Kreuzweg
(offenbart
an Schwester Josefa Menéndez - Die Liebe ruft)
Erste
Station:
Höre, wie das Todesurteil über Mich gefällt wird ... Betrachte, wie Mein Herz
es aufnimmt in Schweigen, Geduld und liebender Bereitschaft.
Seelen,
die ihr Mir nachfolgen und Mir ähnlich werden wollt, lernet von Mir in Leiden
und Widerwärtigkeiten schweigen und den Frieden des Herzens bewahren.
Zweite
Station:
Betrachte das Kreuz, das sie auf Meine Schultern legen. Seine Last ist groß,
doch wird sie bei weitem überwogen durch die Liebe zu den unsterblichen Seelen.
Seelen,
die ihr Mich liebt, wäget eure Leiden an der Liebe, die ihr zu Mir traget, und
lasset keinen Kleinmut diese Flamme ersticken !
Dritte
Station:
Die Last des Kreuzes wirft Mich zu Boden, aber der Eifer für die Seelen richtet
Mich wieder auf und gibt Mir neuen Mut, den Weg fortzusetzen.
Seelen,
die Ich berufen habe, die Last Meines Kreuzes zu teilen, erwäget, ob euch der
Seeleneifer neue Kraft gibt, auf dem Wege der Selbstverleugnung fortzuschreiten,
oder ob übergroße Eigenliebe euch den Mut nimmt, die Last des Kreuzes zu
tragen !
Vierte
Station:
Hier begegne Ich Meiner geliebten heiligen Mutter. Betrachte das Martyrium
unserer beiden Herzen! Sie vereinigen ihre Leiden, um sich gegenseitig zu stärken,
und die Liebe siegt unter Schmerzen.
Seelen,
die ihr den gleichen Weg geht, das gleiche Ziel erstrebt, laßt auch in euch die
Liebe siegen! Der Anblick eures gemeinsamen Leidens stärke euren Mut und euer
Vertrauen. Im Kreuztragen innerlich geeint, wächst euch die Kraft auf
dornenvollen Wegen.
Fünfte
Station:
Schaut, wie dieser Mensch um eines geringen Lohnes willen eine schwere,
entehrende Last auf sich nimmt ! Betrachtet die zunehmende Schwäche, unter der
Ich beinahe zusammenbreche!
Ihr
strebt nach Vollkommenheit; wenn euch im dauernden Kampf gegen die eigene Schwäche
die Kraft erlahmt, so denkt daran: nicht um irdischen Genusses willen habt ihr
euch verpflichtet, Mir das Kreuz nachzutragen, sondern einzig und allein, um das
ewige Leben zu gewinnen und auch andern Seelen zu diesem Glück zu verhelfen.
Sechste
Station:
Schau, wie liebevoll diese Frau Mein Antlitz trocknet, wie die Liebe jede
Menschenfurcht in ihr überwindet!
Ihr
habt die Welt und alles, was euch am teuersten war, um Meinetwillen verlassen;
laßt nicht zu, daß die Furcht, den Ruf oder die Ehre zu verlieren, euch
hindere, Mir durch Beweise des Mutes und der Hochherzigkeit das Antlitz zu
trocknen. Schaut, wie es vom Blute ganz verhüllt ist!
Siebente
Station:
Die Last des Kreuzes erschöpft Meine Kraft. Der Weg ist lang und mühsam.
Niemand kommt, Mich zu stärken. Meine Todesnot wird so groß, daß Ich zum
zweiten Male niederfalle .
Seelen,
die ihr Mir folgt, laßt euch nicht entmutigen, wenn euer Leben ohne Trost,
vielleicht in großer Dürre verläuft und ihr jede geistliche Hilfe entbehrt.
Faßt Mut beim Anblick eures göttlichen Meisters auf dem Wege nach Kalvaria! Er
fällt zum zweiten Male, aber Er rafft sich wieder auf und setzt Seinen Weg
fort. Wollt ihr neue Kraft schöpfen, so kommt, küsset Seine Füße.
Achte
Station:
Frauen von Jerusalem weinen beim Anblick Meines Elends und Meiner Schande.
