Priesterweihe für Frauen - mentales Schisma in der Kirche
Deutscher
Bischof: Warum es der Kirche verwehrt ist, Frauen zum Priester zu weihen
Bischof Müller bei der Eröffnung des akademischen Jahres in der katholischen
Universität von Murcia
MURCIA, 28. November 2003 (ZENIT.org).- In
seinem Eröffnungsvortrag, den er zum Auftakt des akademischen Jahres an der
katholischen Universität in Murcia (Spanien) hielt, ging Bischof Ludwig Müller
von Regensburg am Donnerstag auf ein aktuelles und heiß diskutiertes Thema ein:
die Rolle der Frau in der katholischen Kirche.
Er erklärte, dass man die Kirche nur aus einer verkehrten Optik heraus als
"Machtstruktur" ansehen kann. Sie begreife sich selbst vielmehr als
eine von Christus gewollte sakramentale Wirklichkeit. Daher habe sie auch
keinerlei Vollmacht, "Frauen die Priesterweihe zu spenden".
"Eine solche Vorgehensweise bedeutet nicht, dass die Kirche Frauen mit
Misstrauen begegnet und an ihren Fähigkeiten zweifelt. Etwas Wichtiges steht
auf dem Spiel, denn wir berühren hier die von Gott vorgegebene Verfassung der
Kirche".
"Jeder katholische Christ hat ein Anrecht darauf, zu erfahren, warum die
Kirche in der Person des Bischofs getauften Frauen, die in voller Gemeinschaft
mit der katholischen Kirche stehen, das Weihesakrament nicht spenden kann: Die
Substanz des Weihesakraments wird dadurch in Frage gestellt und über diese kann
selbst das kirchliche Lehramt nicht frei verfügen".
Bischof Müller unterstrich, "dass dem Oberhirten in diesem Fall nicht nur
aufgrund einer rein disziplinären Verfügung die Hände gebunden sind.
Theologisch betrachtet würde einem auf diese Weise gefeierten sakramentalen
Ritus gar keine sakramentale geistige Wirkung folgen. Eine solche Weihehandlung
würde also vor Gott wirkungslos bleiben".
Angesichts dieser Sachlage "hat es nicht viel Sinn, darauf zu warten, dass
der Heilige Geist in Zukunft eine 'Lösung' bereit hält".
"Wer aufmerksam die Dinge beobachtet, wird nicht leugnen können, dass
zumindest in einigen westeuropäischen Ländern die Kirche von einer Art
mentalem Schisma heimgesucht wird".
"Besonders wenn es um das Thema "Frauen in der Kirche" geht,
zeigen sich gewisse Ressentiments, die einen aufrichtigen Dialog und ein
objektives Argumentieren fast unmöglich machen. Unter dem einen
organisatorischen Dach der katholischen Kirche erleben wir heute das
Zusammenleben zweier Ekklesiologien, die völlig inkompatibel zu sein
scheinen".
"Die theologisch richtige Auffassung, dass wir eine Gemeinschaft von
Menschen sind, die an Christus glauben und auf diese Weise seine Kirche bilden,
scheint der Meinung das Feld geräumt zu haben, dass die Kirche tatsächlich
unser Eigentum ist und dass ihr Credo – als ob es sich dabei um ein
Parteiprogramm handeln würde – immer wieder von Versammlungsvertretern
gutgeheißen werden müsse, wobei diese natürlich bei der Akzeptanz der
Glaubenswahrheiten "jeweils den Maßstab des Beliebtheitsgrades unter der Wählerschaft
anzusetzen hätten".
Diese unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich einiger Themen innerhalb ein
und der selben Kirche haben nach Meinung von Bischof Müller nun einen
Grenzpunkt erreicht: "Es geht nicht darum, zu wissen, wer Recht hat,
sondern darum, die Offenbarungsinhalte zu kennen. Ihnen gegenüber öffnet sich
der Mensch und beugt sich vor ihnen durch den Glauben in der Kraft des Geistes
Gottes".