10. Grund: Die Heiligung unserer gewöhnlichsten Handlungen legt uns die gleiche Pflicht auf.
Der heilige Paulus, aus welchem Jesus Christus sprach, macht es allen Christen zur Pflicht, in allem zur Ehre Gottes zu handeln und so ihre Handlungen, auch die gewöhnlichsten wie essen und trinken zu heiligen. Er befiehlt ihnen dadurch, sich in allem ein übernatürliches Ziel zu setzten und auch die niedrigsten und ganz irdischen Handlungen, denen uns unsere Verhältnisse unterwerfen, zu überhöhen durch die Heiligkeit der Absicht. Aber es ist uns nicht möglich, das zu tun, wenn Gott nicht der gewohnte Gegenstand unsrer Absicht, wenn Er nicht der unumschränkte Herr unseres Geistes und Herzens ist. Anderenfalls werden uns die Dinge dieser Erde, die so sehr unsere Sinne und unsere Einbildungskraft beeinflussen und die so leicht unsere Leidenschaften aufwecken, an sich ziehen, uns von unserem Ziele abwenden und uns dahin bringen, sie zu suchen wegen der ihnen eigenen Annehmlichkeit. Wenn sie uns nicht zu verbrecherischen Ausschreitungen veranlassen, werden sie uns doch mit einer Unzahl von leichten Fehlern beflecken; sie werden uns oft Gott und die Würde unseres Standes aus dem Auge verlieren lassen, um uns dem Zauber einer Kleinigkeit hinzugeben, um uns zu sehr mit den Bedürfnissen und Annehmlichkeiten des Körpers und mit dem, was der Sinnlichkeit, der Eitelkeit, der Neugierde schmeichelt, zu beschäftigen. Wenn man nicht ganz Gott hingegeben ist, bemerkt man diese Menge von Unvollkommenheiten nicht, die doch wie Staub die Reinheit und den Glanz unserer Seele trüben. Sie werden fühlbar und man erkennt recht den Schaden, den sie uns zufügen, nur durch das göttliche Licht, welches zu diesem Zwecke nur jenen Seelen mitgeteilt wird, von denen Gott vollkommen Besitz genommen hat. Wenn Gott in uns herrscht wird Er nie dulden, daß wir auch nur in den kleinsten Sachen zu einem Zwecke handeln, der Seiner nicht würdig ist und der sich nicht auf Seine Ehre bezieht. Sooft wir davon abirren, wird Er uns Vorwürfe machen und mit Anwendung der ganzen Kraft der Gnade wird Er uns einsprechen, täglich auf vollkommenere Art zu handeln. Aber Gott wird erst von dem Augenblick an anfangen, Sein Reich in uns zu gründen, in welchem wir uns Ihm gänzlich hingegeben haben, um keine andere Liebe mehr zu haben als die Seine, keine andere Absicht, als die, Ihm zu gefallen. Bis dahin wird man blind sein selbst in betreff der Grundlagen der christlichen Vollkommenheit und der unermeßlichen Einzelheiten, die sie einschließt. Man wird sich davon nur falsche Ideen machen, von denen man nicht abgehen will. Man hat kein Gefühl für die Vollkommenheit, man übt sie nicht, und unter dem niedrigen Vorwand, daß das Heil nicht daran geknüpft sei, lacht man jene aus, welche sie üben und predigen, und man hat eine geheime Abneigung gegen sie.