Der Rosenkranz: Das beliebteste aller Gebete
Im Kartäuserorden
entstand das Rosenkranzgebet
„Ich konnte nur den
Rosenkranz“, diesen Satz der Bernadette Soubirous, der liebenswürdigen
Heiligen von Lourdes, könnte man als ein Eingeständnis der Unwissenheit
verstehen. Aber er gehört zu den größten Schätzen von Lourdes. Bei den
Erscheinungen des Jahres 1858 betete Bernadette den Rosenkranz. Dieses Gebet lädt
Christen ein, Jesus ebenso zu folgen, wie es Maria tat. Vielleicht haben aus
diesem einfachen Grund alle Päpste von Pius n angefangen bis Johannes
Paul II. ihre Verehrung unserer lieben Frau von Lourdes bekräftigt und immer
wieder das Rosenkranzgebet empfohlen.
Im Kartäuserorden, der in diesem Jahr den 900. Todestag seines Gründers,
des heiligen Bruno, feiert, entstand das Rosenkranzgebet. Im ausgehenden
Mittelalter gab es im Rheinland eine starke Erneuerungsbewegung, die unter
anderem von den Predigten Johannes Tauler, sowie den Schriftum der Mystiker
Meister Eckhart und Heinrich Seuse getragen war. Die Kirche durchlebte damals
die Krise des großen abendländischen Schismas (1370 bis 1417). In dieser
Situation der Zerrissenheit, zwischen religiöser Glut und großer Not war in
den Menschen das Bedürfnis besonders stark, das Evangelium im Herzen zu
verinnerlichen. Die Verehrung Christi Lind seiner heiligen Mutter stand dabei im
Vordergrund.
Um diese Zeit, etwa um das Jahr 1398, trat ein junger Mann, .Adolph von
Essen, in die Kartause St. Alban in Trier ein. Er ist der Urheber des ersten
schriftlichen Zeugnisses, das das Beten von 50 Ave unter Betrachtung der Geburt
und des Lebens Jesu empfahl. Diese Form des wiederholenden Gebetes, das die
Andacht des Herzens unterstützt, ist überall bekannt, wo man versucht,
beharrlich zu Gott zu beten. Die Psalmen der Bibel werden in derselben Weise
gebetet, und das „Jesusgebet“ der Wüstenmönche entstand aus demselben Bedürfnis,
das Herz mit Hilfe eines kurzen mündlichen Gebets zu sammeln, das beständig
wiederholt wurde. Zu der Zeit, als Adolph von Essen begann, diesen ersten
Rosenkranz zu beten, wurde das „Gegrüßet seist du, Maria“ noch in der
kurzen Form gebetet, die mit „gesegnet ist die Frucht deines Leibes, Jesus“,
schloss.
Gegen Ende seines Lebens bezeugte Adolph von Essen: „Ich hätte mir in
keiner Weise helfen können, wenn Gott nicht Mensch geworden wäre. Ich hätte
nicht gewusst, wie und wo ich Gott suchen sollte. Deshalb lege ich soviel wert
auf die menschliche Natur und das irdische Leben Christi.“ Der Kartäuser
Adolph wucherte mit diesem Pfund seiner Erfahrung und sprach wo er nur konnte,
über die empfangene Gnade durch das Rosenkranzbeten. Unter anderem betete er
den Rosenkranz mit der Herzogin Margarete von Bayern. Die junge Ehefrau litt
unter schwierigen Situationen in der eigenen Familie, aber auch an der
kirchlichen und politischen Bedrängnis. Mit den Adeligen ihres Hofes, aber auch
mit den einfachen Dienstboten, betete sie den Rosenkranz und zwar häufig und öffentlich.
Um
dieselbe Zeit trat ein junger Student, Dominikus von Preußen, in die Kartause
von Trier ein. Seine Aufnahme war nicht einfach, und der Mönch, der mit seiner
Begleitung beauftragt war, hatte einiges mit ihm zu tun. Adolph, der inzwischen
Prior geworden war, machte Dominikus von Preußen mit dem neuen Gebet bekannt.
Der wandelte das Gebet für sich persönlich ab. Er fügte jedem „Gegrüßet
seist du, Maria“ einen eigenen Satz hinzu, der an ein Ereignis aus dem Leben
Jesu erinnerte. So sagte er zum Beispiel nach dem neunten Ave „Den du im
Tempel vor Gott, seinem Vater, dargestellt hast“, und nach dem 48. Punkt
„der da einst die Lebenden und die Toten richten wird“. Diese schriftlich
niedergelegten Zusätze aus dem Evangelium waren schon zu Lebzeiten von
Dominikus in mehr als 1000 Exemplaren verbreitet. Als das Rosenkranzgebet in
Bayern, Belgien und Nordfrankreich immer bekannter wurde, begannen Gruppen, es
gemeinsam zu beten. Aus ihnen gingen die Rosenkranzbruderschaften hervor, die
einen nachhaltigen Einfluss auf das geistliche Leben der Gläubigen im
ausgehenden Mittelalter hatten. In ihnen entwickelte sich der Rosenkranz schließlich
zu der Form, wie wir sie heute kennen: Nach dem Vorbild der 150 Psalmen, werden
150 Ave gebetet, wobei nach jedem zehnten an eines der 15 freudenreichen,
schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse erinnert wird.
Die
Legende, die die Entstehung des Rosenkranzes dem Heiligen Dominikus, dem Gründer
des Predigerordens, zuschreibt, beruht auf der Verwechslung des Dominikus von
Preußen mit dem Heiligen Dominikus und tauchte erstmals im Jahre 1460 auf.
Bernadette
Soubirous, die Heilige von Lourdes, betete sehr gerne und oft den Rosenkranz. Er
war ihr innigstes Gebet: „Ihr werdet ihn niemals vergeblich beten!“
Millionenfach wird dies von Frauen und Männern in allen Erdteilen bestätigt.