Spirituelle Lauheit und unechte Spiritualität

Jesus hat die Seelen vieles gelehrt. Die größte Lektion, die Er ihnen vermittelt hat, übersteigt jedoch die Ebene der gesprochenen Worte weit: die Lektion der wahren Liebe, das durch Oberflächlichkeit, Mattigkeit, Mangel an Feuer und Beseelung geprägt. Mitunter werden diese Mängel durch “unechte Spiritualität” ergänzt: die Seele schwärmt mit dem Göttlichen, würde sich aber nicht mit Einsatz ihres ganzen Lebens Gott oder Maria weihen; denn dazu fehlt ihr die wahre Liebe, die ihr die Kraft geben muss, nicht bei jeglicher Prüfung oder Widerwärtigkeit zu stolpern.

Diese Seele führt immer wieder sich selber hinters Licht: sie lässt glauben und ist selber davon überzeugt, dass sie Jesus und Maria über alles liebt, aber diese Liebe ist eher eine Traumwelt als eine Wirklichkeit, für welche sie sogar zu sterben bereit wäre. Diese Seele ist das Opfer eines Selbstbetrugs und eines Mangels an Selbstkenntnis.

Ihre Spiritualität hat keine tiefen, starken Wurzeln; denn sobald sie einen größeren Stein auf ihrem Weg spürt, findet sie in sich nicht die Liebe, die sie benötigt, um diesen Stein mit brennender Hingabe wegzuräumen, in der inständigen Bestrebung, dem Himmlischen Geliebten zu gefallen, sogar, wenn dies auf Kosten des eigenen Wohlbefindens geht.

Diese Seele wird enttäuscht, und irgendwann kehrt sie dem Glauben den Rücken; denn die Rinne, in der Gottes Liebe durchströmen soll, ist in ihr verunreinigt: der Boden der Rinne ist nicht fest und nicht gleichmäβig, sondern weich und uneben, so dass das Wasser des wahren Lebens in ihr stehen bleibt und sich in Schlamm verwandelt. Im Boden dieser Seele wächst bald das Unkraut vieler Arten von Leidenschaften und Untugenden, die das Wachstum der echten Früchte hemmen und im Schlamm auf dem Boden der Seele in Verwesung übergehen.