Die
Welt weint beim Anblick des Leidens; euch aber, die ihr Mir auf dem steilen
Pfade folget, sage Ich: die Welt wird euch dereinst auf blühenden Auen wandeln
sehen, während die Ihren durch das Feuer gehen, das sie sich selbst durch ihre
Genußsucht bereitet haben.
Neunte
Station:
Ich bin sterbensmüde; schau, wie Ich zum dritten Male niederfalle! Durch diesen
Fall werde Ich armen Sündern die Kraft geben, noch im letzten Augenblick dem
ewigen Tode zu entrinnen und sich zu reinigen im Blute der Wunden, die Mir
dieser dritte Fall zugefügt hat. Da habe Ich ihnen die Kraft verdient, sich
aufzuraffen und doch noch das ewige Leben zu erringen.
Seelen,
die ihr Mir folgen wollt, verweigert Mir kein Opfer, sei es groß oder klein,
und koste es, was es wolle, könnt ihr doch dadurch einer unsterblichen Seele
das Leben retten. Folget eurem Heiland, Der den Weg nach Kalvaria bis zum Ende
ging.
Zehnte
Station:
Sieh, mit welcher Grausamkeit man Mich Meiner Kleider beraubt! Versenke dich in
Mein Schweigen und Meine Hingabe!
Laßt
euch von allem entblößen, was ihr besitzt; von euren Gütern, eurem eigenen
Willen... Dafür werde Ich euch umkleiden mit dem Gewande der Reinheit und den
Reichtümern Meines göttlichen Herzens.
Elfte
Station:
Nun bin Ich auf der Höhe von Kalvaria angelangt; hier werde Ich den Tod
erleiden. Schau, wie sie Mich auf das Kreuz legen und annageln! Jetzt besitze
Ich nichts mehr, nicht einmal die Freiheit, eine Hand oder einen Fuß zu regen.
Aber es sind nicht die Nägel, die Mich ans Kreuz heften; es ist Meine Liebe.
Nicht ein Laut der Klage, nicht ein Seufzer kommt über Meine Lippen.
Ihr
seid ans Kreuz des Ordenslebens gefesselt durch die Nägel der Liebe, die Gelübde.
Klaget nicht, murret nicht, wenn sie euch Hände und Füße zerreißen ...
Kommt, küßt Meine Wunden, dort findet ihr Kraft.
Zwölfte
Station:
Das Kreuz war Mein unzertrennlicher Gefährte auf dem Weg nach Kalvaria; am
Kreuz sterbe Ich für euch.
Seelen,
die ihr das Kreuz euer Leben lang zum unzertrennlichen Gefährten habt, seid
sicher, daß ihr auf ihm sterben werdet, ... aber glaubt fest, daß es euch zur
Pforte des Lebens wird ... Küßt immer wieder dies gesegnete Zeichen, umfangt
es mit Liebe ... Betrachtet es als euren größten Schatz!
Dreizehnte
Station: Betrachte,
mit welcher Liebe dieser Gerechte Meinen Leib vom Kreuze herabnimmt. Er salbt
ihn und legt ihn in die Hände Meiner Mutter. Sie betet ihn an, sie küßt ihn.
Ihre Tränen fallen auf Mein Antlitz, ... auf alle Meine Glieder, ... dann übergibt
sie Mich den Jüngern zum Begräbnis . . .
Auserwählte
Seelen, berufen als Bräute und Opfer, kommet! Nehmet Meinen Leib, umgebt ihn
mit dem Dufte eurer Tugend. Betet seine Wunden an, küsset sie ... laßt eure Tränen
auf Mein Antlitz fallen ... Dann legt Mich ins Grab eures Herzens ... Sagt auch
ein Wort der Teilnahme Meiner und eurer geliebten Mutter ...
Vierzehnte
Station:
Betrachte, mit welch liebender Sorgfalt man Mich ins Grab bettet. Es ist neu und
frei von aller Entweihung.
Seelen,
die ihr Mir durch eure heiligen Gelübde so eng verbunden seid, trachtet mit größter
Zartheit danach, daß euer Herz ganz rein sei, würdig, Mir als Grabstätte zu
dienen. Es sei das Heiligtum der Liebe, einer starken, großmütigen und beständigen
Liebe.
Schluß:
Küsse noch einmal Meine Wunden und bete das Miserere ...