Das Willkommen des Lobes
I.
„Lobsinget unserm Gott, all seine Diener und die ihn fürchten, klein und groß.“ (Offb 19,5)
Vor der Kommunion
Unsere Bedürfnisse sind so mannigfaltig und so dringend, dass sie beinahe alle unsere Gedanken und alle Kräfte unserer Seele in Anspruch nehmen, so oft wir uns zum Gebete begeben. Wir kommen noch so weit, dass wir das Gebet als eine bloße Bitte betrachten und dass wir das erhabenste, reinste Gebet, das Gebet, das durch die Ewigkeit fortdauert, — das Lobgebet vergessen. Wir wissen, dass es unsere Pflicht ist, Gott hienieden zu preisen, aber unser Lebenslauf und seine zahllosen Ansprüche auf unsere Mitwirkung und unsere Zeit lassen uns diese unsere Pflicht aus dem Auge verlieren. Wir finden es hart, uns emporzuschwingen über die täglichen Sorgen, über Irdisches und Vergängliches, hinauf zu jenen erfrischenden Höhen, wo wir reine, himmlische Luft einatmen und wo wir im Verein mit den Engeln und Erzengeln und mit dem ganzen himmlischen Heere singen dürfen: „Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen; Himmel und Erde sind voll von deinem Ruhme. Hosanna in der Höhe!“
Deswegen ruft uns die Kirche fortwährend zu: „Sursum corda!“ Empor die Herzen! Jeden Tag heißt sie die Priester und Ordensleute ihr Bittgebet eine Weile einstellen und ihre Stimmen in einem Chor des erhabensten Globus zum Himmel erheben. In dem Gloria in excelsis und dem Gloria Patri wünscht sie ein für allemal, dass wir das Lob Gottes singen und das ewige Alleluja einüben. Dieses Lob zu singen ist nicht so schwer, wie wir uns einbilden, sonst würde es uns Gott nicht als erste Pflicht auferlegt haben. Wir entschuldigen uns vielleicht, indem wir sagen, wir könnten das Lob Gottes unmöglich in dem Lande der Verbannung singen. Wären wir schuldlos, so käme es so leicht auf unsere Lippen, wie es bei Adam und Eva im Paradiese der Fall war. Aber seit die Erde ein Verbannungsort geworden und wir jeden Morgen zur Arbeit und zur Mühsal erwachen, haben wir keinen Grund zu Lobpreisungen; überdies fehlt uns der Mut dazu.
Aber dennoch haben sich Männer und Frauen, belastet wie wir, über diese Dinge emporgeschwungen. Ja, noch mehr, sie haben diese Herzenserhebungen gepflogen, die Gewohnheit hat sie ihnen wonnevolle und leicht gemacht, und in den Stürmen des Lebens fanden sie in ihnen Hilfe und Zuflucht. Warum sollten wir nicht das Gleiche tun? Zur Stärkung unserer Gesundheit gehen wir bei jedem Wetter aus, oft genug gegen unsere Neigung. Wohl bringt der Körper Ermüdung, Unwohlsein und Geschäfte als Entschuldigung vor. Aber gerade im Interesse der Gesundheit oder Arbeit treiben wir ihn weg vom Herde weit hinaus oder hinauf auf die Berge.
Wenn wir die gleiche Entschlossenheit gegenüber unserem beschränkten Geiste anwenden wollten, wenn wir ihn mit Gewalt in eine höhere und daher stärkere Atmosphäre erheben würden, so finden wir, dass Gott zu unserem Besten die Erhebung unseres Herzens zu seinem Lobpreise und uns zur Pflicht gemacht hat.
Das Lobgebete ist nicht so schwer, wie wir meinen, denn unsere Seele ist ein Instrument — zum Lobe bestimmt. Zum Lobe wurde sie geschaffen. Freiwillig und leicht spendet sie vergänglichen Erdenschönheiten Bewunderung und bekundet dadurch ein vom Himmel gegebenes Geschenk, einen vom Schöpfer in sie hineingelegten Trieb. Wie groß muss ihre Bewunderung sein, wenn der Gegenstand ihrer Betrachtung der Schöpfer selbst ist! Was es nur immer Großes, Einnehmendes, Starkes, Zärtliches, Weises oder Liebliches in der Natur, in der Gnade oder der Glorie gibt, das ist er selbst oder es stammt von ihm. Alles führt uns hin zu seinem Lobe. Die Offenbarung seiner Vollkommenheiten ist so mannigfaltig und so wunderbar, dass sie sich allen zeigt, die Augen haben zu sehen und Ohren zu hören.
Werden wir ergriffen von der Macht, dem Ruhme, der Majestät? „Wer kann aussprechen die Großtaten des Herrn, verkünden all sein Lob?“ (Ps 105, 2)
Beugen wir uns vor der Schönheit und der Heiligkeit? „Der Herr hat Zierde sich angetan.“ (Ps 92,1)
„Herr, mein Gott, du bist überaus groß, hast angetan Lob und Zierde, angetan das Licht wie ein Kleid.“ (Ps 103, 1 f.)
