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So bete ich den Rosenkranz?

von Helena Katzekowa

 

Ganz wichtig ist: Der Rosenkranz muss mit dem Herzen gebetet werden, weniger mit den Worten. Das funktioniert wohl am besten, wenn man den Rosenkranz alleine betet, still, ohne laut zu sprechen.

 

Sehr empfehlenswert ist es, ihn vor dem Tabernakel zu beten. Wenn die Kirche geschlossen ist, dann in freier Natur. Hilfreich kann es sein — vor allem, wenn man müde ist —, während des ganzen Rosenkranzes oder dann und wann hin und her zu gehen, damit der Blutkreislauf in Schwung bleibt. So bleibt der Körper wach und der Geist aufmerksamer. Da in den Kirchen — wenn diese überhaupt geöffnet sind — kaum noch Beter anzutreffen sind, kann man sich hier oft/meist frei bewegen. Natürlich muss man Rücksicht nehmen und darf andere nicht durch sein Verhalten stören.

 

Der im deutschsprachigen Raum übliche Einschub nach jedem „Gegrüßet seist du Maria“ erinnert uns immer an das Thema des jeweiligen Gesätzes. Dieser 10malige Einschub pro Gesätz kann aber auch hinderlich bei der Betrachtung sein. In anderen Sprachen gibt es diesen Einschub nicht. Hilfreich kann es sein, den Einschub nur einmal vor dem „Vater Unser“ des Gesätzes zu sagen/denken oder gar das „Gegrüßet seist du Maria“ in Latein zu sprechen:

Ave Maria, gratia plena,
Dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Iesus.
Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus
nunc et in hora mortis nostrae.

Amen.

 

Dann liegt das Schwergewicht nicht so sehr auf dem gesprochen Wort, sondern auf der Betrachtung. Hinzu kommt, dass der Rosenkranz ohne Einschub und in Latein zeitlich kürzer ist, wie es ja in den anderen Sprachen normal ist.

 

Man muss einfach ausprobieren, was einem am meisten hilft, die Andacht zu bewahren und zu fördern.

 

Man kann auch immer wieder phasenweise allein mit dem Herzen beten, ohne Worte und ohne Gedanken, z. B. dass man Gott Vater, Gott Sohn, Gott den Heiligen Geist, die Gottesmutter oder den Heiligen Josef innig liebt mit Tränen in den Augen, sein Herz weit und einladend öffnet oder sich ankuschelt, sich komplett hingibt, mittrauert oder sich innig freut — alles wie ein Kind.

 

Das „Vater unser“ kann bewusst Wort für Wort gebetet werden. Man kann dabei sein Herz bewusst in Liebe zu Gott Vater weit öffnen, Satz für Satz, Wort für Wort, und Ihm sein ganzes Vertrauen schenken wie ein Kind den Eltern. Man kann im Inneren voll Liebe danken, ohne Worte, ohne Gedanken.

 

So lernt man den Rosenkranz neu kennen. Er kann dann sehr, sehr „spannend“ sein. Es kann dann sein, dass vom ersten bis zum letzten Gesätz aller drei Rosenkränze, also des Psalters, dem Beter die Tränen in den Augen stehen. Immer wieder tauchen neue Aspekte auf, die ihn in Bann ziehen — und die Liebe wächst und wächst.

 

Nie mehr oder fast nie mehr kommt der Gedanke, es bald „geschafft“ zu haben, seine „Gebetspflicht“ absolviert zu haben, um sich endlich wieder dem Leben zuwenden zu können. Nein, man beendet den Rosenkranz mit einem tiefen Frieden und einer innigen Liebe im Herzen und könnte eigentlich weiterbeten, so eng ist man mit dem Himmel verbunden.

 

Hier einige von sehr vielen Gedanken, vielleicht unendlich vielen Gedanken, die während des Gebets auftauchen könnten: