Das Willkommen eines Geschöpfes
I.
„So wisse also heute und nimm es zu Herzen, dass er, der Herr, Gott ist und kein anderer.“ (Deut 4,39)
Vor der Kommunion
Hierin liegt meine beste, meine fruchtbarste Vorbereitung für die Kommunion, eine Vorbereitung, die von Gott selbst empfohlen ist — nämlich in meinem Herzen die fruchtbare Wahrheit zu überlegen, dass derjenige, der zu mir kommt — Gott ist.
Du bist klein, mein Herz, sehr klein; es ist kein Raum in dir in diesem Augenblick für irgendeinen anderen Gedanken, wenn dieser so hohe, so tiefe, so weite Gedanke in dich eingehen und von dir Besitz ergreifen soll. Hinweg also mit allen irdischen Bildern; verschließe fest den Eingang in sein Heiligtum, dass kein Lärm von außen hierher gelange und dich störe. Lenke all deine Kräfte auf diesen Gedanken: Derjenige, welcher zu dir kommt, ist Gott, der keinen Anfang hat, für den die Zeit ein Punkt ist, der unzugängliches Licht bewohnt, der gewissermaßen nicht Vollkommenheiten besitzt, sondern selbst die eine vollendete Vollkommenheit ist.
„Schöpfer Himmels und der Erde und aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.“ „Herr aller Geschöpfe.“ (Jud 9,17) Ursprung der Urbilder aller Geschaffenen, aber auch aller bloß möglichen Dinge. „Siehe, des Herrn, deines Gottes, ist der Himmel, und der Himmel der Himmel, die Erde, und alles, was darin ist.“ (Deut 10, 14) Von ihm ist jede Form und Farbe, jede Harmonie, jeder Wohlgeruch, alle Güte, Wahrheit und Schönheit, alle Majestät und Heiligkeit, alle Liebe und Treue, alle Zärtlichkeit und Süßigkeit, aller Friede und alle Ruhe, was immer ein Geschöpf an Schönheit, Fruchtbarkeit und Güte besitzt. „Der da ist über alles, Gott, hochgelobt in Ewigkeit.“ (Röm 9,5)
Derjenige, der zu mir kommt, ist Jesus Christus, der Eingeborene des Vaters, Sohn Gottes, gezeugt vom Vater vor aller Zeit, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater; durch welchen alles erschaffen ist; welcher wegen uns Menschen und wegen unseres Heiles vom Himmel herabgestiegen ist und Fleisch angenommen hat durch den Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau und Mensch geworden ist; der für uns auch gekreuzigt wurde, der unter Pontius Pilatus gelitten hat und begraben wurde; der am dritten Tage wieder auferstanden nach der Schrift und aufgefahren ist in den Himmel, wo er sitzet zur Rechten des Vaters und wiederkommen wird mit Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten; und seines Reiches wird kein Ende sein.
Derjenige kommt zu mir, der meine Natur annahm, um mich zu retten, zu gewinnen und in sein Reich zu führen; der in dieser Natur litt und der in dieser Natur, zur Rechten des Vaters sitzend, mich erwartet. Für mich, als wäre ich allein, ist er Mensch geworden, für mich, als ob sonst niemand wäre, gab er sein Leben am Kreuze hin. Für mich ist er wieder auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Für mich bittet er dort oben und bereitet mir einen Platz. „Siehe, dein Heiland kommt!“ (Is 62, 11) „Amen, komm, Herr Jesus!“ (Offb 22, 20)
Derjenige, der da kommt, ist Herr und Lebensspender, der ausgeht vom Vater und dem Sohne; der mit dem Vater und dem Sohne angebetet und verherrlicht wird. „Mein Geist wird in eurer Mitte sein; fürchtet euch nicht!“ (Apg 2, 6) „Der Geist des Herrn wird über dich kommen und du wirst in einen neuen Menschen verwandelt werden.“ (1 Sam 10, 6) „O, wie hast du deine Barmherzigkeit verherrlicht, o Gott!“ (Ps 35, 8) „Was soll ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir gegeben hat?“ (Ps 115, 12) „Dich sollen preisen, o Herr, alle deine Werke und deine Heiligen dich rühmen!“ (Ps 144, 10)
Nach der Kommunion
„Ehre sei Gott in der Höhe!“
Ehre sei Gott für eine Herablassung, größer als die Erniedrigung zu Bethlehem und auf Kalvaria, denn in den engen Windeln und am Kreuze war Selbstbestimmung und Freiheit. Doch in der Hostie hat er sich selbst verleugnet. Vor der Krippe lag anbetend seine Mutter; unter dem Kreuze standen vor Liebe und Anhänglichkeit einige treue Seelen. Aber hier! Herr, woher geschieht mir dies, dass du zu mir kommst? Ehre dir in der Höhe, in dem Schoße des Vaters von Ewigkeit! Ehre dir in der tiefsten Erniedrigung, wozu deine Liebe dich drängt in deiner heutigen Herabkunft zu mir!