„Wer ist dir gleich, so herrlich in Heiligkeit?“ (Exod 15, 11)
Wenn wir Liebe, Güte, Treue, Gnade suchen, so finden wir sie in unserm Gott, als deren Quellen. „Gott ist die Liebe.“ (1. Joh 4, 8)
„Einer ist gut, nämlich Gott.“ (Mt 19, 17)
„Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger!“ (Offb 6, 10)
„Wer kann seine Barmherzigkeit schildern? (Sir 18, 4)
„Danket dem Herrn, denn er ist gut; in Ewigkeit währet seine Barmherzigkeit! So sollen sagen die Erlösten von dem Herrn, die er löst hat aus der Hand des Feindes. (Ps 106, 2) Sie sollen danken dem Herrn für seine Barmherzigkeit, für seine Wunder unter den Menschenkindern. (Ps 106,8)
Gibt es etwas denkbar Gutes, das nicht bei unserem Gott gefunden würde? Trägt nicht die geheimnisvolle Geschichte unseres eigenen Lebens den Stempel seiner Barmherzigkeit, seiner Treue, seiner Liebe? Warum also soll das Herz nicht in Lobpreisungen gegen ihn ausbrechen?
Wie groß muss sein Verlangen nach unserem Lobe sein, da er uns gestattet, dasselbe mit dem der seligen Geister vor seinem Throne zu vereinen, und da er uns hienieden schon die Geheimnisse jenes Reiches enthüllt, wo es Worte gibt, die kein Mensch aussprechen kann. Wir hören das anbetende Lob jener vier lebenden Wesen, die nicht ruhen Tag und Nacht, die stets rufen: „Heilig, heilig, heilig, heilig!“ Und jener vierundzwanzig Ältesten, die ihre Krone niederlegen vor dem Throne, indem sie sprechen: „Würdig bist du, oh Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ Und jenes der großen Menge, die niemand zählen kann, die mit starker Stimme rufen: „Heil unserm Gotte, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme!“
Und nicht nur, dass wir diesen Lobpreis vernehmen, wir werden sogar eingeladen, in denselben einzustimmen. Die Gemeinsamkeit der Heiligen ist nicht etwa ein schöner Traum, nein, sie ist liebliche Wirklichkeit. Daher singen wir mit den Engeln und Erzengeln, mit den Thronen und Herrschaften, mit der ganzen himmlischen Heerschar seinem Ruhme ein Lob, indem wir sprechen: „Heilig, heilig, heilig, Gott, der Herr der Heerscharen; Himmel und Erde sind voll von deinem Ruhme! Hosanna in der Höhe!“
Die Heiligen verachten unsere Gemeinschaft nicht. Warum auch sollten sie es? Unser Gott ist auch der ihre. Er, den sie mit verhülltem Antlitze anbeten, hat uns befohlen ihn Vater zu nennen. Daher nimmt er unser demütiges Lob an, wenn wir unsere Stimmen mit den ihrigen vereinen.
„Gott tut Großes und Unerforschliches und Wunderbares ohne Zahl.“ (Job 5, 9)
Er ist wunderbar in seinen Heiligen, in seiner Kirche, in seinen Sakramenten, in seinen Geheimnissen. Aber vor allem in jenem Sakrament aller Sakramente, in jenem Geheimnis des Glaubens, „in welchem er ein Gedächtnis all seiner Wunder stiftete.“ (Ps 110, 4)
Gerade vor und nach der Kommunion ist dieses Lob nicht nur billig und Recht, sondern auch überaus leicht und angenehm. Hier loben wir ja nicht allein. Durch ihn und mit ihm und in ihm steigt unser Lob zum Vater empor. Nach der Kommunion wird das möglich, was fast unmöglich scheint: nämlich Gott eine Verehrung darzubringen, welche all die Forderungen erfüllt, die er an uns stellt, eine Verehrung, so würdig, dass sie seinen Vollkommenheiten ganz und gar entspricht. Wird nicht Bewunderung, Liebe und Dankbarkeit frohlockend triumphieren während der Viertelstunde unserer Danksagung? Und wenn dem nicht so wäre, was läge daran? Ist doch er bei uns, dessen Lob allein genügt. Gott sei Dank gesagt für seine unaussprechlichen Gaben.
