die Kirche die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu allzeit so sehr schätzte und schätzt, daß sie sich bemüht, sie überall zum Blühen zu bringen und auf jede Weise unter den christ­lichen Völkern zu verbreiten, und sie auch gegen die falschen Lehren des sogenannten Naturalismus und Sentimentalismus mit aller Kraft zu schützen sich angelegen sein läßt, so ist es doch sehr zu bedauern, daß in vergangenen Zeiten und auch heute diese höchst würdige Andacht nicht die gleiche Ehre und Wertschätzung findet bei manchen Christen und zuweilen auch bei solchen, die sich als eifrige, nach Heiligkeit strebende Katholiken bekennen.

„Wenn du die Gabe Gottes kenntest.[7] Mit diesen Worten, Ehrwürdige Brüder, mahnen Wir, die Wir durch Gottes geheimen Ratschluß zum Hüter und Verwalter jenes heiligen Schatzes des Glaubens und der Frömmigkeit erwählt wurden, den der göttliche Erlöser seiner Kirche anvertraut hat, mahnen Wir im Bewußtsein Unserer Pflicht alle jene, die zwar Unsere Söhne, und obwohl die Verehrung des heiligsten, über die Irrungen und die Nachlässigkeit der Menschen gleichsam triumphierenden Herzens Jesu seinen mystischen Leib durchdrungen hat, dennoch weiterhin von vorgefaßten Meinungen sich leiten lassen und zuweilen so weit gehen, daß sie diese Andacht für minder geeignet, um nicht zu sagen, für schädlich erachten, um den geistigen, in unserer Zeit vordringlicheren Nöten der Kirche und des Menschengeschlechtes zu begegnen. Es fehlt nicht an solchen, welche die ursprüngliche Natur dieser Andacht mit den Sonderandachten, den vielfältigen, von der Kirche gebilligten und geförderten, aber nicht befohlenen Frömmigkeits­formen vermengen und ihnen gleichstellen, und sie daher als etwas Zusätzliches betrachten, das die Einzelnen, ein jeder nach seinem Belieben, üben können; es gibt auch solche, die behaupten, diese Andacht sei etwas Lästiges und besonders für jene von keinem oder nur geringem Nutzen, die im Reiche Gottes kämpfen hauptsächlich in der Absicht, mit ihren Kräften, Mitteln und der Ausnutzung ihrer Zeit zur Verteidigung, Weitergabe und Verbreitung der katholischen Wahrheit, zur Geltendmachung der christlichen Soziallehre und zur Förderung jener Akte der Gottesverehrung und jener Werke beizutragen, die sie heute für viel notwendiger halten; endlich fehlt es nicht an solchen, die, weit entfernt davon, diese Andacht als eine mächtige Hilfe für die rechte Bildung und Erneuerung der christlichen Sitten im privaten Leben des Einzelnen wie im häuslichen Zusammenleben zu betrachten, sie vielmehr wie eine durch die Sinne, nicht durch den Geist und die Seele genährte Frömmigkeit ansehen, geradezu mehr den Frauen angepaßt, da sie in ihr etwas finden, was gebildeten Menschen nicht genügend ent­spreche.

 

Außerdem gibt es solche, die in der Erwägung, daß die Herz-Jesu-Verehrung vor allem Buße, Sühne und die übrigen Tugenden verlangt, die sie „passive“ nennen, weil sie keine greifbare Frucht trügen, sie nicht für geeignet halten zur Neuanfachung des religiösen Lebens in unseren Tagen, eines religiösen Lebens, das mehr auf eine offene und gestraffte Tätigkeit hinzielen müsse, auf den Triumph des katholischen Glaubens und auf den tatkräftigen Schutz der christlichen Sitten. Denn diese werden heute, wie alle wissen, leicht von den trügerischen Aufstellungen derer beeinflußt, die zu jeder Form der Gottesverehrung die gleiche Haltung einnehmen, nachdem sie im Denken und Handeln den Unterschied zwischen wahr und falsch aufgehoben haben, und die sich auch leider von den Grundsätzen des gottlosen Materialismus und des sogenannten Laizismus anstecken lassen.

Wer sähe nicht, Ehrwürdige Brüder, daß solche Ansichten ganz und gar von dem Urteil abweichen, das Unsere Vorgänger in Gutheißung der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu von diesem Sitz der Wahrheit öffentlich ausgesprochen haben? Wer möchte es wa­gen, jene Frömmigkeit als unnütz oder für unsere Zeit weniger geeignet hinzustellen, die Unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens Leo XIII. als „sehr bewährte Form der Gottesverehrung“ bezeichnete und die, wie er nicht zweifelte, als kraftvolles Mittel zur Heilung der Übel zu betrachten sei, die auch heute, und sicher in weiterem und schärferem Maße, den Einzelmenschen und die gesamte Gesellschaft quälen und beunruhigen? „Diese Andacht, die Wir allen raten“, so sagte er, „wird allen von Nutzen sein.“ Und er fügte folgende Mahnungen hinzu, die auch auf die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu Bezug haben: „Daher jene Gewalt der Übel, die seit langem im Geheimen wirken und die eindringlich fordern, daß man Hilfe bei einem suche, durch dessen Kraft sie vertrieben werden könnten. Wer könnte dies aber sein, wenn nicht Jesus Christus, der Eingeborene Gottes! ,Denn kein anderer Name ist unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollten.’[8] Zu ihm also muß man sich flüchten, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.“[9]

                                                             

Und nicht weniger hat Unser nächster Vorgänger gesegneten Andenkens Pius XI. diese Verehrung als empfehlenswert und für die Förderung der christlichen Frömmigkeit geeignet anerkannt. Er erklärte in einem Rundschreiben: „Liegt nicht in dieser ... Andachtsform der Inbegriff der ganzen Religion und die Wegweisung zur Vollkommenheit? Denn leicht führt sie unseren Verstand zur tiefen Erkenntnis Christi, und nachdrücklich vermag sie die Herzen zu immer glühenderer Liebe und immer engerer Nachfolge des Heilands anzuspornen.“[10] Für Uns aber, nicht weniger als für Unsere Vorgänger, ist dieser Kernpunkt der Wahrheit klar und erwiesen; und als Wir das oberste Hirtenamt übernahmen und wie ein gutes Vorzeichen die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu bei den christlichen Völkern gemehrt und frohen Herzens wie triumphierend sahen, haben Wir Uns gefreut, daß daraus unzählige heilsame Früchte für die gesamte Kirche erwachsen; und es gefiel Uns, schon im ersten Rundschreiben darauf hinzuweisen.[11] Diese Früchte wurden in den Jahren Unseres Pontifikats – der nicht allein der Sorgen und Nöten, sondern auch unsagbarer Tröstungen voll war – weder an Zahl noch an Kraft und Schönheit vermindert, sondern eher vermehrt; denn es sind glücklicherweise verschiedene Werke in Angriff genommen worden, die der Wiederbelebung dieser Andacht dienlich und für die Nöte unserer Tage äußerst geeignet sind: Wir meinen die Vereinigungen zur Förderung der seelischen Kultur, der Religion und der Mildtätigkeit; die Veröffentlichungen zur Erläuterung der einschlägigen Geschichte, Aszetik und Mystik; die frommen Sühnewerke; und namentlich jene Zeugnisse innigster Frömmigkeit, welche die „Vereinigung vom Gebetsapostolat“ herausgab; ihrer Anregung und Förderung ist es vor allem zu danken, daß häusliche Gemeinschaften, Kollegien, Unternehmungen, zuweilen auch Nationen dem heiligsten Herzen Jesu geweiht wurden; ihnen haben Wir nicht selten durch diesbezügliche Schreiben, durch Ansprachen oder auch durch Rundfunkbotschaften Unsere väterlichen Wünsche entboten.[12]

 

Wo Wir daher sehen, wie eine reiche, aus dem heiligen Herzen unseres Erlösers sprudelnde Fülle heilbringender Wasser, himmlischer Gaben der göttlichen Liebe ungezählte Söhne der katholischen Kirche durch den Hauch und das Wirken des Gottesgeistes durchdringt, können Wir nicht umhin, euch, Ehrwürdige Brüder, väterlich zu mahnen, mit Uns zusammen Gott, dem Geber alles Guten, tief und innig Lob und Dank zu sagen, die Worte des Völkerapostels wiederholend: „Ihm aber, der durch seine in uns wirksame Kraft weit mehr zu tun vermag als alles, was wir erbitten oder ersinnen: Ihm sei Ehre in der Kirche und in Christus Jesus über alle Geschlechter hin von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“[13] Doch nachdem Wir dem ewigen Gott den schuldigen Dank erstattet haben, ist es Unser Wunsch, euch und alle geliebten Söhne der Kirche durch dieses Rundschreiben zu ermahnen, jene aus der Bibel, der Lehre der heiligen Väter und der Gottesgelehrten stammenden Grundsätze, auf die sich, wie auf feste Fundamente, die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu stützt, achtsamer zu erwägen. Wir sind nämlich tief davon überzeugt: nur dann, wenn wir im Lichte der von Gott geoffenbarten Wahrheit die ursprüngliche und innerlicher erfaßte Natur dieser Andacht genau kennen, nur dann, sagen Wir, können wir ihre unvergleichlich hohe Würde und ihre unerschöpfliche Fülle himmlischer Gaben recht und voll schätzen; und wenn wir die unzähligen daraus erwachsenen Wohltaten in frommer Betrachtung uns vorführen, können wir auch würdig die erste Jahrhundertfeier begehen, seitdem das Herz-Jesu-Fest in der gesamten Kirche zu feiern ist.

 

In der Absicht also, den Seelen der Christgläubigen heilbringende Nahrung zu bieten, durch die genährt sie die wahre Natur dieser Verehrung leichter und tiefer ersehen und ihre reichen Früchte erfahren können, werden Wir jene Seiten des Alten und Neuen Testamentes darlegen, in denen die unendliche Liebe Gottes gegen das Menschengeschlecht, in die wir niemals genug schauend eindringen können, geoffenbart und vorgelegt wird. Hierauf werden Wir zweckentsprechend die Grundlinien der Ausführungen berühren, welche die Kirchenväter und Kirchenlehrer überliefert haben. Zuletzt werden Wir darauf bedacht sein, den engen Zusammenhang ins rechte Licht zu stellen, der zwischen der dem Herzen des göttlichen Erlösers gebührenden Andacht und der Verehrung besteht, die seiner Liebe wie der Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit gegen alle Menschen geschuldet wird. Wir meinen nämlich: Wenn einmal die Hauptelemente, auf denen diese höchst würdige Andacht ruht, aus dem Licht der Heiligen Schriften und der von den Vorfahren überlieferten Lehre erläutert werden, so können die Christen leichter „in Freuden Wasser aus den Quellen des Erlösers“[14] schöpfen; das heißt, die besondere Wichtigkeit besser schätzen, welche die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu in der Liturgie der Kirche und in ihrem inneren und äußeren Leben und Tun besitzt; und so können sie auch die geistlichen Früchte sammeln, wodurch die Einzelnen heilbringend ihre Sitten zu erneuern vermögen, wie es die Hirten der christlichen Herde erhoffen.

 

Damit jedoch alle um so richtiger die Beweiskraft verstehen können, welche die vorzulegenden Stellen des Alten und Neuen Testamentes für diese Andacht haben, muß ihnen der Grund ganz klar sein, warum die Kirche dem Herzen des göttlichen Erlösers den Kult der Anbetung zollt. Nun wißt ihr sicher, Ehrwürdige Brüder, daß es ein zweifacher Grund ist. Der eine, der auch für die übrigen hochheiligen Glieder des Leibes Jesu Christi gilt, beruht auf dem Grundsatz, daß sein Herz, als ein vornehmster Teil seiner menschlichen Natur, hypostatisch mit der Person des göttlichen Wortes verbunden ist; und daß ihm deshalb der gleiche Kult der Anbetung zu erweisen ist, womit die Kirche die Person des menschgewordenen Sohnes Gottes ehrt. Es handelt sich dabei um eine mit katholischem Glauben festzuhaltende Wahrheit, da sie schon auf den Allgemeinen Kirchenversammlungen von Ephesus und der zweiten von Konstantinopel[15] feierlich festgelegt wurde. Der andere Grund, der sich in besonderer Weise auf das Herz des göttlichen Erlösers bezieht und ebenfalls unter einer besonderen Rücksicht den ihm zu erweisenden Kult der Anbetung fordert, liegt darin, daß sein Herz, mehr als alle übrigen Glieder seines Leibes, ein natürliches Zeichen oder Sinnbild seiner unermeßlichen Liebe zum Menschengeschlecht ist. „Es liegt im heiligsten Herzen – wie Unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens Leo XIII. bemerkte – ein Sinnbild, ja ein ausdrückliches Bild der unendlichen Liebe Jesu Christi, das durch sich selbst uns zur Gegenliebe bewegt.“[16]

Es ist zweifellos, daß die Heiligen Bücher nie eine sichere Erwähnung tun von einem besonderen, dem physischen Herzen des fleischgewordenen Wortes als dem Sinnbild seiner brennenden Liebe erwiesenen Kult der Verehrung und Liebe. Wenn dies offen zuzugeben ist, so braucht es uns doch nicht zu verwundern, noch irgendwie Zweifel in uns hervorzurufen, daß die göttliche Liebe zu uns, der Hauptgrund jenes Kultes, im Alten wie im Neuen Testamente in solchen Bildern, welche die Herzen stark bewegen, verkündet und nahegebracht wird. Da diese Bilder schon in den Heiligen Büchern vorgelegt wurden, welche die Ankunft des menschgewordenen Gottessohnes vorher verkündeten, können sie als Vorzeichen des Sinnbildes jener edelsten göttlichen Liebe und des Hinweises auf sie: die Liebe des heiligsten und anbetungswürdigen Herzens des göttlichen Erlösers betrachtet werden.

