Das Willkommen der Liebe

II.

 

So sollt ihr gesinnt sein, wie auch Jesus Christus gesinnt war.“
(Philip 2, 5)

 

Vor der Kommunion

Ein Wunsch und ein Gebet, inhaltsschwer und des heiligen Paulus würdig. Oh Herr Jesus, könnte das bei mir in Erfüllung gehen, so würde ich nichts Weiteres für mich verlangen, weder in diesem noch im zukünftigen Leben. Könnte das verwirklicht werden bei denen, die ich liebe, bei denen, die mir anvertraut sind, bei allen Christen, bei allen Menschenes würde uns nichts mehr zu wünschen übrig bleiben. Könnte die ganze Familie der Menschheit, deren Haupt du bist, nach deinem Leben und deinem Geiste sich gestalten, was könnten wir noch anderes wünschen dein Wille würde auf Erden, wie im Himmel geschehen; dein Reich würde „unseres Herrn und seines Gesalbten“ geworden sein. (Offb 11, 15)

Unserer Aufgabe in diesem Leben ist, unseren Geist, unser Herz, unsere Neigungen und Handlungen in Gleichförmigkeit mit Jesus Christus zu bringen. Was er liebt, soll auch Gegenstand unserer Liebe sein; was er verabscheut, sollen auch wir verabscheuen. So wie er sollen auch wir urteilen über die Annehmlichkeiten, die Freuden und Ehren dieses vergänglichen Lebens. Seine Ansicht über Armut, über Verfolgung um der Gerechtigkeit willen, seine Sanftmut, seine Trauer, seine Werke der Barmherzigkeit, seine Verzeihung der Unbilden, seine Hochschätzung des Kreuzes in den verschiedenen Gestalten und der Herrlichkeit des Himmels, die uns einstens zuteil werden wird, seine Zärtlichkeit für die Kinder und für alle Schwachen dieser Welt, für die Ausgestoßenen, die Gefallenen und die Verachteten; seine Liebe zu seiner makellosen Mutter; seine Liebe zu seinem Vater, die, menschlich gesprochen, die herrschende Leidenschaft seiner Seele war, die, wenn sein Herz am vollsten, am freiesten, am schwersten war, sich in beredten Worten ergoss die ganze Gesinnung Christi soll die unsrige werden. Gar wohl konnte der Apostel, der Christus „so gut kennengelernt“, sich mit dem einen Wunsch für seine durch das Evangelium erzeugten Kinder begnügen: „So sollt ihr gesinnt sein, wie auch Jesus Christus gesinnt war.“

Warum sollte dieser Wunsch nach der Kommunion, nach häufigen Kommunionen nicht in mir verwirklicht werden? Wozu kommt Christus zu mir, wenn nicht deswegen? Oh Jesus, nimm aus meinem Sinne hinweg alles, was sich in dem deinen nicht befindet, und verleihe mir, dass ich lebe durch dich!

Lass mich mit dir vereinigt sein, so wie die Liebe es wünscht; lass mich denken, fühlen, wollen in dir: bleibe du in mir und ich in dir! Gib mir den starken Vorsatz, alles in mir zu überwinden, was dir missfällt oder ein Hindernis für deine Liebe ist, und hilf mir, denn ohne dich vermag ich nichts! Zerstöre die Selbstliebe, die dich aus meiner Seele hinausdrängt und die jeglichen Keim von Großmut erstickt! Mache mich zu jeder Arbeit, zu jedem Opfer in deinem Dienste bereit, bereit zu jeder Gabe, die Überwindung kostet! Gib mir die Gnade, jede freiwillige Sünde zu meiden, das zu wünschen und zu wählen, was dir am meisten gefällt, dich aus ganzem Gemüte zu lieben, indem ich all meine Gedanken, Absichten, Handlungen auf dich beziehe; aus meinem ganzen Herzen, indem ich meine ganze Liebe auf dich richte, deine Ehre suche und deine Interessen fördere; aus meiner ganzen Seele, mit all ihren Wünschen und Sehnen; aus allen meinen Kräften! Mit einem Worte, lass mich gesinnt sein, wie du, o Herr!

 

Nach der Kommunion

Lobet den Herrn, ihr all seine Engel, die ihr gewaltig seid an Kraft!“ (Ps 102, 20)

„Lobsinget unserem Gott, lobsinget unserem König, lobsinget!“ (Ps 46, 7) denn

„Denn dies ist Gott, unser Gott in Ewigkeit, immer und ewig.“ (Ps 47,15)

Der Mensch, geworden um meinetwillen;

Der geboren ward zu Bethlehem für mich;

Heranwuchs im Hause zu Nazareth, der seinen Eltern untertan war und ein Handwerk lernte.