Nach der Kommunion
„Gepriesen sei Gott der Herr an diesem Tage!“ (3. Reg 5, 7)
„Alle Tage will ich dich preisen und deinen Namen loben ewig, ja immer und ewig. Groß ist der Herr und sehr preiswürdig und seiner Größe ist kein Ende.“ (Ps 144, 2)
„Lobe, meine Seele, den Herrn! Ich will loben den Herrn, solange ich lebe, will lobsingen meinem Gotte, solange ich bin.“ (Ps 145, 2)
„Dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme sei Lob und Ehre und Preis und Macht in alle Ewigkeit! Amen.“ (Offb 5, 13)
„Heil unserm Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme!“ (Offb 7, 10)
„Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Kraft sei unserm Gott in alle Ewigkeit. Amen.“ (Offb 7, 12)
„Lobsinget unserm Gott, alle seine Diener und die ihr ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Danket dem Herrn, denn er ist gut; denn in Ewigkeit währet seine Barmherzigkeit!“ (Ps 106, 1)
Gelobt sei Jesus Christus
für den ewigen Ratschluss, nach welchem das Wort Fleisch werden und unter uns wohnen sollte.
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der „Christus uns geliebt und sich für uns als Gabe und Opfer hingegeben hat.“ (Eph 5,2)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der „er mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (Gal 2, 20)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der „er unser nächster Freund und Bruder wurde.“ (Ps 34, 14
Gelobt sei Jesus Christus
für die Leiden und Entbehrungen seiner Kindheit, für die Mühseligkeiten seiner Jugend, für die Arbeiten und Wanderungen seines Mannesalters.
Gelobt sei Jesus Christus
für seine heilige und milde Lehre: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie er.“ (Joh 7, 46)
Gelobt sei Jesus Christus
für seine Wunder oder Gnade, als er sich und zeigte „gnädig, gütig und barmherzig, langmütig und von großer Erbarmung.“ (2. Esdr 9, 17)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, „mit der er uns in allen Stücken, die Sünde ausgenommen, ähnlich geworden. (Hebr 4, 15)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der er „um unserer Missetaten willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen worden ist.“ (Is 53, 5)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der er uns „um teuren Preis erkaufte.“ (1. Kor 6,20)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der er uns mit seinem eigenen Blute von unseren Sünden gewaschen hat. (Offb 1, 5)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der „er uns erkauft hat mit seinem Blute aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.“ (Offb 5, 9)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der er „unserer Sünden wegen überantwortet und unserer Rechtfertigung willen auferstanden ist.“ (Röm 4, 25)
Gelobt sei Jesus Christus
für die Liebe, mit der er in den Himmel aufgestiegen ist, um uns einen Ort zu bereiten. (Joh 14, 2)
Gelobt sei Jesus Christus
für die unaussprechliche Gabe seiner fortwährenden Gegenwart, durch welche er bei uns verweilt, alle Tage bis ans Ende der Welt. (Mt 28,20)
Gelobt sei Jesus Christus
dafür, dass er heute zu mir gekommen, damit ich in ihm lebe und ewig dauerndes Leben habe und von ihm auferweckt werde am Jüngsten Tage.
Gelobt sei Jesus Christus
durch die Vollkommenheiten seiner heiligen Menschheit und die unbegrenzte Würde seiner göttlichen Person.
Gelobt sei Jesus Christus
durch Maria, die Magd des Herrn und Mutter Gottes, dem vollkommenen Werke seine Erlösung.
Gelobt sei Jesus Christus
durch die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebenden Wesen, welche vor dem, der auf dem Throne sitzt, niederfallen. (Offb 4, 10)
Gelobt sei Jesus Christus
durch die Engel und Erzengel und alle die Heerscharen des Himmels.
Gelobt sei Jesus Christus
durch die Hundervierundvierzigtausend, welche dem Lamme folgen, wohin es geht. (Offb 14, 4)
Gelobt sei Jesus Christus
durch die Patriarchen und Propheten, durch die Apostel und Märtyrer, durch die Bekenner und Jungfrauen.
Gelobt sei Jesus Christus
durch die große Schar, die niemand zählen kann, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, die da stehen vor dem Throne und vor dem Lamme. (Offb 7, 9)
Gelobt sei Jesus Christus
durch meine Seele mit allen ihren Fähigkeiten, durch meinen Leib mit allen seinen Sinnen, durch jedes Streben meines Geistes, durch jede Regung meines Herzens durch jeden Gedanken, jedes Wort, jede Handlung in Zeit und Ewigkeit.
Gelobt sei Jesus Christus
durch alle, die mir lieb und teuer, und durch alle, die mir anvertraut sind, wie auch durch alle, mit denen ich durch die Bande des Blutes verbunden bin.
Gelobt sei Jesus Christus
durch alle, die in dem Schafstall des einen Hirten versammelt sind.
Gelobt sei Jesus Christus
durch seine übrigen Schäflein, die er erst in seiner Hürde bringen muss.
Gelobt sei Jesus Christus
durch alle, die noch ferne von ihm im Schatten des Todes wandeln.
Gelobt sei Jesus Christus
durch jedes Geschöpf, das seine Hand geschaffen.