Für unseren Gegenstand ist es wohl nicht notwendig, aus den alttestamentlichen Büchern, die von Gott und in alter Zeit kundgegebene Wahrheiten enthalten, vieles vorzubringen; es genügt gewiß, in Erinnerung zu rufen, daß jener zwischen Gott und dem Volk eingegangene und durch Friedensopfer geheiligte Bund – dessen ursprüngliches, auf zwei Tafeln geschriebenes Gesetz Moses veröffentlichte[17] und die Propheten erklärten – ein Vertrag war, der nicht nur durch die Bande der Oberherrschaft Gottes und des schuldigen Gehorsams der Menschen festgelegt, sondern auch durch tiefere Gründe der Liebe gefestigt und genährt wurde. Auch für das Volk Israel war der letzte Grund, Gott zu gehorchen, nicht die Furcht vor den göttlichen Strafgerichten, welche die vom Gipfel des Berges Sinai aufleuchtenden und ausgehenden Donner und Blitze einflößten, sondern mehr die Gott geschuldete Liebe: „Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. So liebe denn den Herrn, deinen Gott, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft! Diese Gebote, die ich dir heute gebe, seien dir ins Herz geschrieben!“[18]

 

Wir wundern uns also nicht, wenn Moses und die Propheten, die der Engelgleiche Lehrer mit Recht „maiores, Eingeweihte“[19] des Auserwählten Volkes nennt, aus der klaren Einsicht, daß die Grundlage des ganzen Gesetzes in dieses Gebot der Liebe gesetzt war, alle zwischen Gott und ihrem Volk bestehenden Beziehungen und Bindungen mehr mit Gleichnissen beschrieben, die aus der gegenseitigen Liebe von Vater und Sohn oder der Gatten geschöpft waren, als mit strengen, der Oberherrschaft Gottes oder der von uns allen geschuldeten und erzittern machenden Knechtschaft entnommenen Bildern. Um Beispiele anzuführen: Als Moses sein berühmtes Lied über die Befreiung des Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens sang und aussprechen wollte, daß dies durch Gottes Kraft geschehen war, verwendet er folgende ergreifende Sätze und Gleichnisse:

„Gleichwie der Adler seine Jungen zum Fluge lockt und über ihnen schwebt, so breitete er (Gott) seine Flügel aus, und nahm es (das Volk) und trug es auf seinen Schultern.“[20] Doch bringt vielleicht keiner der heiligen Seher mehr als Oseas offen und stark die Liebe zum Ausdruck, mit der Gott zu jeder Zeit sein Volk geleitet. In den Schriften dieses Propheten, der unter den übrigen kleinen Propheten durch die Großartigkeit gedrängter Rede hervorragt, bekennt Gott eine solche Liebe zum Auserwählten Volk, eine gerechte und heilig besorgte, wie es die Liebe eines erbarmenden und liebenden Vaters ist oder eines Bräutigams, dessen Ehre verletzt wird. Es handelt sich um eine Liebe, die so wenig infolge der Niedertracht von Verrätern und unmenschlicher Verbrechen gemindert wird oder erkaltet, daß sie vielmehr diese zwar nach Gebühr bestraft, aber nur aus dem einen Grunde, die entfremdete und treulose Braut und die undankbaren Söhne – geschweige denn sie zu verstoßen und zu entlassen – nein, zu entsühnen, zu läutern und durch erneute und verstärkte Bande der Liebe wieder mit sich zu verbinden: „Als Israel jung war, gewann ich es lieb und rief meinen Sohn aus Ägypten ... Ich war wie ein Nährvater für Ephraim; ich trug sie auf meinen Armen, doch sie erkannten nicht, daß ich ihr Heiland war. Mit Banden der Güte zog ich sie, mit Fesseln der Liebe ... Von ihrem Abfall will ich sie heilen, herzlich sie lieben; denn mein Zorn ist von ihnen gewichen. Wie der Tau will ich sein, Israel soll gleich einer Lilie blühen und seine Wurzel schlagen wie des Libanon Zedern.“[21]

Nicht unähnlich spricht der Prophet Isaias, wenn er Gott selbst und das Auserwählte Volk folgende Wechselrede miteinander führen läßt: „Und Sion sprach: Verlassen hat mich der Herr. Der Allmächtige hat meiner vergessen. Vergißt wohl ein Weib ihres Kindes? Erbarmt sie sich nicht der Frucht ihres Leibes? Und vergäße sie's auch: ich vergesse dich nicht.“[22] Ebenso ergreifend sind die Worte, mit denen der Verfasser des Hohenliedes in Bildern ehelicher Liebe deutlich die Bande der gegenseitigen Liebe beschreibt, durch die Gott und das von ihm geliebte Volk verbunden sind: „Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern ... Ich bin sein, und mein Geliebter ist mein; Hirte ist er auf Liliengefilden ... Wie ein Siegel leg mich aufs Herz dir, auf deinen Arm wie ein Siegel! Die Liebe ist stark wie der Tod; der Liebe Eifern hart wie die Totenwelt. Lohend Feuer ist ihre Glut, Blitze sind ihre Flammen.“[23]

Diese so zarte, nachsichtige und geduldige Liebe Gottes, die sich zwar über das Untat auf Untat häufende Volk Israel entrüstet, aber es dennoch niemals verstößt, scheint gewiß stark und erhaben, aber sie ist nur Ankündigung und Vorzeichen jener innigen Liebe, die der den Menschen verheißene Erlöser aus seinem liebenden Herzen über alle ergießen würde, und die das Vorbild für unsere Liebe und das Fundament des Neuen Bundes werden sollte. Fürwahr nur Er, der Einziggezeugte vom Vater und das fleischgewordene Wort „voller Gnade und Wahrheit“[24], konnte, als er zu den von unzähligen Sünden und Armseligkeiten bedrückten Menschen gekommen war, aus seiner menschlichen, in Personeinheit mit der göttlichen Person verbundenen Natur heraus dem menschlichen Geschlechte eine „Quelle lebendigen Wassers“ eröffnen, welche die dürre Erde reichlich bewässern und sie zu einem blühenden und fruchtreichen Garten machen würde. Daß diese ganz wundersame Tatsache infolge der erbarmungsvollen und ewigen Liebe Gottes eintreten werde, scheint schon der Prophet Jeremias irgendwie mit folgenden Worten vorauszuverkünden: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich in Erbarmung an mich herangezogen ... Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da schließe ich einen neuen Bund mit Israels Haus und Judas Haus ... Dies wird der Bund sein, den ich schließen werde nach jenen Tagen mit Israels Haus, spricht der Herr: Ich lege mein Gesetz in ihr Herz und schreibe es in ihre Seele. So werde ich ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein ... Denn ihre Schuld vergebe ich ihnen, und ihrer Sünden gedenke ich nicht mehr.“[25]

 

 

 

II.

GRUNDLEGUNG IM NEUEN TESTAMENT
UND IN DER ÜBERLIEFERUNG

 

Nur aus den Evangelien haben wir jedoch die volle Gewißheit, daß der Neue Bund zwischen Gott und den Menschen – für den jener Vertrag, den Moses zwischen dem Volk Israel und Gott geschlossen hatte, nichts anderes als Sinnbild und Zeichen war, wie es der Prophet Jeremias vorherverkündet hatte – daß der Neue Bund, sagen Wir, gerade das ist, was durch die gnadenerwerbende Tat des fleischgewordenen Wortes beschlossen und verwirklicht wurde. Dieses Bündnis ist deshalb als unvergleichlich höher und beständiger zu schätzen, weil es nicht, wie das vorhergehende, durch das Blut von Böcken und Rindern, sondern durch das hochheilige Blut dessen besiegelt wurde, den die gleichen friedlich-vernunftlosen Tiere schon vorgebildet hatten als das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“[26] Denn der christliche Bund erweist sich, viel mehr denn der alte, als ein Vertrag, der sich nicht auf Knechtschaft und nicht auf Furcht stützt, sondern durch jene Freundschaft geschlossen wurde, die zwischen Vater und Kindern herrschen soll, und der durch eine freigebigere Ausgießung der göttlichen Gnade und Wahrheit erhalten und bekräftigt wird, gemäß dem Ausspruch des Evangelisten Johannes: „Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit aber ward uns durch Jesus Christus.“[27]

Durch diesen Satz jenes Jüngers, „den Jesus lieb hatte und der beim Mahle an seiner Brust ruhte“[28], sind wir schon zum Geheimnis der unendlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes hingeführt. Und es scheint, Ehrwürdige Brüder, würdig und recht, geziemend und heilsam, in dessen trauter Betrachtung ein wenig zu verweilen, damit auch wir, erleuchtet von dem Licht, das aus dem Evangelium widerstrahlend das gleiche Geheimnis erhellt, den Wunsch verwirklichen können, von dem der Völkerapostel in seinem Schreiben an die Epheser spricht: „Daß Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Möget ihr, in der Liebe festgewurzelt und festgegründet, imstande sein, mit allen Heiligen zu begreifen, was es ist um die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe und die Erkenntnis der jeden Begriff übersteigenden Liebe Christi, damit ihr mit der ganzen Gottesfülle erfüllt werdet!“[29]

 

Das Geheimnis der göttlichen Erlösung ist in erster Linie und von Natur ein Geheimnis der Liebe: und zwar der gerechten Liebe Christi zum himmlischen Vater, dem das mit liebender und gehorsamer Gesinnung dargebrachte Kreuzesopfer die ob der Sünden des Menschengeschlechtes geschuldete Genugtuung in überreichem und unendlichem Maße bietet: „Aus Liebe und Gehorsam leidend hat Christus Gott etwas Größeres dargeboten als die Wiedergutmachung der ganzen Schuld des Menschengeschlechtes gefordert hätte.“[30] Es ist ferner ein Geheimnis der barmherzigen Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit und des göttlichen Erlösers zu allen Menschen: da diese keineswegs imstande waren, für ihre Vergehen genugzutun[31], hat Christus kraft der unerforschlichen Reichtümer der Verdienste, die er durch sein kostbares vergossenes Blut für uns erwarb, jenen Freundschaftsbund zwischen Gott und den Menschen wiederherzustellen und zu vollenden vermocht, der zuerst im irdischen Paradiese durch den unglücklichen Fall Adams, dann aber durch die unzähligen Sünden des Auserwählten Volkes verletzt worden war. Da unser göttlicher Erlöser – als unser rechtmäßiger und vollkommener Mittler – in seiner glühenden Liebe zu uns die Pflichten und Schulden des Menschengeschlechtes mit den göttlichen Rechten ganz in Ausgleich brachte, ist es ihm zu verdanken, daß jene wunderbare Übereinstimmung der göttlichen Gerechtigkeit und der göttlichen Barmherzigkeit stattfand, die das alles übersteigende Geheimnis unseres Heiles ausmacht. Dazu äußert sich der Engelgleiche Lehrer weise mit folgenden Worten: „Es ist zu sagen, daß die Befreiung des Menschen durch das Leiden Christi für seine Barmherzigkeit wie für seine Gerechtigkeit geziemend war. Für die Gerechtigkeit, weil Christus durch sein Leiden für die Sünde des Menschengeschlechtes genug getan hat: und so wurde der Mensch durch die Gerechtigkeit Christi befreit. Für die Barmherzigkeit, denn da der Mensch aus sich für die Sünde der ganzen menschlichen Natur nicht genug tun konnte, hat Gott ihm seinen Sohn als Genugtuer gegeben. Und dies war eine Tat überreicher Erbarmung, als wenn er die Sünden ohne Genugtuung nachgelassen hätte. Daher heißt es: „Gott, reich an Erbarmen wie er ist, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt, uns, da wir tot waren durch unsere Sünden, zusammen mit Christus lebendig gemacht.“[32]

 