„Und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!“
Friede dieser meiner Seele, zu welcher der Friedensfürst gekommen ist, Friede; denn trotz all meiner Armut, Schwäche, Unbeständigkeit hoffe ich, guten Willen zu haben. Darauf kannst du bauen, oh Herr, und wenn ich dir guten Willen entgegenbringe, wirst du zufrieden sein. Aber soll der gute Wille wahrhaft sein, da muss er der Leitung deiner Gnade folgen, muss bereit sein zu Anstrengung und Selbstverleugnung. Und ich bin so schwach! Gib mir Kraft, oh Herr! Du weißt, ich bin voll guter Wünsche, doch wenn die Zeit zum Handeln kommt, wenn sich die Gelegenheit bietet, dir auf meine eigenen Kosten zu dienen, so sträube ich mich. Und so neige ich immer „nach zwei Seiten“ (3. Reg 18, 21), bin immer unruhig, unzufrieden, denn wer hat dir widerstanden und Frieden gehabt? Ich bitte um Stärke, oh Herr! Du hast mir Wünsche gegeben; gib mir, was du mir eben so leicht zu geben vermagst, die Kraft, sie auszuführen! Und so werde ich den Frieden verdienen, der den Menschen, die guten Willens sind, verheißen ist.
„Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir verherrlichen dich!“
Ich und meine Seele werden sich erfreuen in ihm, sagte Tobias, als wollte er in der Fülle seines Herzens sich vervielfältigen, um seinen Lobpreis zu verdoppeln, indem er Unmögliches wünscht, gleich Maria, als sie Gott verherrlichte. Ich und meine Seele wollen sich in dir erfreuen, oh Gott, mein Heiland, der du in mir wahrhaft zugegen bist. Wir preisen dich für alles, was du in dir selbst bist; wir preisen dich für alles was du uns bist. Wir beten dich an als unseren Schöpfer und unseren Gott, als den überaus starken Gott. (Gen 46,3) „Herr aller Geschöpfe!“ (Jud 9,17) „Du hast Himmel und Erde gemacht und was in des Himmels Umkreis enthalten ist.“ (Esth 13,10) Wir loben dich als Kindlein in der Krippe und preisen dich in jeder deiner äußersten Herablassung als Gast in unserer Seele.
„Wir sagen dir Dank wegen deiner großen Herrlichkeit!“
Wir sagen dir Dank für dein unendliches Mitleid mit deinen Geschöpfen, dem Werke deiner Hände, und für die Wunder, die du für uns gewirkt hast in deiner Erlösung, in deiner Kirche und deinen Sakramenten; in der Eucharistie, die du zum Gedächtnis all deiner wundervollen Tage eingesetzt hast. Aber vor allem für deine große Herrlichkeit, oh Herr, Gott, himmlischer König. Gott, allmächtiger Vater! Oh Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn! „Gebenedeit bist du, oh Herr, Gott Israels, unsers Vaters, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dein, o Herr, ist die Herrlichkeit und die Macht und die Ehre und der Sieg, und dir das Lob; denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, ist dein; dein, o Herr, ist das Reich und du bist über alle Fürsten. Dein ist der Reichtum und dein ist die Ehre: du herrschest über alle; in deiner Hand ist die Kraft und die Macht. In deiner Hand ist die Größe und die Herrschaft über alles. Und nun, unser Gott, danken wir dir und loben deinen herrlichen Namen.“ (1. Par 29, 10 ff)
Gebet vor einem Kruzifix - hier!