62. Kapitel

Wie wir den Angriffen der Feinde in der Todesstunde begegnen sollen

Obgleich unser ganzes Leben auf Erden ein beständiger Kriegsdienst ist (Job 7, 1), steht uns der Haupt- und Entscheidungskampf erst in der letzten Stunde beim Heimgang in die Ewigkeit bevor. Wer nämlich in diesem Augenblick unterliegt, wird sich nimmermehr erheben.

Um dann gut gerüstet zu sein, benutze die dir gebotene Zeit zum tapferen Kampfe. Denn wer im Leben treu gekämpft hat, wird auch in der Todesstunde infolge der erworbenen Fertigkeit leicht den Sieg erringen.

Denke darum oft und ernstlich an den Tod. Du wirst ihn dann weniger fürchten, und dein Herz wird ungehindert und zum Kampfe bereit sein, wenn er dich überfällt.

Die Weltmenschen fliehen freilich diesen Gedanken, um in ihren Vergnügen nicht gestört zu werden; denn diese zu lassen, empfinden sie bei ihrer Einstellung und ihrem Hang zu ihnen als Qual. Deshalb verringert sich auch ihre Anhänglichkeit an sie keineswegs; sie nimmt vielmehr ständig an Kraft zu, und infolgedessen verursacht ihnen die Trennung von diesem Leben und von den so liebgewonnenen Dingen das größte Leid, das von ihnen umso bitterer empfunden wird, je länger sie dieselben genossen haben.

Um dich noch besser auf diesen wichtigen Kampf vorzubereiten, kannst du dir zuweilen vorstellen, du befändest dich ohne jegliche Hilfe ganz allein in Todesnot, und dir jene Umstände vor Augen führen, die dich dann ängstigen werden. Erwäge auch die Mittel, die ich dir angeben werde, um dich ihrer in der letzten Not besser bedienen zu können. Denn der Waffengang, den man nur ein einziges Mal besteht, muß zuvor gut eingeübt sein, damit man da keinen Fehler begeht, wo es keine Verbesserung mehr gibt.