Damit wir aber wirklich, soweit es Sterblichen gestattet ist, „begreifen können mit allen Heiligen, was es ist um die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe“[33] der geheimnisvollen Liebe des fleischgewordenen Wortes zum himmlischen Vater und zu den mit dem Makel der Sünden befleckten Menschen, muß man beachten, daß seine Liebe nicht nur eine geistige war, wie sie Gott zukommt, insofern „Gott Geist ist“[34]. Gewiß war von dieser Art die Liebe, mit der Gott unsere Stammeltern und das Volk der Hebräer liebte; und so sind die Ausdrücke menschlicher, vertrauter und väterlicher Liebe, die man in den Psalmen, in den Schriften der Propheten und im Hohenliede liest, Bezeichnungen für eine sehr wahre, aber ganz geistige Liebe, die Gott zum Menschengeschlecht hegte; während dagegen die Liebe, die aus dem Evangelium, aus den Apostelbriefen und aus den Seiten der Geheimen Offenbarung spricht, welche die Liebe des Herzens Jesu Christi beschreiben, nicht eine nur göttliche Liebe, sondern auch menschliche Empfindungen der Liebe bezeichnet; was für alle, die sich katholisch nennen, ganz gewiß ist. Das Wort Gottes hat nämlich nicht einen unwirklichen Scheinleib angenommen, wie schon im ersten christlichen Jahrhundert einige Irrlehrer behaupteten, die vom Apostel Johannes mit folgenden ernsten Worten getadelt wurden: „Es sind viele Verführer in der Welt aufgetreten, die sich nicht zu dem in Fleisch erschienenen Jesus Christus bekennen. Das ist der Verführer, der Antichrist[35]; es hat wirklich die menschliche, individuelle, vollständige und vollkommene Natur, die im reinsten Schoße der Jungfrau Maria aus der Kraft des Heiligen Geistes empfangen wurde[36], seiner göttlichen Person verbunden. Es fehlte ihm also nichts an der menschlichen Natur, die sich das Wort Gottes zu eigen gemacht hat; es hat sie in der Tat angenommen ohne Minderung und ohne Änderung in dem, was das Geistige und das Körperliche betrifft: also ausgestattet mit Verstand und Willen und mit den übrigen inneren und äußeren Erkenntnisfähigkeiten, ebenso wie mit dem Strebevermögen der Sinne und allen natürlichen Antrieben. Dies alles lehrt die katholische Kirche als etwas, das von den Römischen Päpsten und den Allgemeinen Kirchenversammlungen feierlich bestimmt und bekräftigt ist: „Vollkommen in dem Seinigen, vollkommen in dem Unsrigen“[37]; „vollkommen der Gottheit und vollkommen der Menschheit nach“[38]; „der ganze Gott Mensch, und der ganze Mensch Gott.“[39]

Deshalb kann in keiner Weise daran gezweifelt werden, daß Jesus Christus einen wahren Leib erhalten hat, ausgestattet mit allen, einem solchen eigenen Affekten, unter denen die Liebe vor allen anderen den Vorrang hat. Gleicherweise kann auch kein Zweifel daran bestehen, daß er ein physisches, dem unsrigen ähnliches Herz hatte, da ohne dieses hochwichtige Organ des Körpers das menschliche Leben, auch bezüglich der Gemütszustände, nicht bestehen kann. Daher hat das Herz Jesu Christi, mit der göttlichen Person des Wortes hypostatisch vereint, zweifellos auch wegen der Liebe und der übrigen Gemütsbewegungen geschlagen; diese waren jedoch mit dem menschlichen, von der göttlichen Liebe erfüllten Willen, wie mit der unendlichen Liebe selbst, die der Sohn mit dem Vater und dem Heiligen Geiste gemeinsam hat, so ganz und gar in Übereinstimmung und Einklang, daß zwischen diesen drei Liebesarten niemals etwas Gegensätzliches oder Unstimmiges herrschte.[40]

 

Daß das Wort Gottes eine wahre und vollkommene Menschennatur als eigen angenommen und sich ein Herz aus Fleisch gebildet und einverleibt hat, das nicht weniger als das unsrige leiden und durchbohrt werden konnte – diese Tatsache kann, so sagen Wir, wenn nicht im Lichte der hypostatischen und substanziellen Vereinigung, und ebenso im Licht der Erlösung der Menschheit wie aus deren Ergänzung gesehen, wahrhaftig für manche zu Ärgernis und Torheit werden, wie es der ans Kreuz geschlagene Christus tatsächlich für das Volk der Juden und Heiden war.[41] Die gültigen Dokumente des katholischen Glaubens, in vollem Einklang mit den Heiligen Schriften, versichern uns, daß der Einziggeborene Sohn Gottes die leidensfähige und sterbliche Menschennatur hauptsächlich aus dem Grunde angenommen hat, weil er das blutige Opfer, am Kreuze hängend, darzubringen wünschte, um das Werk des Heiles der Menschheit zu vollenden. Dies lehrt übrigens der Völkerapostel mit folgenden Worten: „Der heiligt und die geheiligt werden, sind ja alle von einem Vater. Darum schämt er sich nicht, sie seine Brüder zu nennen, da er spricht: Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundgeben ... Und wieder: Siehe, hier bin ich mit den Kindern, die Gott mir gegeben hat. Weil nun die Kinder Fleisch und Blut gemeinsam haben, so nahm er gleichfalls beides an ... Darum mußte er in allem seinen Brüdern gleich werden, um als barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu walten und des Volkes Sünden zu sühnen. Denn da er selbst gelitten hat und versucht wurde, kann er auch denen helfen, die versucht werden.“[42]

Die Heiligen Väter haben als wahrhafte Zeugen der von Gott geoffenbarten Lehre sehr gut das betont, was schon der Apostel Paulus klar genug ausgesprochen hatte, daß nämlich das Geheimnis der göttlichen Liebe gleichsam Anfangs- und Höhepunkt der Menschwerdung wie der Erlösung sei. Denn oft und lichtvoll liest man in ihren Schriften, daß Jesus Christus deshalb eine vollkommene Menschennatur und unseren hinfälligen und gebrechlichen Leib angenommen hat, um für unser ewiges Heil Sorge zu tragen und uns seine unendliche Liebe, auch die fühlbare, überzeugend zu offenbaren und zu öffnen.

Der hl. Justinus nimmt gleichsam das Wort des Völkerapostels wieder auf, wenn er schreibt: „Den aus dem ungezeugten und unaussprechlichen Gott Geborenen, das Wort beten wir an und lieben wir; ist es doch unsertwegen Mensch geworden, um unseren Leiden, ihrer teilhaft geworden, ein Heilmittel zu bereiten.“[43] Und der hl. Basilius, der erste unter den drei kappadozischen Vätern, versichert, daß die Sinnesregungen in Christus wahr und zugleich heilig waren. „Es ist klar, daß der Herr die natürlichen Gemütsbewegungen auf sich genommen hat zur Bestätigung der wahren und nicht eingebildeten Menschwerdung; daß er aber fehlerhafte Affekte, welche die Reinheit unseres Lebens trüben, als unwürdig seiner makellosen Gottheit abgewiesen hat.“[44] In gleicher Weise sieht die Leuchte der antiochenischen Kirche, der hl. Johannes Chrysostomus, in den Regungen der Sinne, die der göttliche Erlöser erfuhr, einen klaren Beweis dafür, daß er eine vollständige Menschennatur angenommen hat: „Wenn er nämlich nicht unsere Natur gehabt hätte, wäre er nicht wieder und wieder von Trauer erfaßt worden.“[45] Von den lateinischen Vätern aber möchten Wir jene erwähnen, welche die Kirche heute als die größten Lehrer verehrt. So bezeugt der hl. Ambrosius, daß die sinnfälligen Regungen und Affekte, die dem menschgewordenen Wort Gottes nicht fremd waren, aus der hypostatischen Vereinigung wie aus einem natürlichen Grund sich ergeben: „Weil er die Seele übernahm, hat er auch die Empfindungen der Seele auf sich genommen; als Gott nämlich hätte er, dadurch daß er Gott war, weder erschüttert werden noch sterben können.“[46] Aus diesen Empfindungen schöpft der hl. Hieronymus den Hauptbeweis dafür, daß Christus wirklich die menschliche Natur angenommen hat: Um die Wahrheit der Annahme der Menschennatur zu beweisen, ist unser Herr wahrhaft betrübt gewesen.[47] Der hl. Augustinus aber weist besonders auf jene Beziehungen hin, die zwischen den Empfindungen des menschgewordenen Wortes und dem Zweck der Erlösung der Menschheit bestehen: „Diese Regungen der menschlichen Schwachheit, wie auch das Fleisch der menschlichen Schwachheit und den Tod des menschlichen Fleisches hat der Herr Jesus auf sich genommen nicht aus der Not seiner Lage, sondern aus dem Willen seiner Erbarmung, um in sich zu verwandeln seinen Leib, der die Kirche ist und für den das Haupt zu sein er sich würdigte, das heißt, seine Glieder in seinen Heiligen und Gläubigen; damit, wenn einer von ihnen inmitten menschlicher Versuchungen betrübt wäre und litte, er nicht deshalb seiner Gnade fern zu sein glauben sollte; dies seien nicht Sünden, sondern Zeichen der menschlichen Schwachheit; so wie ein Chor der vorsingenden Stimme nachsingt, so sollte sein Leib von ihm, seinem Haupte, lernen.“[48] Gedrängter, doch nicht weniger wirksam machen die folgenden Stellen des hl. Johannes Damaszenus die Lehre der Kirche deutlich: „Denn mich ganz hat er als Ganzer angenommen, und als Ganzer hat er sich dem Ganzen vereint, um dem Ganzen das Heil zu bringen. Denn sonst hätte nicht geheilt werden können, was nicht angenommen war.“[49] „Alles also hat er angenommen, um alles zu heiligen.“[50]

 

Es ist jedoch zu bemerken: Obwohl jene Stellen aus den Heiligen Schriften und den Vätern und nicht wenige ihnen ähnliche, die Wir nicht angeführt haben, lichtvoll bezeugen, daß Jesus Christus Regungen der Sinne und Gemütsbewegungen empfand, und daß er deshalb die menschliche Natur angenommen hat, um für unser ewiges Heil zu sorgen – beziehen sie doch niemals diese Gemütsbewegungen so auf sein physisches Herz, daß sie dieses offen als Sinnbild seiner unendlichen Liebe bezeichneten. Doch wenn auch die Evangelisten und die übrigen heiligen Schriftsteller das Herz des Erlösers nicht ausdrücklich beschreiben: das lebendige und mit Empfindungsfähigkeit nicht weniger als das unsere begabte Herz, und das infolge der verschiedenen seelischen Bewegungen und Regungen und infolge der brennenden Liebe seines doppelten Willens schlagende und zitternde Herz – so heben sie dennoch dessen göttliche Liebe und die damit verbundene Ergriffenheit der Sinne häufig hervor: also Verlangen, Freude, Kummer, Furcht und Zorn, wie sie sich in seinem Antlitz, aus seinen Worten, aus seinem Benehmen offenbaren. Besonders das Antlitz unseres anbetungswürdigen Heilands war ein Gradmesser und sozusagen ein treuer Spiegel jener Regungen, die, während sie die Seele verschiedenartig bewegten, wie sich gegenseitig steigernde Wellen an sein heiligstes Herz gelangten und es schlagend erregten. Denn auch hier gilt, was der Engelgleiche Lehrer, durch allgemeine Erfahrung belehrt, über die menschliche Psychologie und deren Folgerungen bemerkt: „Die Verwirrung des Zornes geht durch bis zu den äußeren Organen; und am stärksten bis zu jenen, in denen die Spur des Herzens sich deutlicher abspiegelt, wie in den Augen, dem Angesicht und der Zunge.“[51]

 

Daher wird mit vollem Recht das Herz des menschgewordenen Wortes hauptsächlich als Zeichen und Sinnbild jener dreifachen Liebe betrachtet, mit der der göttliche Erlöser den ewigen Vater und die Menschen alle immerfort liebt. Sinnbild ist es jener göttlichen Liebe, die er mit dem Vater und dem Heiligen Geist gemeinsam hat, die aber doch nur in ihm, als in dem fleischgewordenen Wort, uns durch einen hinfälligen und gebrechlichen Menschenleib geoffenbart wird, denn „in ihm wohnt alle Fülle der Gottheit in leiblicher Einwohnung.“[52] Sinnbild ist es außerdem jener brennenden Liebe, die, in seine Seele eingegossen, den menschlichen Willen Christi bereichert, und deren Akte von einem doppelten ganz vollkommenen Wissen, dem der seligen Schau und dem eingegebenen oder eingegossenen, erleuchtet und geleitet werden.[53] Endlich – und zwar in mehr natürlicher und unmittelbarer Art – ist es auch Sinnbild der sinnenfälligen Regung, da der Leib Jesu Christi, im Schoße der Jungfrau Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes gebildet, die vollkommenste Fähigkeit des Empfindens und Wahrnehmens besitzt, mehr sogar als jeder andere Menschenleib.[54]

 

Die Heiligen Schriften und die zuständigen Urkunden des katholischen Glaubens lehren uns also, daß in der hochheiligen Seele Jesu Christi die höchste Übereinstimmung und Eintracht herrscht und daß er seine dreifache Liebe offensichtlich auf das Ziel unserer Erlösung hingelenkt hat. Damit ist gegeben, daß wir mit vollem Recht das Herz des göttlichen Erlösers als bezeichnendes Bild seiner Liebe und als Zeugen unserer Erlösung betrachten und verehren können, wie auch als geheimnisvolle Himmelsleiter, auf der wir aufsteigen zur Umarmung „Gottes, unseres Erlösers“[55]. Seine Worte und Handlungen, seine Weisungen und Wundertaten, und besonders jene seiner Werke, die eindringlicher seine Liebe zu uns bezeugen – wie die göttliche Einsetzung der Eucharistie, sein bitteres Leiden und Sterben, seine uns gütig geschenkte heiligste Mutter, die für uns gegründete Kirche und endlich der den Aposteln und uns gesandte Heilige Geist – alles dies, sagen Wir, sollen wir bewundern als Beweise seiner dreifachen Liebe. Ebenso sollen wir mit liebender Seele die Schläge seines heiligsten Herzens betrachten, mit denen er gleichsam die Zeit seiner irdischen Wanderschaft abzumessen schien, bis zu jenem letzten Augenblick, in dem er, wie die Evangelisten bezeugen, „mit lauter Stimme rief: Es ist vollbracht, sein Haupt neigte und den Geist aufgab.“[56] Da stand der Schlag seines Herzens still; seine fühlbare Liebe wurde unterbrochen, bis er selbst im Triumph über den Tod aus dem Grabe erstand. Nachdem aber sein Leib, in den Zustand immerwährender Herrlichkeit eingetreten, wiederum mit der Seele des göttlichen Erlösers, des Siegers über den Tod, vereinigt war, hörte sein heiligstes Herz nie mehr auf, noch wird es jemals aufhören, sich in unerschütterlich friedlichem Schlag zu bewegen, und es wird gleichfalls nie ablassen, seine dreifache Liebe kundzugeben, durch die der Sohn Gottes verbunden ist mit seinem himmlischen Vater und mit der Gesamtheit der Menschen, deren mystisches Haupt er mit vollem Recht ist.