 „Jesus, in dessen Namen sich alle Knie beugen.“ (Philip 2,10)

Preiset den Herrn, alle Diener des Herrn!“ (Ps 133, 1)

Lobpreiset mit mir den Herrn, lasst uns erheben seinen Namen mitsammen (Ps 33,4): denn dies ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig!“ (Ps 47,15)

Der dreißig Jahre in einem verachteten Dorfe lebtefür mich;

Der Hunger und Durst, Kälte und Müdigkeit duldetefür mich;

Der unter den Menschen wandelte voll Edelmut und Freundlichkeit, allen Gutes erweisend.

Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen.

Kommt, lasset uns frohlocken dem Herrn, jubeln Gott, unserem Heilande!“ (Ps 94, 1)

Denn dies ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig.

Der die Zwölfe auswählte und seine Kirche gründetefür mich;

Der die Blinden heilte und die Lahmen und die Aussätzigen, jede Krankheit, jedes Gebrechen;

Der die ausgestoßenen Sünder aufnahm und sie lossprach;

Jesus, der gekommen war, zu suchen und zu retten, was verloren war.

„Sie sollen danken dem Herrn für seine Barmherzigkeit, für seine Wunder unter den Menschenkindern. (Ps 106, 8) Denn dies ist Gott in Ewigkeit und immer und ewig."

Der meinetwegen ein Wurm geworden und kein Mensch;

Der mich liebte und sich meinetwegen sogar dem Tode am Kreuze hingab:

Der meinetwegen vom Tode auferstand;

Der zur Rechten des Vaters sitzt und immer Fürbitte einlegt für mich;

Der mein überaus großer Lohn sein wird.

Jesus, gestern und heute und auf ewig der nämliche.

„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle seine Wohltaten!“ (Ps 102, 2)

„Würdig bist du, Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ (Offb 4, 11)

„Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Kraft sei unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.“ (Offb 7, 12)

 

Oh Gott, ich sollte dich lieben und die Liebe zu dir bei anderen fördern. Ich beneide jene, die durch die Heiligkeit ihres Lebens, den Einfluss ihres Beispieles, durch das feine Gefühle ihrer Handlungsweise das Feuer deiner Liebe auf allen Seiten längs ihres Lebenspfades entfachen. Aber warum sollte das nicht die Frucht meiner Kommunion sein? Jeder Zweig, sogar der fernste und schwächste wird durch den Weinstock belebt und du hast gesagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht.“ Das ist die einzige Bedingung. Das Versprechen gilt nicht denjenigen, die reif an Heiligkeit sind oder denen, die in heroischer Weise sich selbst zum Opfer gebracht haben, noch denen, deren Gebet in erhabenen Höhen sich bewegt, sondern denen, die in dir verbleiben. Aber deine Worte setzen die häufige Vereinigung mit dir voraus. Kommunionen in langen Zwischenräumen sind keine bleibende Vereinigung. Wenn ich reichliche Frucht zu tragen, wenn ich in dir zu verbleiben wünsche, so muss ich oft zu dir kommen.

Und in wie mannigfacher Art und Weise drängst du mich zu diesem häufigen Empfange:

 „Kommet zu mir alle, die ihr arbeitet!“

„Kommet, esset mein Brot und trinket den Wein, den ich euch gemischt habe!“

„Ihr wollt nicht zu mir kommen, um Leben zu empfangen.“

Zwinget sie einzutreten, damit mein Haus voll werde.“

„Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben.“

Einladungen, Drohungen, Vorwürfe, alles wird in den Dienst der Liebe gestellt und alles bezeugt deine Sehnsucht, oh göttlicher Gast! Du musst dein Haus voll sehen und den Tisch mit Gästen ganz besetzt. Sind wir denn notwendig zu deinem Glücke? In einer Hinsicht ja, denn Gott ist die Liebe.

Oh Herr, ich will zu dir kommen; nur zu lange bin ich von dir ferngeblieben. Ich will oft zu dir kommen, auf dass ich durch dich lebe. Meine Gedanken seien der Widerschein der deinen, meine Worte das Echo der deinen, meine Handlungen die Fortsetzung der deinigen. Gib, dass meine Gedanken über die Ereignisse dieses vergänglichen Lebens erhaben seien wie die deinen; über die Fehltritte des Nächsten erbarmungs- und mitleidsvoll wie die deinen; über meine Schwäche und mein Elend geduldig und alles hoffend wie die deinen! Wie der Weinstock die Rebe belebt, wie das Haupt auch den geringsten der Glieder Leben und Bewegung gibt, so sei du mir, dem letzten und schwächsten, das Prinzip des geistigen Lebens und der Tatkraft, auf dass alle meine Werke in und durch dich geschehen möchten und dass sie Nutzen bringen den Seelen, die du liebst!

 

Aufopferung und Bitte

Gebet vor einem Kruzifix