III.

Von den Vorteilen der Hingabe seiner selbst an Gott

Betrachten wir nun, welche Vorteile aus einer solchen Hingabe uns erwachsen. Was man im allgemeinen von denselben sagen kann, ist das, daß sie unermeßlich sind und daß sie alles übersteigen, was der menschliche Geist fassen kann. Vorab, was das zukünftige Leben betrifft, ist sicher, daß es keinen Vergleich gibt zwischen dem Glücke der gewöhnlichen Auserwählten und dem einer Seele, die sich hienieden Gott ohne Vorbehalt hingegeben hat. Denn was Gott im Himmel belohnt, sind nicht so sehr die guten Werke, als vielmehr die Gesinnung des Herzens und die Liebe, die man für Ihn gehabt haben wird. Es hängt nicht von uns ab, große Dinge für Gott zu tun; aber es hängt von uns ab, Ihn innig zu lieben. Welches wird also der Lohn einer Seele sein, die, indem sie sich Gott vollkommen hingegeben, Ihn so sehr geliebt hat, als er gewünscht, daß sie Ihn liebe, so viel, als sie Gnaden gehabt, Ihn zu lieben, soviel als Ihr Herz fähig war zu lieben. Nach einer solchen Hingabe, die alle erforderlichen Eigenschaften gehabt hat und die, trotz aller unvermeidlichen Fehler der menschlichen Schwachheit, beständig in Ausübung gebracht worden ist, hat der Christ, zu welcher Zeit und auf welche Art er sterben mag, etwa zu fürchten durch das Fegfeuer zu gehen? Nein, er wird geradewegs in den Himmel gehen, der geöffnet ist der reinen Liebe, so lange er immer fortschreitet, insofern er treu ist und nicht rückfällig wird. Welch einen Schatz von Verdiensten sammelt er sich jeden Augenblick durch die Geringste seiner Handlungen wegen der Vorzüglichkeit seiner Gesinnungen! Ohne sein eigenes Interesse auszuschließen, denkt er gewöhnlich nicht an dasselbe; er hat es nicht im Auge, so sehr ist er beschäftigt mit Gott und Seiner Liebe. Aber je mehr er sich vergißt, denkt Gott an ihn und anerkennt das, was Er einzig für ihn tut. Gott, der die Liebe selber ist, wird mit unaussprechlicher Freude alle seine Reichtümer verschwenden zugunsten einer Seele, die für Ihn ganz Liebe ist.

Bezüglich des gegenwärtigen Lebens gibt es keine glücklichere Lage als die einer Seele, die sich ganz Gott hingegeben hat. Das Gegenteil zu denken ist ein Irrtum, ebenso lästerlich gegen Gott als schädlich der Frömmigkeit. Es wäre das eine durch die Erfahrung und das Zeugnis aller Heiligen widerlegte Sache. Es ist unter diesen nicht einer, welcher es nur einen Augenblick bereut hat, sich Gott hingegeben zu haben, und der nicht gewünscht hätte, mit Ihm noch mehr vereinigt zu werden und Ihn noch mehr zu lieben. Wem soll man glauben, wenn nicht ihnen? Und übrigens, wenn die Vereinigung mit Gott im Himmel unser Glück ausmacht, warum sollte sie nicht auch unser Glück ausmachen auf Erden? Ist Gott in diesem Leben weniger unser höchstes Gut, als Er es im andern Leben sein wird? Der Satan, unterstützt von unserer Eigenliebe, ist es, der uns die Mühen des inneren Lebens als groß vorstellt, um uns davon abspenstig zu machen. Hüten wir, uns auf das zu hören, was er unserer Einbildungskraft aufdrängt, und bedenken wir, daß er der Feind Gottes und auch unsrer Feind ist. Er will uns verderben und will uns verhindern, Gott zu ehren durch unsere Hingabe.