 

 

III.

DAS GÖTTLICHE UND MENSCHLICHE HERZ DES HERRN

 

Ehrwürdige Brüder! Damit wir nun aber aus diesen frommen Erwägungen reiche und heilsame Früchte gewinnen können, ist es gut, ein wenig die vielfältigen menschlichen und göttlichen Regungen unseres Heilands Jesus Christus betrachtend zu erwägen, die sein Herz im Lauf seines sterblichen Lebens teilnehmend widergespiegelt hat, die es jetzt widerspiegelt und für ewige Zeiten widerspiegeln wird. Zumal aus den Seiten des Evangeliums strahlt uns Licht entgegen, von dem erleuchtet und gestärkt wir in das Heiligtum des göttlichen Herzens eintreten und zusammen mit dem Völkerapostel bewundern können „den überschwenglichen Reichtum der Gnade (Gottes) gemäß seiner Güte zu uns in Christus Jesus.“[57] Eins mit der menschlichen und göttlichen Liebe schlägt das anbetungswürdige Herz Jesu Christi, seitdem die Jungfrau Maria jenes großmütige „Fiat“ gesprochen hat und das Wort Gottes, wie der Apostel bemerkt, „bei seinem Eintritt in die Welt spricht: Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt, einen Leib aber hast Du mir geschaffen. An Brand- und Sündopfern hast Du kein Gefallen. Da sprach ich: Siehe, ich komme, wie in der Schriftrolle von mir geschrieben steht, um Deinen Willen zu erfüllen, o Gott ... Kraft dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Christi ein für allemal geheiligt.“[58] Von Liebe wurde er in gleicher Weise bewegt, einer Liebe, die in vollster Übereinstimmung mit den Regungen seines menschlichen Willens und mit der göttlichen Liebe stand, wenn er im Hause von Nazareth himmlische Gespräche führte mit seiner vielgeliebten Mutter Maria und seinem Pflegevater Joseph, dem er in mühsamer Arbeit gehorsam half im Zimmermannshandwerk. Und jene dreifache Liebe, von der Wir sprachen, trieb ihn zu seinen langen apostolischen Wanderungen; zu den ungezählten Wundern, durch die er Tote aus dem Jenseits zurückrief oder Kranken jeder Art die Gesundheit verlieh; zu den Mühen, die er auf sich nahm; zum Ertragen von Schweiß, Hunger und Durst; zu Nachtwachen, in denen er innig liebend zum himmlischen Vater betete; endlich zu den Reden, die er hielt, und den Gleichnissen, die er vorlegte und erklärte; zu jenen namentlich, die von der Barmherzigkeit handeln, wie die von der verlorenen Drachme, vom verirrten Schäflein, vom verlorenen Sohn; in allen diesen Taten und Worten offenbarte sich das Herz Gottes selbst, wie der hl. Gregor der Große bemerkt: „Lerne Gottes Herz kennen in den Worten Gottes, damit du mit brennenderem Eifer nach dem Ewigen strebest!“[59]

 

Aber von noch innigerer Hingabe wurde das Herz Jesu Christi bewegt, wenn aus seinem Munde Worte kamen, die eine entflammte Liebe atmeten. So, um Beispiele vorzulegen, als er beim Anblick der ermüdeten und hungernden Volksscharen ausrief: „Mich erbarmt des Volkes!“[60] Und als er seine geliebte Stadt Jerusalem von Sünden verblendet und deshalb der äußeren Vernichtung preisgegeben sah, tat er den Ausspruch: „Jerusalem, Jerusalem! Du mordest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, und du hast nicht gewollt!“[61] Vor Liebe aber zu seinem Vater und vor heiliger Entrüstung schlug sein Herz, als er den gottwidrigen Handel im Tempel sah, dessen Schänder er mit den Worten schalt: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“[62]

 

Doch vom Beben einer besonderen Liebe wurde sein Herz durch­zittert, als er die Stunde der härtesten Qualen schon nahe bevorstehen sah und, in einem natürlichen Widerstreben gegen die anstürmenden Leiden und den Tod, ausrief: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“[63]; aber mit unbesiegbarer Liebe und tiefem Schmerz sprach er den Verräter, der ihn mit einem Kuß empfing, mit Worten an, die als letzte Einladung seines erbarmenden Herzens an den Freund erscheinen, der ihn in frevlerischer, treuloser und verhärteter Gesinnung den Henkern ausliefern wird: „Freund, wozu bist du gekommen? Mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?“[64] In Erbarmen und überaus großer Liebe sprach er zu den Frauen, die ihn beweinten, da er die unverdiente Kreuzesstrafe erdulden sollte: „Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder ...; denn wenn es so dem grünen Holz ergeht, was wird mit dem dürren geschehen?“[65]

Und endlich fühlte der göttliche Erlöser am Kreuz sein Herz in mannigfachen und tiefgehenden Regungen erglühen, Regungen brennender Liebe, der Angst und Not, der Erbarmung, heißen Verlangens und verklärter Ruhe – Gefühle, die ihren klaren Ausdruck in den Worten finden: „Vater, verzeihe ihnen; sie wissen ja nicht, was sie tun“[66]; „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“[67] „Wahrlich, ich sage dir, heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein“[68]; „Mich dürstet“[69]; „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“[70]

Wer aber könnte jene Regungen des göttlichen Herzens, Zeichen seiner unendlichen Liebe, würdig beschreiben, die er in den Augenblicken äußerte, als er den Menschen übergroße Gaben schenkte: sich selbst im Geheimnis der Eucharistie, seine allerheiligste Mutter, die Mitteilung seines Priesteramts an uns Menschen?

 

Auch als Christus der Herr vor dem Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern wußte, daß er das Sakrament seines Leibes und Blutes einsetzen würde, seines Blutes, durch dessen Vergießung der Neue Bund zu schließen war – hatte er sein Herz von mächtiger Bewegung erregt gefühlt, wie er es seinen Aposteln mit folgenden Worten zu erkennen gab: „Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu halten, bevor ich leide“[71]; diese Empfindungen waren zweifellos noch stärker, als er „das Brot nahm, dankte, es brach und es ihnen reichte mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Andenken. Ebenso nahm er nach dem Mahle den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.“[72]

 

Man kann darum mit Recht behaupten: die heilige Eucharistie, als Sakrament und als Opfer, deren eines er den Menschen mitteilt, deren anderes er aber selbst ständig darbringt „vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang“[73]11, und ebenso das Priestertum sind wirklich Geschenke des heiligsten Herzens Jesu.

 

Ein sehr kostbares Geschenk des heiligsten Herzens ist auch, wie Wir sagten, Maria, die hehre Mutter Gottes und unser aller liebevollste Mutter. Sie, die ja unseren Heiland dem Fleische nach gebar und seine Gefährtin war bei der Rückführung der Kinder Evas zum göttlichen Gnadenleben, sie ist mit Recht als geistige Mutter des ganzen Menschengeschlechts gegrüßt worden. Im Hinblick darauf schreibt der hl. Augustinus über sie: „Ganz Mutter der Glieder des Heilandes, die wir sind, weil sie mitgewirkt hat in Liebe, daß Gläubige in der Kirche geboren würden, die Glieder jenes Hauptes sind.“[74]

 

Der unblutigen Gabe seiner selbst unter den Gestalten von Brot und Wein wollte unser Heiland Jesus Christus als besonderen Erweis seiner innigen und grenzenlosen Liebe das blutige Opfer des Kreuzes beifügen. Gerade durch diese Tat gab er das Beispiel jener erhabenen Huld, die er seinen Jüngern als höchstes Ziel der Liebe hingestellt hatte mit den Worten: „Eine größere Liebe hat niemand als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.“[75] Darum offenbart die Liebe Jesu Christi, des Sohnes Gottes, durch das Opfer auf Golgotha klar und lichtvoll die Liebe Gottes selbst: „Wir haben die Liebe Gottes erkannt: Er hat sein Leben für uns dahingegeben; so sollen auch wir das Leben für die Brüder hingeben.“[76] Und wirklich ist unser göttlicher Heiland mehr durch die Liebe als die Gewalt der Henker ans Kreuz geheftet worden; sein freiwilliges Ganzopfer ist das hochwertigste Geschenk, das er jedem einzelnen Menschen gab nach dem ausdrucksvoll kurzen Wort des Apostels: „Er hat mich geliebt und sich für mich hingeopfert.“[77]

 

Es kann darum kein Zweifel bestehen, daß das heiligste Herz Jesu, zuinnerst teilhaftig des Lebens des menschgewordenen Wortes und sogar angenommenes Werkzeug der Gottheit, nicht weniger als die übrigen Organe der menschlichen Natur bei der Ausführung der Werke der göttlichen Gnade und der göttlichen Allmacht[78] – daß dieses Herz auch das rechtmäßige Sinnbild jener unermeßlichen Liebe ist, aus der unser Erlöser durch Vergießung seines Blutes den geheimnisvollen Ehebund mit der Kirche einging: „Aus Liebe hat er für die ihm als Braut zu verbindende Kirche gelitten.“[79] Aus dem verwundeten Herzen des Erlösers also ist die Kirche, die Handreicherin des Blutes der Erlösung, geboren, und aus demselben ist die Gnade der Sakramente, aus der die Kinder der Kirche das übernatürliche Leben schöpfen, überreich geflossen, wie wir in der heiligen Liturgie lesen: „Aus der Herzenswunde wird die Christus verbundene Kirche geboren ... Der Du aus dem Herzen Gnade sich ergießen lässest.“[80] Über die Bedeutung dieses Sinnbilds, das auch den alten Vätern und Schriftstellern der Kirche nicht unbekannt war, schreibt der Doctor Communis (hl. Thomas), wie als Widerhall ihrer Worte: „Aus der Seite Christi floß das Wasser zur Waschung, das Blut aber zur Erlösung. Und darum gehört das Blut zum Sakrament der Eucharistie, das Wasser aber zum Sakrament der Taufe; diese hat jedoch ihre reinwaschende Kraft aus der Kraft des Blutes Christi.“[81] Was hier über die vom Soldaten verwundete und geöffnete Seite Christi geschrieben wird, gilt ebenso vom Herzen, das die Lanze in ihrem Stoß berührte, da der Soldat sie ja geführt hatte, damit der Tod Jesu Christi des Gekreuzigten mit Sicherheit feststände. Darum ist die Wunde des heiligsten Herzens Jesu, auch nach seinem Tode, durch die Jahrhunderte ein lebendiges Bild jener freien Tat der Liebe, mit der Gott seinen Eingeborenen Sohn hingab zur Erlösung der Menschen, und mit der Christus uns alle so sehr geliebt hat, daß er sich für uns auf Kalvaria zum blutigen Opfer hingab: „Christus hat uns geliebt und sich für uns Gott als Opfergabe hingegeben zum lieblichen Wohlgeruch.“[82]

 

Nachdem unser Heiland mit dem im Glanz der ewigen GIorie erstrahlenden Leib zum Himmel aufgefahren ist und zur Rechten des Vaters sitzt, hat er nicht aufgehört, in glühender Liebe, in der auch sein Herz schlägt, mit der Kirche, seiner Braut, zu sein. Er trägt ja an den Händen, den Füßen und der Seite die leuchtenden Wundmale, die seinen dreifachen Sieg über Satan, Sünde und Tod darstellen; und ebenso besitzt er in seinem Herzen, wie in einem kostbaren Schrein geborgen, jene unermeßlichen Schätze von Verdiensten, die Früchte des gleichen dreifachen Triumphes, die er dem erlösten Menschengeschlecht freigebig mitteilt – eine trostvolle Wahrheit, die der Völkerapostel mit folgenden Worten bezeugt „Er stieg hinauf zur Höhe, führte Gefangene mit sich und teilte den Menschen Gaben aus ... Der herabstieg, ist es auch, der hinaufstieg über alle Himmel, um das All zu seiner Erfüllung zu bringen.[83]

