Warum ich in die altehrwürdige tridentinische Messe gehe
Schauplatz
1: Mariazell. Nach einer anstrengenden, verregneten Fußwallfahrt versucht eine
Handvoll gläubiger Pilger eine (halbwegs) ordentliche Messe zu ergattern. Der
erste Versuch: Der Priester erscheint im Regenmantel, keine liturgischen Gewänder,
das allgemeine, das gewöhnliche ist für den Gottesdienst gut genug - Novus
Ordo Missae nach dem Motto: "Verregnete Bergtour". Der 2. Versuch ist
nicht besser - nur anders.
Schauplatz
2: Im Kreise, Händchen haltend, stehen etwa 30 Leute, einer davon im hellgelben
wallenden Gewande, um den Volksaltar und singen "Kumba yah". Dann wird
der Reihe nach zum Altar geschritten, jeder holt sich eine (oder zwei) Hostie(n)
aus einer ausladenden Schale, tunkt sie in den metallenen Becher daneben und
geht essend weiter, setzt sich auf seinen Platz im Kreise und versinkt in
anmutende Stille.
Schauplatz
3: Nach der Wandlung singen alle: "Du bist Herr, Du bist auferstanden und
Du bist Herr, jedes Knie muss sich beugen, ...." - Doch keiner beugt ein
Knie, auch nicht während der Wandlung oder vor der Kommunion.
Genaugenommen
erübrigt sich jede weitere Erklärung, warum ich in die tridentinische Messe,
in die Heilige Messe gehe. Der Novus Ordo hat all diesen Wildwuchs an
liturgischen Katastrophen erst ermöglicht. Wie soll aus der Neuen Messe eine
Heilige Messe werden, wenn der Klerus, soweit noch rechtgläubig, zuweilen
selbst keine göttliche Ordnung darin findet? Wie sollen wir unseren Kindern die
Liebe zur Innerlichkeit, die Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments, die
Stille in der Einkehr der Seele zu Gott lehren, wenn in den Kirchen chaotische
Zustände herrschen, Wasser gepredigt und Wein getrunken wird?
Die
altehrwürdige tridentinische Messe, die bis 1970 fester Bestandteil unserer
heiligen, katholischen und apostolischen Kirche war, gibt die Antwort! Hier fühlt
sich der gläubige Katholik geborgen. Hier kann sich seine Seele zu Gott
erheben. Hier wird Gott der Mittelpunkt des Geschehens. Die unblutige Erneuerung
des Kreuzesopfers verlangt nach einer Gott würdigen Liturgie - warum nimmt die
Kirche sie hinweg?
Schon
im Stufengebet, zu Beginn der Messe, wird der Ehrerbietung Gottes ein untrügliches
Zeichen gesetzt, indem auf die besondere Gnade hingewiesen wird, wodurch der
Mensch dies Heilige Geschehen begehen darf. Der Ritus, nach genau festgesetzten
Regeln, die jeder Priester streng einzuhalten hat, ist durchdrungen von
anmutiger Schönheit, um Gott die Ehre zu erweisen. Was kann mehr der Sinn eines
Gottesdienstes sein, als dieses?
Wodurch,
frage ich, wird die Einheit der Kirche mehr zum Ausdruck gebracht, als durch die
lateinische Sprache in der Liturgie? In jedem Land der Erde fühle ich mich zu
Hause. Jede Kirche, in der die Heilige Messe gelesen wird, und mag sie noch so
weit entfernt sein, kann mir Heimat sein.
Der
ehrbare Umgang mit der Hostie, mit Jesus Christus selbst, ist wesenhaft mit der
Hl. Messe nach altem Ritus verbunden. Wahrhaft jedes Knie muss sich vor dem
Altarsakrament beugen, niedersinken in den Staub, um in der Hl. Kommunion Gott
selber in Gestalt der Hostie in den Mund zu empfangen Wer kann es wagen, unseren
Schöpfer selbst mit Händen zu tragen, als die sakramental geweihten Hände
unserer Priester?
Wenn dann am Schluss der Messe der Priester im Schlussevangelium an die wunderbare Menschwerdung Christi zur Rettung unserer sündhaften Menschheit erinnert, ist dies wie eine Mahnung, den wahren Sinn unseres Erdendaseins im Trubel des Alltages nicht zu vergessen, als wollte der Herr sagen: "Nimm ein Stück Liturgie mit in deinen Alltag und bedenke, wie dein Sonntag, so dein Sterbetag!"
Dr. Ferdinand Jeindl, Krumbach
Die Wahrheit Nr. 66, Sept. 2003
Verein Heimatmission
Normale Katholiken
Heidestr. 15
A-4623 Gunskirchen