 

Das Geschenk des Heiligen Geistes, den Jüngern gesandt, ist das erste leuchtende Zeichen seiner freigebigen Liebe nach seiner sieghaften Auffahrt zur Rechten des Vaters: Nach zehn Tagen stieg der Tröster-Geist als Gabe des himmlischen Vaters auf sie, im Abendmahlsaal versammelt, herab, wie er es beim Letzten Abendmahl versprochen hatte: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Beistand geben, der in Ewigkeit bei euch bleiben soll,“[84] Dieser Tröster-Geist nun, die personhafte gegenseitige Liebe des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater, wird von beiden gesandt und gießt in der Gestalt von Feuerzungen in ihre Herzen die Fülle göttlicher Liebe und der übrigen himmlischen Gnadengaben. Die Eingießung dieser göttlichen Liebe geschah auch von dem Herzen unseres Heilandes aus, „in dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen sind“[85]. Es ist ja diese Liebe ein Geschenk des Herzens Jesu und seines Geistes; und er ist der Geist des Vaters und des Sohnes, von dem der Ursprung der Kirche und ihre wunderbare Ausbreitung zu allen Heidenvölkern ausgeht, zu der Heidenweit, die Götzendienst, Bruderhaß, Sittenverderbnis und Gewalttätigkeit befleckt hatten. Diese göttliche Liebe ist das kostbarste Geschenk des Herzens Christi und seines Geistes; sie rüstete die Apostel und Blutzeugen mit jener Tapferkeit aus, in deren Kraft sie gekämpft haben bis zum Tod, einem Tod nach Heldenart, um die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden und mit ihrem Blut zu bezeugen; sie erfüllte die Kirchenlehrer mit einem wahren Feuereifer, den katholischen Glauben klarzulegen und zu verteidigen; sie nährte die Tugend der Bekenner und eiferte diese an zu höchst zweckmäßigen und bewundernswerten Werken, die ihrem eigenen und der übrigen ewigem und zeitlichem Heil dienen sollten; sie legte endlich den Jungfrauen nahe, freiwillig und hochgemut auf Sinnengenuß zu verzichten und sich ganz der Liebe des himmlischen Bräutigams zu weihen. Zur Verherrlichung dieser göttlichen Liebe, die aus dem Herzen des fleischgewordenen Wortes strömt und durch das Wirken des Heiligen Geistes in die Herzen aller Gläubigen eingegossen wird, stimmte der Völkerapostel jenen Siegeshymnus an, der den Triumph Jesu Christi, des Hauptes, wie der Glieder seines geheimnisvollen Leibes über alles das preisen sollte, was der Errichtung des göttlichen Reiches der Liebe irgendwie hinderlich sein sollte: „Wer ... vermag uns zu scheiden von der Liebe Christi? Etwa Trübsal, Bedrängnis, Verfolgung, Hunger, Blöße, Gefahr oder Schwert? ... Aber in all dem bleiben wir siegreich durch den, der uns geliebt hat. Ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte, weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn.“[86]

 

Nichts also steht im Wege, das heiligste Herz Jesu Christi anzubeten, da es ja teilhaft und ein natürliches, tief bezeichnendes Sinnbild jener unerschöpflichen Liebe ist, von der unser göttlicher Erlöser immer noch zu allen Menschen brennt. Wenn es nunmehr auch den Erschütterungen dieses sterblichen Lebens nicht mehr unterworfen ist, so lebt es doch und schlägt und ist unlösbar verbunden mit der Person des Göttlichen Wortes und in ihr und durch sie mit seinem göttlichen Willen. Weil deshalb das Herz Christi überfließt von göttlicher und menschlicher Liebe, und weil es überreich ist an allen Gnadenschätzen, die unser Erlöser durch sein Leben, sein Leiden und seinen Tod erworben hat, ist es wahrlich eine Quelle jener ewigen Liebe, die sein Geist in alle Glieder seines mystischen Leibes einströmen läßt.

 

Das Herz unseres Heilandes gibt also irgendwie ein Bild der göttlichen Person des Wortes wieder, ebenso der doppelten, menschlichen und göttlichen Natur; und in ihm können wir nicht nur das Sinnbild, sondern auch die Zusammenfassung des ganzen Geheimnisses unserer Erlösung erblicken. Wenn wir das heiligste Herz Jesu Christi anbeten, so beten wir in ihm und durch es die ungeschaffene Liebe des Göttlichen Wortes, wie zugleich seine menschliche Liebe, seine übrigen Gesinnungen und Tugenden an, da ja diese zweifache Liebe unseren Heiland bewog, sich für uns und die ganze Kirche, seine Braut, hinzuopfern nach dem Worte des Apostels: „Christus hat die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben, um sie durch das Wort des Lebens in der Wassertaufe zu reinigen und zu heiligen. So wollte er sich eine herrliche Kirche bereiten, ohne Flecken, ohne Runzeln oder sonst etwas dergleichen, sondern heilig und makellos.“[87]

 

Wie Christus die Kirche geliebt hat, so liebt er sie noch inbrünstig mit der dreifachen Liebe, über die Wir sprachen, die ihn gewiß wie unsern Fürsprecher[88] bestimmt, uns Gnade und Erbarmen vom Vater zu erbitten, „da er ja immerdar lebt, um Fürsprache für uns einzulegen“[89]. Die Gebete, die seiner unerschöpflichen Liebe entstammen und zum Vater emporsteigen, finden niemals eine Unterbrechung. Wie „in den Tagen seines Erdenlebens“[90], fleht er nun, im Himmel triumphierend, den himmlischen Vater mit gleicher Wirkung an; und ihm, der „die Welt so sehr geliebt hat, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt,

nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe“[91], zeigt er sein lebendiges Herz, wie verwundet und von noch stärkerer Liebe glühend, als da es leblos von der Lanze des römischen Soldaten verwundet wurde: „Darum ist es (dein Herz) verwundet, damit wir durch die sichtbare Wunde die unsichtbare Wunde der Liebe sehen.“[92]

 

Deshalb besteht kein Zweifel, daß der himmlische Vater, „der auch seines eigenen Sohnes nicht schonte, sondern für uns alle ihn dahingab“[93], von einem so mächtigen Fürsprecher mit so stürmischer Liebe angegangen, durch ihn jederzeit die reiche Fülle göttlicher Gnaden auf die ganze Menschheit wird herniederströmen lassen.

 

 

IV.

DIE VEREHRUNG DES HEILIGSTEN HERZENS

 

Wir wollten euch, Ehrwürdige Brüder, und dem christlichen Volk in großen Zügen das innere Wesen der HerzJesu-Verehrung und die daraus entspringenden, nie versiegenden Reichtümer vorlegen, wie sie aus göttlich geoffenbarter Lehre als wie aus erster Quelle dargeboten werden. Unsere Darlegungen haben, so glauben Wir, vom Licht des Evangeliums erhellt, bewiesen, daß diese Verehrung in ihrem Wesen nichts anderes ist als die Verehrung der göttlichen und menschlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes, und wieder nichts anderes als die Verehrung jener Liebe, mit der auch der himmlische Vater und der Heilige Geist die sündigen Menschen umhegen; denn wie der Engelgleiche Lehrer sagt, ist die Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit der Ursprung der menschlichen Erlösung, sofern sie sich in überreicher Fülle in den menschlichen Willen Jesu Christi und sein anbetungswürdiges Herz ergoß und ihn kraft der gleichen Liebe zur Hingabe seines Blutes veranlaßte, um uns von der Gefangenschaft der Sünde freizukaufen:[94] „Ich muß mit einer Taufe getauft werden, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist.“[95]

 

Wir sind darum überzeugt, daß der Kult, den wir der Liebe Gottes und Jesu Christi zu den Menschen unter dem heiligen Zeichen des durchbohrten Herzens des gekreuzigten Erlösers weihen, dem Gebetsleben der Gläubigen nie ganz fremd war, obwohl er in lichter Klarheit bekannt und fast wunderbar in der Kirche allerwärts verbreitet wurde erst in Zeiten, die den unseren nicht allzu­fern liegen, besonders nachdem der Herr selbst dieses göttliche Geheimnis einigen seiner reich begnadeten Söhne privat geoffenbart und sie als dessen Künder und Herolde sich erwählt hatte.

 

In Wirklichkeit hat es zu jeder Zeit Gott besonders treu ergebene Menschen gegeben, die nach dem Beispiel der hehren Gottesmutter, der Apostel und hervorragender Kirchenväter die heiligste menschliche Natur Christi und besonders die Wunden, die seinen Leib in der heilbringenden Erduldung der Qualen zerfleischten, zum frommen Gegenstand anbetender Verehrung, der Danksagung und Liebe machten.

 

Enthalten außerdem gerade die Worte des Apostels Thomas, „Mein Herr und mein Gott“[96], die seine Wendung vom Ungläubigen zum Gläubigen ausdrückten, nicht ein unzweifelhaftes Bekenntnis des Glaubens, der Anbetung und Liebe, das von der die Wundmale tragenden menschlichen Natur des Herrn aufsteigt zur Majestät der göttlichen Person?

Wenn nun die Menschen vom durchbohrten Herzen des Heilandes immer gewaltiger zur Anbetung seiner unendlichen Liebe geführt wurden, mit der er alle Sterblichen umfängt, da ja zu den Christgläubigen jeder Zeit die vom Evangelisten Johannes auf den gekreuzigten Jesus angewandten Worte des Propheten Zacharias gesprochen sind: „Sie werden aufblicken zu dem, den sie durchbohrt haben“[97], so ist doch zuzugeben, daß die besondere Verehrung dieses Herzens erst allmählich und gewissermaßen fortschreitend Boden gewann als Bild der göttlichen und menschlichen, dem fleischgewordenen Wort innewohnenden Liebe.

 

Wenn wir aber die Hauptstufen dieses Kults in der Zeitenfolge der Frömmigkeitsformen kurz berühren wollen, so begegnen uns gleich Persönlichkeiten von hervorragendem Ruf auf diesem Gebiet, die als Bahnbrecher jener Andachtsform anzusehen sind, die nichtöffentlich und Schritt für Schritt in den Ordensgenossenschaften mehr und mehr an Boden gewann. Um Beispiele anzuführen: es machten sich um die Festigung und immer stärkere Förderung der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu verdient die Heiligen Bonaventura, Albert der Große, Gertrud, Katharina von Siena, der sel. Heinrich Seuse, die Heiligen Petrus Canisius und Franz von Sales. Der hl. Johannes Eudes war Urheber des ersten liturgischen Stundengebets zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu, dessen Fest unter Gutheißung vieler Bischöfe Frankreichs zum erstenmal am 20. Oktober 1672 gefeiert wurde. Doch nimmt sicher den ersten Platz unter denen, die diese würdige Andachtsform gefördert haben, die hl. Margareta Maria Alacoque ein, die mit Hilfe ihres Seelenführers, des sel. Claudius de la Colombière, von heiligem Eifer entflammt, es dahin brachte, daß diese Kultform, so sehr gefördert, unter starker verehrender Zustimmung der Christgläubigen eingeführt und durch die auszeichnenden Merkmale der Liebe und Sühne von den übrigen Formen christlicher Frömmigkeit unterschieden wurde.[98]

 

Es genügt, die Erinnerung an jene Zeit ins Gedächtnis zu rufen, da der Kult des heiligsten Herzens Jesu wuchs und sich ausbreitete, um den Grund seiner wunderbaren Entwicklung voll zu verstehen: er liegt darin, daß er, der Kult, der Natur der christlichen Religion ganz angepaßt ist, denn sie ist eine Religion der Liebe. Man soll also nicht sagen, daß dieser Kult seinen Ausgang von einer göttlichen Privatoffenbarung genommen habe, noch daß er in der Kirche plötzlich dagewesen sei; er ist vielmehr wie von selbst erblüht aus lebendigem Glauben und inniger Andacht, die begnadete Menschen zum anbetungswürdigen Erlöser und seinen verklärten Wundmalen beseelte, jene das Menschenherz tief und mächtig ergreifenden Zeugen seiner unermeßlichen Liebe. Es haben also augenscheinlich die Offenbarungen an die hl. Margareta Maria keine neuen Elemente zur katholischen Glaubenslehre hinzugefügt. Ihre Bedeutung liegt vielmehr darin, daß Christus der Herr – sein heiligstes Herz zeigend – in außerordentlicher und eigenartiger Weise die Menschen zur Betrachtung und Verehrung des Geheimnisses der erbarmungsvollen Liebe Gottes gegen das Menschengeschlecht aufrufen wollte. Denn in dieser Sonderoffenbarung hat Christus mit ausdrücklichen und wiederholten Worten auf sein Herz hingewiesen als auf das Sinnbild, das die Menschen der Erkenntnis und Anerkenntnis seiner Liebe gewinnen sollte; zugleich hat er es zum Zeichen und Unterpfand der Erbarmungen und der Gnade für die Nöten der Kirche in unserer Zeit bestimmt.

 

Daß außerdem dieser Kult seine Wurzel in den Grundlagen der christlichen Lehre hat, findet seinen klaren Beweis darin, daß der Apostolische Stuhl jene liturgische Feier früher bestätigte als die Schriften der hl. Margareta Maria; denn ohne eigentlich irgendeiner privaten göttlichen Offenbarung Rechnung zu tragen, sondern den Bitten der Gläubigen gütig entgegenkommend, gestattete die Heilige Ritenkongregation mit Erlaß vom 25. Januar 1765, der von Unserem Vorgänger Klemens XIII. am 6. Februar des gleichen Jahres bestätigt wurde, den Bischöfen Polens und der sogenannten Römischen Erzbruderschaft vom Heiligsten Herzen Jesu die liturgische Feier des Festes; das tat der Heilige Stuhl freilich in der Absicht, so die bereits bestehende und blühende Verehrung auszubreiten, deren Aufgabe es sei, „sinnbildlich das Gedächtnis jener göttlichen Liebe zu erneuern“[99], durch die unser Heiland angetrieben wurde, sich als Opfer darzubieten zur Sühne für die Sünden der Menschen.

 

Aber dieser ersten Gutheißung, die als Privileg und mit gewissen Einschränkungen gegeben wurde, folgte nach ungefähr einem Jahrhundert eine zweite von weit größerer Bedeutung und in feierlicherer Form. Wir meinen den oben erwähnten Erlaß der Heiligen Ritenkongregation vom 23. August 1856, durch den Unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens Pius IX. den Bitten der Bischöfe Frankreichs und fast der ganzen katholischen Welt entsprechend, das Fest des Heiligsten Herzens Jesu auf die ganze Kirche ausdehnte und dessen regelrechte Feier anordnete.[100]Diese Tatsache verdient dem Gedächtnis der Christgläubigen für immer eingeprägt zu werden; denn, wie Wir in der Liturgie dieses Festes lesen, „ergoß sich von dort die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu wie ein die Ufer überflutender Strom unter Wegspülung aller Hindernisse über die ganze Welt“.

 

Aus Unseren bisherigen Ausführungen, Ehrwürdige Brüder, ergibt sich eindeutig, daß die Gläubigen aus der Heiligen Schrift, der Überlieferung und der heiligen Liturgie wie aus klarer und tiefer Quelle den Kult des heiligsten Herzens Jesu schöpfen müssen, wenn sie in dessen innere Natur eindringen und aus dessen frommer Betrachtung ihren religiösen Eifer nähren und stärken wollen. Wenn diese Andacht andauernd, mit klarer und tiefer dringender Einsicht geübt wird, muß ein gläubiges Herz zu jener wohltuenden Erkenntnis der Liebe Christi kommen, welche die Summe des christlichen Lebens ausmacht, wie der Apostel aus eigener Erfahrung lehrt: „So beuge ich denn meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus ..., daß er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit innerlich erstarken lasse durch seinen Geist, daß Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, und ihr in der Liebe festgewurzelt und festgegründet seiet; daß ... ihr auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi erkennen könnt und so mit der ganzen Gottesfülle erfüllt werdet.“[101] Das strahlende Bild dieser alles um fassenden Fülle Gottes ist das Herz Jesu Christi selbst: wir meinen die Fülle der Barmherzigkeit, die dem Neuen Bund eigen ist: in ihm ist „die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, erschienen“[102]; denn „Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde“[103].

 

Darum war es immer die Überzeugung der Kirche, der Lehrerin der Menschheit, seitdem sie die ersten rechtsgültigen Urkunden über den Kult des heiligsten Herzens Jesu herausgab, daß seine ersten Wesenszüge, die Akte der Liebe und Sühne, um die unendliche Liebe Gottes zum Menschengeschlecht zu verehren, nichts mit dem sogenannten Materialismus zu tun haben, noch vom Gift des Aberglaubens angesteckt seien, daß vielmehr dieser Kult eine Frömmigkeitsform sei, welcher die geistige, echte und wahre Gottesverehrung durchaus vervollkommne, die Gottesverehrung, die der Heiland selbst im Gespräch mit der Samariterin vorausverkündet hat: „Es kommt die Stunde, und sie ist schon da, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn solche Anbeter sucht der Vater. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn anbeten im Geist und in der Wahrheit.“[104]

 

Es ist also unrecht, zu behaupten, die Betrachtung des leiblichen Herzens Jesu hindere daran, zur inneren Gottesliebe zu kommen, und die Seele werde auf dem Wege zur höchsten Tugend aufgehalten. Diese falsche mystische Lehre verwirft die Kirche durchaus, wie sie durch Unseren Vorgänger seligen Andenkens Innozenz XI. auch das Gerede derer zurückgewiesen hat, die solches daherredeten: „Auch dürfen sie (die Seelen dieses inneren Weges) keine Liebesakte zur allerseligsten Jungfrau, den Heiligen oder der Menschheit Christi erwecken; denn, da diese Gegenstände sinnlich sind, ist es auch die Liebe zu ihnen. Kein Geschöpf, auch nicht die allerseligste Jungfrau, noch die Heiligen dürfen einen Platz haben in unserem

Herzen: Gott allein will es einnehmen und besitzen.“[105] Die so denken, meinen offenbar, das Bild des Herzens Christi bezeichne weiter nichts als eine sinnliche Liebe, und es fehle ihm darum die Eignung, gleichsam ein neues Fundament zu sein für den Kult der Anbetung, der nur auf das geht, was seiner Natur nach göttlich ist. Daß aber eine so geartete Erklärung der heiligen Bilder einfachhin falsch ist, sieht jeder ein, da ihre weiterreichende Bedeutung durch enge Grenzen umschrieben wird. Anders als sie urteilen und lehren die katholischen Theologen; aus ihrer Mitte schreibt der hl. Thomas: „Den Bildern wird keine religiöse Verehrung dargebracht nach dem, was sie in sich betrachtet sind: irgend etwas, sondern insofern sie Bilder sind, die zum fleischgewordenen Gott führen. Die Bewegung, die auf das Bild geht, soweit es Bild ist, bleibt nicht bei ihm stehen, sondern strebt hin auf das, dessen Bild es ist. Und darum wird durch die religiöse Verehrung, die den Bildern Christi entgegen“ gebracht wird, weder das Wesen der Gottesverehrung noch auch die Tugend der Religion verändert.“[106] Auf die Person des fleischgewordenen Wortes selbst ist also die Verehrung gerichtet, die, natürlich vergleichsweise zu nehmen, den Bildern dargebracht wird, ob es nun Reliquien der Passion sind, die der Heiland unseretwegen erlitt, oder das Bild, das an sinnbildlicher Kraft alle übrigen übertrifft, das durchbohrte Herz des gekreuzigten Christus.

 

Vom körperlichen Gegenstand also, der das Herz Jesu Christi ist, und seiner natürlichen Bedeutung dürfen und müssen wir kraft des christlichen Glaubens nicht nur zur Betrachtung seiner sinnenfälligen Liebe emporsteigen, sondern höher noch zur Betrachtung und Anbetung seiner erhabenen eingegossenen Liebe; und endlich in einem wohltuenden hohen Schwung der Seele zur Betrachtung und Anbetung der göttlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes; denn aus dem Glauben an die Vereinigung der menschlichen und göttlichen Natur in der Person Christi können wir die engen Beziehungen erfassen, die zwischen der sinnlichen Liebe des leiblichen Herzens Jesu und seiner doppelten geistigen Liebe, der menschlichen und göttlichen, bestehen. Von diesen zwei Arten der Liebe ist nicht nur zu sagen, daß sie in der anbetungswürdigen Person des göttlichen Heilandes zusammen bestehen, sondern daß sie auch durch eine natürliche Verknüpfung miteinander verbunden sind, insofern die menschliche und sinnliche der göttlichen untergeordnet sind und deren analoge Ähnlichkeit wiedergeben. Wir behaupten aber nicht, das Herz Jesu sei so zu verstehen, daß in ihm enthalten sei und angebetet werde das sogenannte „formale Bild“, beziehungsweise das vollkommene und absolute Zeichen seiner göttlichen Liebe, da ja dessen innerstes Wesen in keiner Weise durch irgendein geschaffenes Bild angemessen dargestellt werden kann; aber wenn der gläubige Christ das Herz Jesu verehrt, so verehrt er anbetend zusammen mit der Kirche das Zeichen und gleichsam die Spur der göttlichen Liebe, die so weit gegangen ist, daß sie auch mit dem Herzen des fleischgewordenen Wortes die mit so viel Schuld befleckte Menschheit liebte.

 

Bei diesem Lehrpunkt, der von solcher Bedeutung ist und genaue Einsicht heischt, muß sich ein jeder immer gegenwärtig halten, daß der Wahrheitsgehalt des natürlichen Sinnbilds, durch welches das körperliche Herz Jesu zur Person des Wortes in Beziehung tritt, ganz aufruht auf der grundlegenden Wahrheit der hypostatischen Union; wer dies aber leugnen wollte, würde falsche, von der Kirche wiederholt verworfene Meinungen aufstellen, Meinungen, die der einen Person in Christus bei Trennung und Unversehrtheit der beiden Naturen widersprechen würden.

 

Nach Feststellung dieser grundlegenden Wahrheit verstehen wir, daß das Herz Jesu einer göttlichen Person, nämlich des fleischgewordenen Wortes ist und gerade dadurch die ganze Liebe veranschaulicht und vor Augen stellt, mit der er uns umfangen hat und jetzt noch umfängt. Gerade aus diesem Grund ist der Verehrung des heiligsten Herzens eine solche Bedeutung beizulegen, daß sie in Übung und Praxis als vollkommenes Bekenntnis der christlichen Religion gilt. Das ist ja die Religion Jesu, die ganz in den Mittler Mensch-und-Gott gelegt ist, so daß man zum Herzen Gottes nur kommen kann durch das Herz Christi, wie er selbst sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich.“[107] So kommen wir leicht zu dem Schluß, daß die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu dem Wesen der Sache nach der Kult der Liebe ist, mit der Gott uns durch Jesus geliebt hat, und zugleich die Übung unserer Liebe zu Gott und den übrigen Menschen. Mit anderen Worten, diese Verehrung geht auf die Liebe Gottes zu uns, auf Ihn, der angebetet, dem Dank gesagt und in dessen Nachahmung gelebt werden soll; und dies ist das Ziel, auf das sie geht, daß wir die Liebe, die uns mit Gott und den übrigen Menschen verbindet, zur höchsten Vollendung bringen, dadurch, daß wir tagtäglich eifriger das neue Gebot erfüllen, das der Göttliche Meister den Aposteln als ein heiliges Erbe hinterließ mit den Worten: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe ... Dies ist mein Gebot. Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“[108] Dieses Gebot ist wirklich neu und Christus eigen ; denn wie der Aquinate (hl. Thomas) sagt: „Der Unterschied zwischen dem Neuen und Alten Bund liegt in einem kurzen Wort, dem des Jeremias: ,Ich werde mit dem Hause Israel einen neuen Bund schließen.’[109] Daß aber jenes Gebot auch im Alten Bund aus heiliger Furcht und Liebe kam, das bezog sich auf den Neuen Bund: darum war dieses Gebot im alten Gesetz, nicht als ihm eigentümlich, sondern als Vorbereitung auf das neue Gesetz.“[110]

 

 

 

V.

NOTWENDIGKEIT UND SEGEN
DER HERZ-JESU-VEREHRUNG

 

Vor Abschluß Unseres Schreibens über das wahre Wesen dieses Kultes und seiner Hochwertigkeit in der christlichen Religion, Gedanken – schöne und trostvolle – die Wir euch zur Erwägung vorgelegt haben, glauben Wir im Bewußtsein Unseres Apostolischen Amtes, das zuerst dem heiligen Petrus anvertraut wurde nach dem dreifachen Bekenntnis der Liebe zu Christus dem Herrn, daß es angebracht ist, euch wiederum, Ehrwürdige Brüder, und durch euch alle Unsere in Christus geliebten Söhne zu ermahnen, euch mit noch angestrengterem Eifer als bisher zu bemühen, diese ansprechende Form der Gottesverehrung zu fördern; denn Wir vertrauen darauf, daß aus ihr auch für unsere Zeit ein vielfacher Nutzen ersprießen wird.

Ja wirklich, wenn die erwähnten Gründe, auf die sich die Verehrung des durchbohrten Herzens Jesu stützt, richtig erwogen werden, ist es sicher allen klar, daß es hier nicht um eine gewöhnliche Andachtsform geht, die jeder nach Gutdünken den übrigen nachsetzen oder geringachten darf, sondern um eine Hingabe an Gott, die mächtig hilft zur Erlangung der christlichen Vollkommenheit. Denn wenn „Andacht – gerade nach dem theologischen, und zwar allgemein üblichen Begriff, den der Engelgleiche Lehrer gibt – offenbar nichts anderes ist als ein Wollen, sich entschlossen dem hinzugeben, was zum Dienst Gottes gehört“[111], kann dann ein Dienst Gottes pflichtgemäßer und notwendiger, aber auch edler und beglückender sein als der, welcher der Liebe zu dienen vermag? Was jedoch kann Gott willkommener und angenehmer sein als jener Dienst, der der göttlichen Liebe sich hingibt und der ihm aus Liebe geleistet wird, da ja jeder freiwillige Dienst in gewissem Sinn ein Geschenk ist und die Liebe „die Bedeutung des ersten Geschenks hat, durch das alle Geschenke umsonst gegeben werden?“[112] Darum ist jene Form der Gottesverehrung hoch zu achten, in der der Mensch Gott mehr verehrt und liebt und sich selbst leichter und unbelasteter der göttlichen Liebe weiht, die unser Heiland selbst vorzulegen und dem christlichen Volke zu empfehlen sich würdigte, und welche die Päpste durch bedeutsame Urkunden geschützt und mit hohem Lob ausgezeichnet haben. Darum würde verwegen und verderblich handeln, ja Gott beleidigen, wer immer dieses kostbare von Jesus Christus der Kirche gemachte Geschenk geringschätzen wollte.

 

Es besteht also kein Zweifel, daß, wenn die Christgläubigen dem heiligsten Erlöserherzen huldigen, sie einer schweren Verpflichtung nachkommen, durch die sie Gott zu dienen gehalten sind, und zugleich dem Schöpfer und Erlöser sich und alles Ihrige weihen: was sie innerlich denken oder was sie nach außen hin tun, und so jenem göttlichen Gebot gehorchen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Gemüte und mit allen deinen Kräften.“[113] Sie haben außerdem noch die sichere Gewißheit, daß der beherrschende Grund ihrer Gottesverehrung nicht ihr persönlicher Vorteil ist, der Leib oder Seele, gegenwärtiges oder ewiges Leben angeht, sondern die Gutheit Gottes selbst, dem sie huldigen wollen, indem sie ihn wiederlieben, ihn anbeten und ihm den schuldigen Dank leisten. Wenn es nicht so wäre, entspräche die Herz-Jesu-Verehrung nicht dem wahren Wesen der christlichen Religion, weil der Mensch in seiner Hingabe nicht vorzüglich die göttliche Liebe verehrte; ja nicht mit Unrecht werden manchmal die einer zu großen Eigenliebe und Sorge für sich selbst beschuldigt, die diese edle und würdige Andachtsform falsch verstehen oder nicht richtig üben. Darum sollen alle fest überzeugt sein, daß in der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu nicht die äußeren Werke der Frömmigkeit den ersten und wichtigsten Platz einnehmen, noch daß sie ihren Hauptgrund in den Wohltaten habe, für die sich Christus der Herr darum in privaten Versprechen verbürgte, damit die Menschen die beherrschenden religiösen Pflichten ihres katholischen Glaubens, nämlich die der Liebe und Sühne, mit glühenderem Eifer erfüllten und so dann auch am besten für ihr seelisches Wohl sorgten.

 

Wir spornen daher zur eifrigen Übung dieser Andacht alle Unsere geliebten Söhne in Christus an, die, welche bereits daran gewöhnt sind, die heilenden Wasser zu schöpfen, die dem Heilandsherzen entströmen, wie besonders die, welche nach Art von Zuschauern neugierig und zweifelnden Sinnes von weitem zusehen. Diese mögen bedenken, daß es sich, wie Wir bereits sagten, um eine Andacht handelt, die in der Kirche schon lange in Geltung ist und ihre gediegene Begründung in der Heiligen Schrift selbst hat; zu deren Gunsten die Tradition und die Heilige Liturgie sich offen aussprechen, und welcher die Päpste selbst unzählige Male höchstes Lob gespendet haben. Und sie begnügten sich nicht damit, ein Fest zu Ehren des heiligsten Herzens des Erlösers einzusetzen und es auf die ganze Kirche auszudehnen, sie haben auch die feierliche Weihe des ganzen Menschengeschlechts an das heiligste Herz veranlaßt.[114] Es kommen endlich dazu die reichen und herrlichen Früchte, die sich aus ihr für die Kirche ergaben: Die Rückkehr Ungezählter zur christlichen Religion, der in vielen zu lebendigerem Eifer entfachte Glaube, die engere Verbindung der Christgläubigen mit unserem liebenden Erlöser: dies alles trat vor allem während der letzten Jahrzehnte in häufigeren und deutlicheren Kundgebungen vor Augen.

 

Wo Wir dieses wunderbare Schauspiel erblicken – die weithin in allen Schichten der Gläubigen verbreitete und zu lebendiger Glut entfachte Andacht zum heiligsten Herzen Jesu –, durchdringt Uns ein frohes und beglückendes Gefühl des Trostes; und nach dem gebührenden Dank gegen den Heiland, ihn, die unermeßliche Schatzkammer der Güte, müssen Wir in väterlichem Wohlwollen allen aus dem Klerus wie der Laienwelt Unsere Freude bezeugen, die zur Förderung dieser Andacht tatkräftig beigetragen haben.

 

Wenn auch, Ehrwürdige Brüder, die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu überall für das christliche Leben heilsame Früchte gebracht hat, so weiß doch jeder, daß die streitende Kirche auf Erden, besonders aber die bürgerliche Gemeinschaft noch nicht zu jener höchsten Form der Vollkommenheit gelangt ist, die dem Wunsch und Verlangen Jesu Christi, des mystischen Bräutigams der Kirche und des Erlösers des Menschengeschlechtes, entspräche. Denn nicht wenige Söhne der Kirche entstellen das Antlitz ihrer Mutter, das sie auf ihre Weise wiedergeben, durch allzuviel Flecken und Runzeln; nicht alle Christen erglänzen in der sittlichen Heiligkeit, zu der sie von Gott berufen sind; nicht alle Sünder sind in das treulos verlassene Vaterhaus zurückgekehrt, um dort wieder das „beste Gewand“[115] anzulegen und den Ring, das Zeichen der Treue gegen den Bräutigam der Seele, an den Finger gesteckt zu erhalten; noch sind nicht alle Heiden unter die Glieder des Geheimnisvollen Leibes Christi aufgenommen. Nicht genug! Denn wenn Uns der erschlaffende Glaube der Guten bitter schmerzt, in deren von trügerischer Begierde nach Irdischem verführten Herzen die Glut der Gottesliebe erkaltet und Schritt für Schritt erlischt, so quälen Uns noch viel mehr die Machenschaften ruchloser Menschen, die, wie aufgehetzt vom höllischen Feind, jetzt besonders von unversöhnlichem und offenem Haß glühen gegen Gott, gegen die Kirche, und besonders noch gegen Ihn, der auf Erden der Vertreter des göttlichen Erlösers ist und dessen Liebe zu den Menschen vergegenwärtigt, nach dem bekannten Wort des Mailänder Kirchenlehrers: „Er (Petrus) wird ja nach dem gefragt, woran man zweifelt, an dem aber der Herr nicht zweifelt; dieser fragt, nicht um zu lernen, sondern um den zu belehren, den er, da er zum Himmel auffahren sollte, uns als Stellvertreter seiner Liebe hinterließ.“[116]

In Wahrheit ist ja der Haß gegen Gott und die rechtmäßigen Stellvertreter Gottes das größte Verbrechen, das der Mensch je begehen kann, er, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes erschaffen und bestimmt ist zum Genuß seiner vollkommenen und ewig im Himmel dauernden Freundschaft; wenn der Mensch durch den Haß gegen Gott so weit wie möglich vom Höchsten Gut getrennt wird, so treibt es ihn auch, von sich und seinen Mitmenschen alles zurückzuweisen, was von Gott ausgeht, was mit Gott verbindet, was zum Besitz und Genuß Gottes führt: Wahrheit, Tugend, Frieden, Gerechtigkeit.[117]

Da man nun leider beobachten kann, wie die Zahl derer, die sich stolz Feinde des ewigen Gottes nennen, da und dort zunimmt, wie ebenso die lügnerischen Lehren des Materialismus in Theorie und Praxis Verbreitung finden, wie die zügellose Freiheit des Trieblebens weithin angepriesen wird, was nimmt es da wunder, wenn in den Herzen vieler die Liebe erkaltet, die oberstes Gesetz der christlichen Religion, das feste Fundament wahrer und vollkommener Gerechtigkeit und der Hauptquell des Friedens und reiner Freuden ist? Wie unser Heiland mahnte: „Weil die Gottlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten.“[118]

 

Wo nun, Ehrwürdige Brüder, ist gegen das viele Böse, das, wenn überhaupt je, so besonders heute die Einzelmenschen, die Familien, die Nationen und den ganzen Erdkreis in bedrückende Unordnung versetzt, Hilfe zu suchen? Gibt es eine Andacht, die hochwertiger wäre als die Herz-Jesu-Verehrung, die genauer der Eigenart des katholischen Glaubens entspräche, die angepaßter den heutigen Nöten der Kirche und der Menschheit entgegenkäme? Welche Gottesverehrung wäre würdiger, ansprechender und heilsamer als sie, da der Kult, um den es geht, ganz auf die Liebe[119] Gottes ausgerichtet ist? Was endlich kann wirksamer als die Christusliebe – und die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu entzündet sie täglich mehr – die Gläubigen bestimmen, das Gesetz des Evangeliums in ihrer Lebensführung zu verwirklichen, ohne das, wie das Wort des Heiligen Geistes, „Das Werk der Gerechtigkeit ist der Friede“[120], überzeugend mahnt, keineswegs ein Friede unter den Menschen herrschen kann, der diesen Namen verdient?

 

Darum drängt es Uns, nach dem Beispiel Unseres unmittelbaren Vorgängers an alle Unsere Söhne in Christus wieder jene Mahnworte zu richten, mit denen Leo XIII. unvergeßlichen Andenkens zum Abschluß des vorigen Jahrhunderts an alle Christgläubigen und auch alle, die um ihr eigenes Heil wie das der bürgerlichen Gemeinschaft ehrlichen Sinnes besorgt sind, richtete: „Seht, ein anderes, Segen verkündendes und göttliches Zeichen bietet sich heute den Blicken dar: das heiligste Herz Jesu ..., das in hellem Glanz unter den Flammen aufleuchtet. Auf dieses Zeichen ist alle Hoffnung zu setzen: von ihm das Heil der Menschen zu erflehen und zu erwarten.“[121]

Es ist auch Unser brennender Wunsch, daß alle, die mit Stolz sich Christen nennen und angestrengt für die Errichtung des Reiches Christi auf Erden kämpfen, die andächtige Verehrung des Herzens Jesu zum Wahrzeichen und zur Quelle der Einheit, des Heiles und Friedens wählen. Doch soll niemand glauben, daß durch diese Andacht den anderen Frömmigkeitsformen, in denen das christliche Volk unter Führung der Kirche den göttlichen Erlöser ehrt, irgendwie Abbruch getan wird. Im Gegenteil wird eine innige Herz-Jesu-­Andacht die Verehrung des heiligen Kreuzes und die Liebe zum hochheiligen Altarsakrament ohne Zweifel nur stark fördern. Wir können ja behaupten – was Offenbarungen Jesu Christi an die hl. Gertrud und die hl. Margareta Maria wunderbar erläutern –, daß niemand Jesus Christus am Kreuze richtig erfassen könne, dem nicht das geheimnisvolle Innere dieses Herzens sich eröffnet habe. Es wird auch nicht leicht sein, die Kraft der Liebe zu erfassen, mit der Christus selbst sich uns zur geistigen Nahrung gab, wenn nicht in der besonderen Pflege der eucharistischen Herz-Jesu-Verehrung, die nach den Worten Unseres Vorgängers seligen Gedenkens Leos des XIII. erinnern soll „an die Tat der höchsten Liebe, in der unser Erlöser, alle Reichtümer seines Herzens hinopfernd, um bis an das Ende der Zeiten bei uns zu bleiben, das anbetungswürdige Sakrament der Eucharistie einsetzte“[122] Denn „nicht der geringste Teil seines Herzens ist die Eucharistie, die er uns aus so großer Liebe seines Herzens geschenkt hat“.[123]

 

In dem drängenden Wunsch endlich, den ruchlosen Machenschaften der Hasser Gottes und der Kirche einen Riegel vorzuschieben, wie auch die häusliche und bürgerliche Gemeinschaft zur Gottes- und Nächstenliebe zurückzuführen, behaupten Wir ohne Bedenken, daß die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu die wirkungsvollste Schule der Gottesliebe ist; der Liebe zu Gott, auf die sich das in den Einzelmenschen, in den Familien, in den Nationen zu errichtende Reich Gottes stützen muß, wie derselbe unvergeßliche Vorgänger von Uns weise mahnt: „Das Reich Jesu Christi empfängt von der Gottesliebe Kraft und Gestalt: eine heilige und geordnete Liebe ist sein Fundament und Bestand. Daraus folgt dann notwendig: die Pflichten unverletzlich erfüllen; in nichts das Recht des anderen schmälern; das Diesseitige dem Himmlischen unterordnen; die Liebe Gottes allem vorziehen.“[124]

 

Damit sich aber aus dem Kult des heiligsten Herzens Jesu auf die christliche Familie, ja die ganze Menschheit ein reicherer Segen ergieße, mögen die Christgläubigen mit ihr auch die Verehrung des unbefleckten Herzens der Gottesmutter eng verbinden. Denn da nach dem Willen Gottes bei der Durchführung des Erlösungswerks der Menschheit die allerseligste Jungfrau Maria mit Christus derart untrennbar verbunden war, daß das Heil uns aus der innigen Verbindung der Liebe und der Leiden Christi mit der Liebe und den Schmerzen auch der Mutter kam, ist es recht und angebracht, daß durch das christliche Volk, das ja sein göttliches Leben von Christus durch Maria empfangen hat, nach der gebührenden Andacht zum heiligsten Herzen Jesu auch dem liebevollen Herzen der himmlischen Mutter Erweise der Anhänglichkeit, der Liebe, dankbarer und sühnender Gesinnung beigefügt werden. Diesem göttlich weisen und liebenswürdigen Ratschluß der hl. Vorsehung entspricht so recht die denkwürdige Weihe, durch die Wir selbst die heilige Kirche und die ganze Welt dem unbefleckten Herzen der allerseligsten Jungfrau Maria in feierlicher Form zugeeignet haben.[125]

 

Da sich aber, wie Wir oben andeuteten, in diesem Jahr das erste Jahrhundert glücklich vollendet, seitdem auf Anordnung Unseres Vorgängers seligen Gedenks Pius des IX. das Herz-Jesu-Fest in der Gesamtkirche begangen wird, ist es Unser dringender Wunsch, Ehrwürdige Brüder, daß diese Säkularfeier vom christlichen Volk mit Übungen der Anbetung, der Danksagung und der Sühne zu Ehren des göttlichen Herzens überall feierlich begangen werde. Dieses Fest christlicher Freude und christlicher Frömmigkeit wird natürlich mit besonderem religiösem Eifer – durch das Band der Liebe jedoch und des gemeinsamen Gebetes verbunden mit allen Gläubigen – in der Nation begangen werden, aus der durch Gottes Fügung die heilige Jungfrau stammt, welche die Förderin und unermüdliche Verkünderin dieser Andacht war.

 

In der frohen Hoffnung und Voraussicht der geistlichen Früchte, die Wir aus der Andacht zum heiligsten Herzen Jesu – wenn sie entsprechend Unseren Ausführungen richtig verstanden und tatkräftig durchgeführt wird – für die Kirche in reichem Maße erwarten, bitten Wir inzwischen Gott flehentlich, er möge Unsere heißen Wünsche mit dem mächtigen Beistand seiner Gnade begleiten; und es möge mit Hilfe des Allerhöchsten durch die Feiern dieses Jahres die Andacht der Gläubigen zum heiligsten Herzen Jesu täglich wachsen und sich auf dem ganzen Erdkreis unter allen seine beseligende Herrschaft und sein Reich ausbreiten, das Reich „der Wahrheit und des Lebens; das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“.[126]

 

Als Unterpfand dieser Gnaden erteilen Wir jedem von euch, Ehrwürdige Brüder, wie dem euerer Sorge anvertrauten Klerus und Volk, eigens aber denen, die sich bemühen, die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu zu pflegen und zu fördern, aus der Fülle des Herzens den Apostolischen Segen.

 

 

Gegeben zu Rom bei St. Peter,
am 15. Mai des Jahres 1956, dem achtzehnten Unseres Pontifikats.

PAPST PlUS XII.


 

[1]              Jes 12,3.

[2]              Jak 1,17.

[3]              Joh 7,37-39.

[4]              Vgl. Jes 12,3; Ex 47,1-12; Sach 13,1; Ex 17,1-7; Num 20,7-13; 1 Kor 10,4;  Offb 7,17; 22,1.

[5]              Röm 5,15.

[6]              1 Kor 6,17.

[7]              Joh 4,10.

[8]              Apg 4,12.

[9]              Enzyklika "Annum Sacrum", 25. Mai 1899, in: Acta Leonis, vol. XIX, 1900, pp. 71, 77-79.

[10]             Pius XI, Enzyklika "Miserentissimus Redemptor", 8. Mai 1928, in: AAS XX, 1928, p. 167.

[11]             Vgl. Enzyklika "Sumni Pontificatus", 20. Oktober 1939, in: AAS XXXI, 1939, p. 415.

[12]             Vgl. AAS XXXII, 1940, p. 170; XXXVII, 1945, pp. 263-264; XL, 1948, p. 501; XLI, 1949, p. 331.

[13]             Eph 3,20-21.

[14]             Jes 12,3.

[15]             Konzil von Ephesus, can. 8; vgl. Mansi, "Sacrorum Conciliorum Ampliss. Collectio IV," 1083 C.; II. Konzil von Konstantinopel, can. 9; vgl. ebd. IX, 382 E.

[16]             Vgl. Enzyklika "Annum Sacrum", in: Acta Leonis, vol. XIX, 1900, p. 76.

[17]             Vgl. Ex 34,27-28.

[18]             Dtn 6,4-6.

[19]             Thomas v.A., Sum. Theol. II-II, q. 2, a. 7, in: ed. Leon., vol. VIII, 1895, p. 34.

[20]             Dtn 32,11.

[21]             Hos 11,1.3-4. 14,5-6.

[22]             Jes 49,14-15.

[23]             Hld 2,2; 6,2; 8,6.

[24]             Joh 1,14.

[25]             Jer 31,3; 31,33-34.

[26]             Vgl. Joh 1,29; 9,18-28; 10,1-17.

[27]             Joh 1,16-17.

[28]             Joh 21,20.

[29]             Eph 3,17-19.

[30]             Sum. Theol. III, q. 48, a. 2, in: ed. Leon., vol. XI, 1903, p. 464.

[31]             Vgl. Enzyklika "Miserentissimus Redemptor", in: AAS XX, 1928, p. 170.

[32]             Eph 2,4; Sum. Theol. III, q. 46, a. 1 ad 3, in: ed. Leon., vol. XI, p. 436.

[33]             Eph 3,18.

[34]             Joh 4,24.

[35]             2 Joh 7.

[36]             Vgl. Lk 1,35.

[37]             Leo der Große, Epist. dogm. “Lectis dilectionis tuae” ad Flavianum Const. Patr., 13. Juni 449; vgl. PL XIV, 763.

[38]             Konzil von Chalcedon im Jahr 451.

[39]             Vgl. Mansi, Op. cit., Vlll, 115B.

[40]             Vgl. Sum. Theol. III, q. 15, a. 4; q. 18, a. 6, in: ed. Leon., vol. X[1] ,1903, pp.189, 237.

[41]             Vgl. 1 Kor 1,23.

[42]             Hebr 2,11-14.17-18.

[43]             Apol. II, 13, in: PG VI, 465.

[44]             Epist. 261, 3, in: PG XXXII, 972.

[45]             "In loann.", Homil. 63, 2, in: PG LIX, 350.

[46]             "De fide ad Gratianum," II, 7, 56, in: PL XVI, 594.

[47]             Vgl. Super Mt. 26:27, in: PL XXVI, 205.

[48]             Enarr. in Ps. LXXXVII, 3, in: PL XXXVII, 1111.

[49]             "De Fide Orth.," III, 6, in: PG XCIV, 1006.

[50]             Ebd., III, 20, in: PG XCIV, 1081.

[51]             Sum. Theol. I-II, q. 48, a. 4, in: ed. Leon., vol. VI, 1891, p. 306.

[52]             Kol 2,9.

[53]             Vgl. Sum. Theol. III, q. 9 aa. 1-3, in: ed. Leon., vol. XI, 1903, p. 142.

[54]             Vgl. ebd. III, q. 33, a. 2, ad 3m; q. 46, a, in: ed. Leon., vol. XI, 1903, pp. 342, 433.

[55]             Tit 3,4

[56]             Mt 27,50; Joh 19,30.

[57]             Eph 2,7.

[58]             Hebr 10,5-7.10.

[59]             Registr. epist., lib. IV, ep. 31, ad Theodorum medicum, in: PL LXXVII, 706.

[60]             Mk 8,2.

[61]             Mt 23,37.

[62]             Mt 21,13.

[63]             Mt 26,39.

[64]             Mt 26,50; Lk 22,48.

[65]             Lk 23,28.31.

[66]             Lk 23,34.

[67]             Mt 27,46.

[68]             Lk 23,43.

[69]             Joh 19,28.

[70]             Lk 23,46.

[71]             Lk 22,15.

[72]             Lk 22,19-20.

[73]             Mal 1,11.

[74]             "De sancta virginitate," VI, in: PL XL, 399.

[75]             Joh 15,13.

[76]             1 Joh 3,16.

[77]             Gal 2,20.

[78]             Vgl. Sum. Theol. III, q. 19, a. 1, in: ed. Leon., vol. XI, 1903, p. 329.

[79]             Sum. Theol., Suppl., q. 42, a. 1. ad 3m, in: ed. Leon., vol. XII, 1906, p. 31.

[80]             Hymnus zur Vesper am Fest des Heiligsten Herzens Jesu.

[81]             Sum. Theol. III, q. 66, a. 3m, in: ed. Leon., vol XII, 1906, p. 65.

[82]             Eph 5,2.

[83]             Eph 4,8.10.

[84]             Joh 14,16.

[85]             Kol 2,3.

[86]             Röm 8,35.37-39.

[87]             Eph 5,25-27.

[88]             Vgl. 1 Joh 2,1.

[89]             Hebr 7,25.

[90]             Hebr 5,7.

[91]             Joh 3,16.

[92]             Bonaventura, Opusc. X: "Vitis mystica," c. III, n. 5, in: "Opera Omnia," Ad Claras Aquas (Quaracchi) 1898, vol. VIII, p. 164.; vgl. Sum Theol. III, q. 54, a. 4, in: ed. Leon., vol. XI, 1903, p. 513.

[93]             Röm 8,32.

[94]             Vgl. Sum. Theol. III, q. 48, a. 5, in: ed. Leon., vol. XI, 1903, p. 467.

[95]             Lk 12,50.

[96]             Joh 20,28.

[97]             Joh 19,37; vgl. Sach 12,10.

[98]             Vgl. Enzyklika "Miserentissimus Redemptor", in: AAS XX, 1928, pp. 167-168.

[99]             Vgl. A. Gardellini, "Decreta authentica," 1857, n.4579. vol. III, p. 174.

[100]            Vgl. Decr. S.C. Rit., apud. N. Nilles, "De rationibus festorum Sacratissimi Cordis Jesu et purissimi Cordis Mariae," 5a ed., Innsbruck, 1885, vol. I, p. 167.

[101]            Eph 3,14.16-19.

[102]            Tit 3,4.

[103]            Joh 3,17.

[104]            Joh 4,23-24.

[105]            Innozenz XI., Apostolische Konstitution "Coelestis Pater," 19. November 1687, in: Bullarium Romanum, Rome, 1734, vol. VIII, p. 443.

[106]            Sum. Theol. II-II, q. 81, a. 3 ad 3m, in: ed. Leon., vol. IX, 1897, p. 180.

[107]            Joh 14,6.

[108]            Joh 13,34; 15,12.

[109]            Jer 31,31.

[110]            "Comment, in Evang. S. Ioan.", c. XIII, lect. VII, 3, in: ed. Parmae, 1860, vol. X, p. 541.

[111]            Sum. Theol. II-II, q. 82, a. 1, in: ed. Leon., vol. IX, 1897, p. 187.

[112]            Ebd., I, q. 38, a. 2, in: ed. Leon., vol. IV, 1888, p. 393.

[113]            Mk 12,30; Mt 22,37.

[114]            Vgl. Leo XIII, Enzyklika "Annum Sacrum”, in: Acta Leonis, vol. XIX, 1900, p. 71 sq; Dekret der Heiligen Kongregation für die Riten vom 28. Juni 1899, in: Decr. Auth. III, n. 3712; Enzyklika “Miserentissimus Redemptor”, in: AAS 1928, p. 177 sq.; Decr. S.C. Rit., 29. Januar 1929, in: AAS XXI, 1929, p. 77.

[115]            Lk 15,22.

[116]            Exposit. in Evang. sec. Lucam, 1, X, n. 175, in: PL XV, 1942.

[117]            Vgl. Sum Theol. II-II, q. 34, a. 2: ed. Leon., vol. VIII, 1895, p. 274.

[118]            Mt 24,12.

[119]            Vgl. Enzyklika "Miserentissimus Redemptor", in: AAS XX, 1928, p. 166.

[120]            Jes 32,17.

[121]            Enzyklika "Annum Sacrum: Acta Leonis", in: vol. XIX, 1900, p. 79; Enzyklika "Miserentissimus Redemptor", in: AAS XX, 1928, p. 167.

[122]            "Litt. Apost. quibus Archisodalitas a Corde Eucharistico Jesu ad S. Ioachim de Urbe erigitur," 17. Februar 1903, in: Acta Leonis, vol. XXII, 1903, p. 116.

[123]            Albertus Magnus, "De Eucharistia", dist. Vl, tr. 1., c. 1, in: Opera Omnia, ed. Borgnet, vol. XXXVIII, Paris, 1890, p. 358.

[124]            Enzyklika "Tametsi”, in: Acta Leonis, vol. XX, 1900, p. 303.

[125]            Vgl. AAS XXXIV, 1942, p. 345 sq.

[126]            Aus dem römischen Missale, Christkönigspräfation.